Bayanbulak-Grasland

Di. 21.10.2014
Es kam die erwartet eindrucksvolle Busfahrt über das südliche Tianshan-Gebirge. Zuerst waren rötliche Berge und ein Flusstal zu sehen.

Berge und Flusstal
Berge und Flusstal

Dann erreichten wir einen Bergsee und ein Nomadendorf mit Jurten.

Bergsee
Bergsee

Und nun kam der Anstieg zum Pass über die verschneiten Berge. Hier überholte unser Bus den einen um den anderen Lastwagen auf der kurvigen Straße.

Kurviger Anstieg
Kurviger Anstieg

Ich sah von meinem oberen Liegeplatz glücklicherweise nur zur Seite heraus und vertraute dem Fahrer. Als wir über dem Pass auf der auf 2500m gelegenen Hochebene waren, gab es eine Pause.

Zu Füßen des Tianshan-Gebirges
Zu Füßen des Tianshan-Gebirges

Wenig später war die Sonne untergegangen und wir auch bald im Dorf Bayanbulak angekommen. Es war eiskalt und windig und ich war auf einer Straße, auf der links und rechts viele Leuchtreklamen in ausschließlich chinesischer Schrift waren.

Der Ort Bayanbulak
Der Ort Bayanbulak

Hier seien Unterkünfte zu finden, ließ mich der zweite Fahrer verstehen. Also ging ich ins erste Restaurant, das sich auch als Pension (Feng Yuan) herausstellte. Die Tochter des Hauses hatte ein Zimmer für mich. Der Vater meinte, ich solle mich setzen und ein paar Minuten warten. Wenig später kam die Polizei, zwei junge Burschen, die wohl offiziell absegnen sollten, dass ich als Ausländer hier zwei Nächte bleiben kann. Womöglich half mir hier mein Einladungsschreiben für die hiesige Region Xinjiang, so konnten sie gleich sehen, dass ich Individualtourist bin. Viele weitere Fragen hätten die beiden Polizisten mir auch nicht stellen können, denn sie sprachen kein Englisch. Nach einer Kopie meiner Dokumente inklusive Personalausweis verabschiedeten sich die beiden und ich bekam mein Zimmer, wofür ich der Familie sehr dankbar war.

Die Gastgeber-Familie
Die Gastgeber-Familie

Nach einem Abendessen und einem Bier schlief ich zu einem Live-Spiel der Champions League ein.

Mi. 22.10.2014
Zunächst wollte ich im Ort nach einem Ticket für meine Weiterfahrt am Folgetag schauen. Etwas weiter am Straßenrand stand tatsächlich der passende Bus nach Hejing. Der unfreundliche Busfahrer schickte mich mit einer Frau weg, die mich in ihr Restaurant nahm, wo’s keine Bustickets gab. Als ich herausfand, dass man die Tickets beim Bus direkt bekommt und darauf vertraute, dass es diese Verbindung auch am Folgetag geben würde, ging ich zurück ins Restaurant und bekam dort eine Riesenportion Fleisch mit Gemüse als Frühstück. Die zwei riesigen Manti nahm ich mit, ging zunächst durch’s Dorf und stieg die Treppen zum nahe gelegenen Hügel hoch. Am Gipfel waren an Tibet erinnernde bunte Stoffteile an Schnüren und ein Pavillon.

Berggipfel
Berggipfel

In der Gegend leben neben den Uiguren und Han-Chinesen auch buddhistische Mongolen. Wieder im Dorf suchte ich mir einen Fahrer für mein 40 km entferntes Ziel. Ich sprach eine Gruppe von Männern (Uiguren und Mongolen) an, hatte meinen Reiseführer dabei und zeichnete auf, was ich sehen möchte. Von einem Taxi wussten sie nicht so recht etwas, aber einer meinte, er könne mich fahren. Den Preis konnte ich akzeptabel runterhandeln, aber der vermeintliche Fahrer rufte jemanden an, der mich fahren sollte. Währenddessen war ich von über zehn Männern umringt, die an mir, meinem Reiseführer und unserer Verhandlung interessiert waren. Wir schauten gemeinsam ein paar Bilder von Xinjiang an und ich sagte, dass ich Deutscher wäre. Das fanden sie spannend, denn hier war ich als nichtchinesischer Staatsbürger eine Seltenheit. Kurz bevor doch noch ein Taxi auftauchte, war ich in den Kia meines jungen Fahrers eingestiegen. Er hörte uigurische Musik und sang manchmal mit. Als wir Kamele sahen, hielt er an. Schnell merkte er, dass sie zu weit weg waren und so stiegen wir durch den Zaun, damit ich ein Foto aus nächster Nähe bekommen konnte.

Mit Kamelen
Mit Kamelen

Im Schwanensee waren tatsächlich noch zwei Schwäne, aber teils war der See schon zugefroren.

Schwanensee
Schwanensee

Auf dem Weg stand eine Jurte, auch gab es grasende Schafe und Kühe. Kurz vor dem Ziel war eine Ziehharmonika-Absperrung, die der Fahrer zusammenschob, nachdem er im Häuschen daneben niemanden vorfand. Und dann tat sich ein unglaublich schönes Panorama auf, bis hin zu den verschneiten Bergen des Tianshan.

Blick über den Kaidu bis zum Tianshan-Gebirge
Blick über den Kaidu bis zum Tianshan-Gebirge

Richtung Westen konnten wir die vielen Schleifen des Flusses Kaidu sehen, der auch als Jiuqu Shibawan (Neun Mäander und 18 Biegungen) bekannt ist.

Flussschleifen des Kaidu
Flussschleifen des Kaidu

Auch fotografierten wir uns noch zusammen.

Mit meinem Fahrer vor dem Panorama
Mit meinem Fahrer vor dem Panorama

Auf dem Rückweg hielten wir noch am buddhistischen Barun-Tempel.

Barun-Tempel
Barun-Tempel

Nach dem Abschied zog es mich nochmals an den Fluss zu Füßen der Berge.

Am Fluss beim Ort Bayanbulak
Am Fluss beim Ort Bayanbulak

Auf der gegenüberliegenden Flussseite grasten unzählige Yaks, auf meiner Seite ein paar Schafe.

Yaks am Flussufer
Yaks am Flussufer

Etwas weiter bei der Brücke über den Fluss waren Pferde.

Pferde am Flussufer
Pferde am Flussufer

Über der Brücke ergab sich nochmals ein schöner Blick.

Schöne Ansicht
Schöne Ansicht

Weil es noch hell war, stieg ich ein zweites Mal die Treppen hoch auf den Hügel und blickte rundum und auf das Dorf Bayanbulak.

Vor dem Dorf Bayanbulak
Vor dem Dorf Bayanbulak

Unten waren zwei Kinder. Einem half ich, die Kette wieder auf’s Rad zu bringen.

Ein mongolischer und ein uigurischer Junge (meiner Einschätzung nach)
Ein mongolischer und ein uigurischer Junge (meiner Einschätzung nach)

Ich trieb mich noch draußen rum, bis es dunkel wurde und ließ mir dann in der Pension ein scharfes Gericht mit Kartoffeln und Gemüse geben. Danach kümmerte ich mich um meinen Blog.

Do. 23.10.2014
Früh stand ich auf und wurde von einem Bus die paar hundert Meter zum Busbahnhof mitgenommen, wo ich offiziell ein Ticket bekam und in den richtigen Bus umstieg. Dieser stellte sich nach einer Weile an die bekannte Stelle vom Vortag und wartete, bis mehr Passagiere dazukamen. Ein mongolischer Schafhirte, der seine Freundin zum Bus brachte, sprach mich auf englisch an und er und seine Freunde interessierten sich für meine Reisefotos auf der Digitalkamera. Sie erkannten meinen Fahrer vom Vortag und hatten einen ganz anderen Blick auf die Fotos, so bewunderten sie die Pferde einer Sankt Petersburger Kutsche und die touristischen Jurten bei den Kalas in Usbekistan. Sie fragten auch, ob es in den russischen Bergen bei Kirowsk keine Schafe gab. Nach vier Stunden war der Bus voll inklusive drei Welpen und vier Säcken aus der Privatscheune eines Passagiers, die wir noch ansteuerten. Ich war etwas unruhig, weil ich nicht wusste, ob ich meinen Anschluss-Nachtzug in Hejing aufgrund der späten Abfahrt noch bekommen würde. Die Fahrt war wiederum sehenswert mit Sicht auf das Tianshan-Gebirge. Vor einem Flusstal machten wir Halt.

Tal auf dem Weg nach Hejing
Tal auf dem Weg nach Hejing

Im Flusstal gab es Lehmhaus-Siedlungen, Jurtendörfer und weidende Kühe. Letztlich hatten wir die Berge hinter uns und zur Dämmerung kamen wir in der beleuchteten Kleinstadt Hejing an. Dort half mir ein Sicherheitsbeamter ungefragt weiter: Mit dem Taxi kam ich zum Bahnhof.

Kuqa

Mo. 20.10.2014
In der Dunkelheit ging ich laut Stadtplan zum Lidu Hotel, das ich von meinen Recherchen im Vorfeld kannte und von dem ich hoffte, dass es Ausländer aufnehmen würde. In der Tat nahm mich die junge Frau an der Rezeption auf, auch wenn wir kaum miteinander kommunizieren konnten. Nun hatte ich das bisher luxuriöseste Zimmer meiner Reise.

Mal etwas Luxus zur Abwechslung
Mal etwas Luxus zur Abwechslung

Im Fernseher schaute ich noch ein altes Spiel der Dallas Mavericks mit Dirk Nowitzki an.

Di. 21.10.2014
Beim Frühstück freute und wunderte sich eine junge Frau, auch Hotelgast, dass ich hier reise, obwohl kaum einer englisch spricht.

Straßenszene nahe meines Hotels
Straßenszene nahe meines Hotels

Am Busbahnhof bekam ich anstandslos ein Ticket für den gleichen Tag nach Bayanbulak. Die Kommunikation war zwar etwas schwierig, aber die Dame blätterte geschickt in meinem Reiseführer, der auch die wichtigsten chinesischen Wörter beinhaltete, und zeigte auf die Stadt Xinyuan, das die Endstation meines Busses war. Nur musste ich mich noch sechs Stunden bis zur Abfahrt gedulden, aber das war kein Problem. Ich hatte damit gerechnet, dass es keine Busse gab oder ich als Ausländer dort nicht hinfahren durfte. Ich kam dem Traum vom Bayanbulak-Grasland immer näher und war nun außerhalb meines Plans (Visumsantrag) unterwegs. Mit Sack und Pack ging ich zu einem Kleinrestaurant und aß ein paar Manti und bekam in der langen Zeit, in der ich an meinem Blog schrieb, drei Kannen Tee.

Die Straße mit den vielen uigurischen Kleinrestaurants
Die Straße mit den vielen uigurischen Kleinrestaurants

Eine Toilette gab es dort nicht, drum ließ ich meinen großen Rucksack dort stehen und suchte auf dem Markt nach einer. Was hatte ich im Vorfeld darüber gelacht, dass ich so toll auf chinesisch nach der Toilette fragen kann. Nun war mir das in meiner Not mehr als hilfreich und ich war dem Mann mit Toilettenpapier am Eingang und der Rinne mit umgebener Kabine ohne Tür unendlich dankbar. In der Fußgängerzone mit Marktständen und Einkaufsläden wurde ich in allen drei Abschnitten von Sicherheitskräften durchsucht.

Markt in der Fußgängerzone
Markt in der Fußgängerzone

Insgesamt war ich von der enormen Militärpräsenz in der Stadt überrascht. Am Busbahnhof wusste ich nicht so recht, wo ich hin musste. Da schaute nach der Sicherheitskontrolle ein Mann auf mein Ticket und nahm mich mit. Es war einer der Fahrer des Busses, der mich zu seinem Liegebus brachte, mir eine Tüte für meine Schuhe gab und mich auf meinen Platz wies.

Kashgar

Fr. 17.10.2014
Mit der Landung in Ürümqi war ich also auf chinesischem Boden, aber noch nicht eingereist. Vor der Passkontrolle war ein unkoordiniertes Gedränge und ich war trotz aller Mühen einer der letzten, der zu den Passkontroll-Schlangen durfte. Das wäre mir egal gewesen, aber ich musste in der knappen Umsteigezeit mein Gepäck holen und neu aufgeben, also war ich doch etwas angespannt. Nun kam mein Zweitpass ins Spiel. Ich antwortete, dass ich aus Bischkek eingereist war. Der Beamte suchte nicht nach einem kirgisischen Stempel, sondern haute mir den chinesischen drauf und das war’s. Mein Gepäck fand ich auf dem falsch ausgezeichneten Band wieder und gelangte nach mehrmaligem Durchfragen zur Gepäckaufgabe, knapp aber noch rechtzeitig. Nun war der Weg nach Kashgar frei. Im Flugzeug konnte ich von meinem Fensterplatz sehen, wie wir erneut über das verschneite Tianshan-Hochgebirge flogen.

Flug über das Tianshan-Gebirge
Flug über das Tianshan-Gebirge

Im zweiten Teil des Fluges konnte ich nur ins wüstenneblige Nichts oberhalb der Sandwüste Taklamakan schauen. Am Flughafen Kashgar fand ich in der Abflughalle einen chinesischen Geldautomaten und war wieder flüssig. Allerdings war der Minibus abgefahren und ich musste ein Taxi nehmen. Der uigurische Fahrer wollte mir einen Kashgar-Stadtplan geben, den ich mir aber bereits am Flughafen besorgt hatte. Ich stellte schnell fest, dass hier die von den Chinesen gebauten Straßen breiter waren und es etwas geordneter als auf den kirgisischen Straßen zuging. Auffallend waren die vielen Elektroroller und das gar nicht chinesisch aussehende Volk der Uiguren. Von Kirgisistan kommend war das kaum eine Umstellung, weder äußerlich noch sprachlich: Uigurisch gehört ebenfalls zu den Turksprachen, auch wenn die arabische Schrift verwendet wird. Zuverlässig wurde ich an der Id-Kah-Moschee herausgelassen und bekam gleich einen Eindruck von der lebendigen Altstadt: Um die Moschee saßen ältere Männer zumeist mit Ziegenbart und Tubeteika, auf der Straße wurde Obst, Brot und Hammelfleisch verkauft und durch die schmale Straße schoben sich Fußgänger, Elektroroller und dreirädrige Pickups. Die Menschen zeigten sich mir als westlichen Touristen eher als zurückhaltend und keinesfalls als aufdringlich. Dennoch wurde ich ohne zu fragen von einem jungen Mann auf den Eingang zum Pamir Youth Hostel im dritten Stock hingewiesen. Ich fühlte mich direkt wohl und sicher in der Stadt. Im Hostel konnte ich von der schönen Terrasse auf die Straße blicken.

Blick auf die Norbesh-Straße
Blick auf die Norbesh-Straße

Immer wieder dudelte auch die hier überhaupt nicht herpassende Melodie von „We wish you a merry Christmas and a happy new year“ auf der Straße und ich konnte bis zum Schluss nicht ausmachen, woher genau. Dann machte ich mich los und ging durch diese Straße, aß ein dort lecker zusammengemischtes und gewürztes Gericht, fand auch ein Flaschenbier für den Abend und ging entlang eines Handwerkmarkts zum Flüsschen Tuman und über die Hauptstraße wieder zurück. Bei Dunkelheit genoss ich wieder den Blick von der Terrasse und kam mit einem Holländer und einer Malaysierin ins Gespräch.

Nächtlicher Blick auf die Norbesh-Straße
Nächtlicher Blick auf die Norbesh-Straße

Nun hörte man aus der Ferne immer wieder ein Trommeln und Tröten, das von fahrenden Hochzeitsgesellschaften kam. Im Sechser-Zimmer waren neben mir noch ein Paar aus Peking und ein junger Chinese.

Sa. 18.10.2014
Zu Beginn des Tages schaute ich mir die neben dem Hostel stehende Id-Kah-Moschee an.

Vor der Id-Kah-Moschee
Vor der Id-Kah-Moschee

Das Innengelände war sehr schön hergerichtet: eine kleine Allee, Grünanlagen, ein Teich und Gebetsflächen, die mit Teppichen ausgelegt werden können.

Allee im Gelände der Id-Kah-Moschee
Allee im Gelände der Id-Kah-Moschee

Die Räumlichkeiten hatten schöne Holzdecken und -säulen, typisch für die Seidenstraße, auf der ich mich wieder befand. Nun machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Dort erzählte ein Mann etwas und zwanzig andere Männer standen mit verwunderten Gesichtern und offenen Mündern rundum. Das ist eine ganz typische Straßenszene in Kashgar, aber ich stand womöglich ebenfalls mit offenem Mund daneben und betrachtete die uigurischen Gesichter. Im Bus gab es beim Einstieg einen wie eine Spendenbox aussehenden Einwurf für den 1-Yuan-Schein, den Fahrpreis. Drin war alles auf chinesisch, auch die einen vollplerrende Werbung am Fernsehschirm. Am Bahnhof tauschte ich meinen Ausdruck von der chinesischen Online-Reiseagentur in richtige Zugtickets um, wofür ich durch zwei Sicherheitskontrollen gehen musste. Geschickt erwischte ich einen Bus direkt zum Apak-Hotscha-Grabmal, einem sehr schönen typischen Seidenstraßen-Bau mit glasierten Kacheln und einer Freitagsmoschee mit individuell gestalteten Holzsäulen.

Apak-Hotscha-Grabmal
Apak-Hotscha-Grabmal
Holzsäulen
Holzsäulen bei der Freitagsmoschee

Rundum waren Rosengarten und im Inneren unter der Kuppel waren die Gräber des im 17. Jahrhundert Herrschenden und seiner Familienangehörigen, wobei seine Enkelin Xiang Fei (duftende Konkubine) erwähnenswert ist, die zuvor uigurische Aufständische anführte, aber besiegt wurde und als Konkubine des Kaisers Qianlong endete. Auch außen war eine riesige Grabanlage. Beim östlichen Stadtsee Dong Hu traf ich auf riesige Kontraste: auf der einen Seite waren riesige neu gebaute Hochhäuser, Kräne und ein Riesenrad, auf der anderen Seite eine uralt wirkende uigurische Flachdach-Lehmhäuser-Siedlung.

Hochhäuser, Riesenrad und Flachdach-Lehmhäuser-Siedlung
Hochhäuser, Riesenrad und Flachdach-Lehmhäuser-Siedlung

Um den See hatten die Chinesen eine schöne Grünfläche und Ruheoase geschaffen.

Am Ostsee der Stadt
Am Ostsee der Stadt

Auf der Straße konnte ich einen der wenig übrig gebliebenen Eselskarren vor dem Hintergrund der Hochhäuser sehen, sonst war größtenteils Elektroantrieb angesagt.

Großer Kontrast
Großer Kontrast

Um den und im Volkspark spielten Männer- oder Frauengruppen Karten oder Schach. Oft standen andere drumrum und wussten es vermeintlich besser, wo die letzte Schachfigur hätte hingestellt werden müssen. Im Volkspark war ein boomender Rummel mit allen möglichen Fahrgeschäften und staunenden Menschen drumrum. Zuletzt schaute ich mir noch das Grab von Yusup Has Hajip, einem uigurischen Dichter des 11. Jahrhunderts, an. Auch dies war ein beeindruckender Bau mit glasierten Kacheln und einem Rosengarten.

Grab von Yusuf Has Hajip
Grab von Yusup Has Hajip

Auf dem Rückweg ging ich am dem Platz des himmlischen Friedens nachgeahmten Hauptplatz mit riesiger Mao-Zedong-Statue und chinesischer Flagge vorbei durch die Altstadt mit ihren vielen Läden.

Mao-Zedong-Statue und chinesische Flagge
Mao-Zedong-Statue und chinesische Flagge

Im Hostel kam ich nun mit Max aus Holland näher ins Gespräch und wir gingen später noch auf den Nachtmarkt um die Ecke, auf dem Essen aller Art angeboten wurde. Wir aßen bei einem Jungen verschiedene Spieße mit Soße und nach Wahl etwas Schärfe und danach aufgeschnittene Honig- und Wassermelonen.

Verschiedene Spieße auf dem Nachtmarkt
Verschiedene Spieße auf dem Nachtmarkt

Unsere Melonenreste landeten bei den anderen, direkt neben einem Schild, auf dem stand, dass man keinen Müll auf den Boden werfen darf. Unglaublich viele Eindrücke prasselten auf dem Nachtmarkt auf mich nieder.

Essensstände auf dem Nachtmarkt
Essensstände auf dem Nachtmarkt

Später trafen wir im Hostel den fröhlich aufgelegten Japaner Kenta und beschlossen, dass wir am nächsten Tag gemeinsam zum Viehmarkt gehen werden.

So. 19.10.2014
Ren aus Guangzhou schloss sich ebenfalls an und wir aßen erst mal in der Altstadt zu viert 20 Hammelfleisch-Schaschlikspieße zum Frühstück. Kenta war in der Woche zuvor schon auf dem Viehmarkt und kannte die Busverbindung. Im Bus gabelten wir noch meinen chinesischen Zimmergenossen Vincent auf und waren somit zu fünft. Der Viehmarkt war vergleichbar mit denen in Kirgisistan, aber es gab auch Kamele, Yaks, Ziegen und Esel, dafür keine Pferde.

Riesige Kamele
Riesige Kamele
Yaks
Yaks
Eselmarkt
Eselmarkt

Wir konnten auf dem großen, geordneten Viehmarkt schön an alle Tiere im Sauberen herankommen. Am Rande des Marktes wurde Essen jeglicher Art verkauft, z.B. frisch gebackenes Brot und Fleisch von frisch geschlachteten Schafen.

Essensstände auf dem Viehmarkt
Essensstände auf dem Viehmarkt

An einer Stelle lagen Fell, Innereien und Schafkopf noch daneben. An der Bushaltestelle standen viele Uiguren, die sich für uns interessierten. Als Kenta seinen japanischen Pass herausholte, war er von einer Traube staunender Männer umgeben.

Kenta umgeben von Einheimischen
Kenta umgeben von Einheimischen

Gemeinsam gingen wir durch den Sonntagsmarkt, auf dem es alles zu kaufen gab. Bei den Trockenfrüchten und Walnüssen schlugen wir zu, konnten aber schwer die hoch angesetzten Preisvorschläge zu akzeptablen Preisen herunterhandeln.

Trockenfrüchte und Walnüsse auf dem Sonntagsmarkt
Trockenfrüchte und Walnüsse auf dem Sonntagsmarkt

Am interessantesten war der bunte Seidenmarkt, auf dem sich unzählige Frauen tummelten und auch einkauften.

Seidenmarkt
Seidenmarkt

Der Heimweg führte uns durch die Flachdach-Lehmhäuser-Siedlung, in der Kinder spielten und ein dreirädriger Pickup um unsere fotografierende Gruppe schoss.

In der Flachdach-Lehmhäuser-Siedlung
In der Flachdach-Lehmhäuser-Siedlung

In der angrenzenden östlichen Altstadt wurde ebenfalls auf der Straße verkauft: Brot, Gemüse, Tee und Töpferwaren. Zudem waren oder wurden die Häuser mit aufwändigen Verzierungen versehen.

Töpferwaren in der köstlichen Altstadt
Töpferwaren in der östlichen Altstadt

Für ein gemeinsames Abendessen im Hostel besorgte Ren Fleisch und ich Bier und wir saßen auf der Terrasse zusammen, wo sich später Jimmy aus Taiwan dazugesellte.

Abendessen mit Kenta, Vincent, Max und Ren
Abendessen mit Kenta, Vincent, Max und Ren

Obwohl uns das Bier bald ausging und manch einer müde war, saßen wir noch sehr lange zusammen: Ich bekam neue Einträge in mein Büchlein, wir tauschten die Kontaktdaten aus, hörten Musik (z.B. Whatever von Oasis oder Atlas‘ Hands von Benjamin Francis Leftwich, beides Hymnen für Langzeitreisende) und machten Fotos.

Gruppenbild mit Max, Ren, Kenta, Jimmy und Vincent
Gruppenbild mit Max, Ren, Kenta, Jimmy und Vincent

Auch andere Hostelgäste wollten ein Foto mit Max, dem Jungen mit dem goldenen Haar. Jimmy holte seine Polaroid-Kamera und schenkte mir ein gemeinsames Foto und Vincent schnappte sich die Gitarre des Hostels und spielte. Irgendwie konnten und wollten wir an dem Abend nicht voneinander gehen. Zum Schluss hörten wir uns noch unsere verschiedenen Nationalhymnen an und dann beendeten wir den Tag. Im Zimmer sagte mir Vincent noch, dass der Westsee in seiner Studentenstadt Hangzhou auf der Rückseite des 1-Yuan-Scheins abgebildet ist.

Mo. 20.10.2014
Kenta und ich hatten den gleichen Zug für die Weiterfahrt, darum gingen wir zusammen zum Bahnhof. In der Wartehalle erkannte uns ein Mann vom Viehmarkt wieder. Leider war ich drei Waggons weiter als Kenta, aber nach einem Ruhepäuschen besuchte ich ihn in seinem Waggon und wir unterhielten uns z.B. darüber, dass er drei Jahre lang 90 Stunden pro Woche gearbeitet hat.

Mit Kenta im Zug
Mit Kenta im Zug

Später unterhielten wir uns über ein Übersetzer-Programm mit einem jungen Chinesen, der den deutschen Fußball etwas kannte. Nach dem Abschied von Kenta schauten die zwei Männer in meinem Abteil auf meinen deutschen Pass, aber viel Kommunikation war leider nicht möglich, zudem war ich bereits in Kuqa angekommen.

Bischkek (3)

Mi. 15.10.2014
Mit dem Flugzeug überflog ich in 50 Minuten all die Berge, die wir in der Woche zuvor in der langen Minibusfahrt bezwungen hatten.

Blick über die Berge
Blick über die Berge

Im Hostel wurde ich auf deutsch vom Mädchen an der Rezeption begrüßt. Nun konnte ich Bischkek doch noch bei Sonnenschein erleben und ging zum Ala-Too-Platz, wo am riesigen Fahnenmast gerade Wachablösung war und eine kirgisische Familie ein Foto machte.

Ala-Too-Platz
Ala-Too-Platz

Später gab es vor der Statue von Kurmandschan Datka im Rahmen des Internationalen Festivals zum 150. Jahrestag von Toktogul Aufführungen von traditionellen Musik- und Tanzgruppen aus der Gegend in und um Kirgisistan. Eine Dame machte mit einem Blättchen einen beatboxähnlichen Technosound, der immer wieder auch ländliche, traditionelle Töne beinhaltete.

Beeindruckende Vorstellung
Beeindruckende Vorstellung

Eine Mädchengruppe tanzte elegant in bunten traditionellen Kleidern.

Eleganter Tanz
Eleganter Tanz

Und selbstverständlich wurde auf dem Komus, einem dreisaitigen kirgisischen Zupfinstrument, gespielt.

Junge Komus-Spieler
Junge Komus-Spieler

Im Hostel kümmerte ich mich abends um meine Weiterreise nach China.

Do. 16.10.2014
Ich machte mich auf den Weg zum Siegesplatz, auf dem sich später eine Hochzeitsgesellschaft tummelte.

Siegesplatz
Siegesplatz

Im Hostel las ich die letzte Geschichte (Aug in Auge) von Tschingis Aitmatow und war etwas wehmütig, von Kirgisistan Abschied nehmen zu müssen. Über das Opernhaus ging ich nochmal zum Ala-Too-Platz und schrieb dort Postkarten, wo ein Jugendlicher passend zur Sonnenuntergangs- und Abschiedsstimmung auf der Gitarre spielte und leise sang.

Jugendlicher Gitarrenspieler und seine Freunde
Jugendlicher Gitarrenspieler und seine Freunde

Nach dem Sonnenuntergang kehrte ich dem großen Platz den Rücken.

Blick Richtung Ala-Too-Platz am Abend
Blick Richtung Ala-Too-Platz am Abend

In der Kneipe Edgar gönnte ich mir zum Abschied ein halbes Hähnchen und einige Steinbräu-Biere, die von einem deutschen Brauhaus in Bischkek kommen, während eine Jazzcombo Musik machte. Draußen in der Dunkelheit war laute Musik zu hören: Da war eine fahrbare Karaoke-Musikbox. Ich wurde eingeladen mich dazuzusetzen und hätte sogar englische Musik singen können. Ich lauschte dann doch lieber den kirgisischen Popsongs, die die jungen Leute sangen. Auch eine junge Frau sang und ihr Freund hielt sie und ihre Handtasche dabei.

Straßen-Karaoke
Straßen-Karaoke

Fr. 17.10.2014
Ganz früh vermachte ich mein Russisch-Wörterbuch und mein Tschingis-Aitmatow-Buch der deutsch sprechenden Rezeptionistin und meinen Lonely Planet Central Asia dem Hostel. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln schaffte ich es zum Flughafen, wo ich meinen Ausreisestempel bekam. Der Flug nach Ürümqi war sehr sehenswert: Wir flogen über fast das komplette Tianshan-Gebirge und ich nahm Abschied von Kirgisistan.