Bayanbulak-Grasland

Di. 21.10.2014
Es kam die erwartet eindrucksvolle Busfahrt über das südliche Tianshan-Gebirge. Zuerst waren rötliche Berge und ein Flusstal zu sehen.

Berge und Flusstal
Berge und Flusstal

Dann erreichten wir einen Bergsee und ein Nomadendorf mit Jurten.

Bergsee
Bergsee

Und nun kam der Anstieg zum Pass über die verschneiten Berge. Hier überholte unser Bus den einen um den anderen Lastwagen auf der kurvigen Straße.

Kurviger Anstieg
Kurviger Anstieg

Ich sah von meinem oberen Liegeplatz glücklicherweise nur zur Seite heraus und vertraute dem Fahrer. Als wir über dem Pass auf der auf 2500m gelegenen Hochebene waren, gab es eine Pause.

Zu Füßen des Tianshan-Gebirges
Zu Füßen des Tianshan-Gebirges

Wenig später war die Sonne untergegangen und wir auch bald im Dorf Bayanbulak angekommen. Es war eiskalt und windig und ich war auf einer Straße, auf der links und rechts viele Leuchtreklamen in ausschließlich chinesischer Schrift waren.

Der Ort Bayanbulak
Der Ort Bayanbulak

Hier seien Unterkünfte zu finden, ließ mich der zweite Fahrer verstehen. Also ging ich ins erste Restaurant, das sich auch als Pension (Feng Yuan) herausstellte. Die Tochter des Hauses hatte ein Zimmer für mich. Der Vater meinte, ich solle mich setzen und ein paar Minuten warten. Wenig später kam die Polizei, zwei junge Burschen, die wohl offiziell absegnen sollten, dass ich als Ausländer hier zwei Nächte bleiben kann. Womöglich half mir hier mein Einladungsschreiben für die hiesige Region Xinjiang, so konnten sie gleich sehen, dass ich Individualtourist bin. Viele weitere Fragen hätten die beiden Polizisten mir auch nicht stellen können, denn sie sprachen kein Englisch. Nach einer Kopie meiner Dokumente inklusive Personalausweis verabschiedeten sich die beiden und ich bekam mein Zimmer, wofür ich der Familie sehr dankbar war.

Die Gastgeber-Familie
Die Gastgeber-Familie

Nach einem Abendessen und einem Bier schlief ich zu einem Live-Spiel der Champions League ein.

Mi. 22.10.2014
Zunächst wollte ich im Ort nach einem Ticket für meine Weiterfahrt am Folgetag schauen. Etwas weiter am Straßenrand stand tatsächlich der passende Bus nach Hejing. Der unfreundliche Busfahrer schickte mich mit einer Frau weg, die mich in ihr Restaurant nahm, wo’s keine Bustickets gab. Als ich herausfand, dass man die Tickets beim Bus direkt bekommt und darauf vertraute, dass es diese Verbindung auch am Folgetag geben würde, ging ich zurück ins Restaurant und bekam dort eine Riesenportion Fleisch mit Gemüse als Frühstück. Die zwei riesigen Manti nahm ich mit, ging zunächst durch’s Dorf und stieg die Treppen zum nahe gelegenen Hügel hoch. Am Gipfel waren an Tibet erinnernde bunte Stoffteile an Schnüren und ein Pavillon.

Berggipfel
Berggipfel

In der Gegend leben neben den Uiguren und Han-Chinesen auch buddhistische Mongolen. Wieder im Dorf suchte ich mir einen Fahrer für mein 40 km entferntes Ziel. Ich sprach eine Gruppe von Männern (Uiguren und Mongolen) an, hatte meinen Reiseführer dabei und zeichnete auf, was ich sehen möchte. Von einem Taxi wussten sie nicht so recht etwas, aber einer meinte, er könne mich fahren. Den Preis konnte ich akzeptabel runterhandeln, aber der vermeintliche Fahrer rufte jemanden an, der mich fahren sollte. Währenddessen war ich von über zehn Männern umringt, die an mir, meinem Reiseführer und unserer Verhandlung interessiert waren. Wir schauten gemeinsam ein paar Bilder von Xinjiang an und ich sagte, dass ich Deutscher wäre. Das fanden sie spannend, denn hier war ich als nichtchinesischer Staatsbürger eine Seltenheit. Kurz bevor doch noch ein Taxi auftauchte, war ich in den Kia meines jungen Fahrers eingestiegen. Er hörte uigurische Musik und sang manchmal mit. Als wir Kamele sahen, hielt er an. Schnell merkte er, dass sie zu weit weg waren und so stiegen wir durch den Zaun, damit ich ein Foto aus nächster Nähe bekommen konnte.

Mit Kamelen
Mit Kamelen

Im Schwanensee waren tatsächlich noch zwei Schwäne, aber teils war der See schon zugefroren.

Schwanensee
Schwanensee

Auf dem Weg stand eine Jurte, auch gab es grasende Schafe und Kühe. Kurz vor dem Ziel war eine Ziehharmonika-Absperrung, die der Fahrer zusammenschob, nachdem er im Häuschen daneben niemanden vorfand. Und dann tat sich ein unglaublich schönes Panorama auf, bis hin zu den verschneiten Bergen des Tianshan.

Blick über den Kaidu bis zum Tianshan-Gebirge
Blick über den Kaidu bis zum Tianshan-Gebirge

Richtung Westen konnten wir die vielen Schleifen des Flusses Kaidu sehen, der auch als Jiuqu Shibawan (Neun Mäander und 18 Biegungen) bekannt ist.

Flussschleifen des Kaidu
Flussschleifen des Kaidu

Auch fotografierten wir uns noch zusammen.

Mit meinem Fahrer vor dem Panorama
Mit meinem Fahrer vor dem Panorama

Auf dem Rückweg hielten wir noch am buddhistischen Barun-Tempel.

Barun-Tempel
Barun-Tempel

Nach dem Abschied zog es mich nochmals an den Fluss zu Füßen der Berge.

Am Fluss beim Ort Bayanbulak
Am Fluss beim Ort Bayanbulak

Auf der gegenüberliegenden Flussseite grasten unzählige Yaks, auf meiner Seite ein paar Schafe.

Yaks am Flussufer
Yaks am Flussufer

Etwas weiter bei der Brücke über den Fluss waren Pferde.

Pferde am Flussufer
Pferde am Flussufer

Über der Brücke ergab sich nochmals ein schöner Blick.

Schöne Ansicht
Schöne Ansicht

Weil es noch hell war, stieg ich ein zweites Mal die Treppen hoch auf den Hügel und blickte rundum und auf das Dorf Bayanbulak.

Vor dem Dorf Bayanbulak
Vor dem Dorf Bayanbulak

Unten waren zwei Kinder. Einem half ich, die Kette wieder auf’s Rad zu bringen.

Ein mongolischer und ein uigurischer Junge (meiner Einschätzung nach)
Ein mongolischer und ein uigurischer Junge (meiner Einschätzung nach)

Ich trieb mich noch draußen rum, bis es dunkel wurde und ließ mir dann in der Pension ein scharfes Gericht mit Kartoffeln und Gemüse geben. Danach kümmerte ich mich um meinen Blog.

Do. 23.10.2014
Früh stand ich auf und wurde von einem Bus die paar hundert Meter zum Busbahnhof mitgenommen, wo ich offiziell ein Ticket bekam und in den richtigen Bus umstieg. Dieser stellte sich nach einer Weile an die bekannte Stelle vom Vortag und wartete, bis mehr Passagiere dazukamen. Ein mongolischer Schafhirte, der seine Freundin zum Bus brachte, sprach mich auf englisch an und er und seine Freunde interessierten sich für meine Reisefotos auf der Digitalkamera. Sie erkannten meinen Fahrer vom Vortag und hatten einen ganz anderen Blick auf die Fotos, so bewunderten sie die Pferde einer Sankt Petersburger Kutsche und die touristischen Jurten bei den Kalas in Usbekistan. Sie fragten auch, ob es in den russischen Bergen bei Kirowsk keine Schafe gab. Nach vier Stunden war der Bus voll inklusive drei Welpen und vier Säcken aus der Privatscheune eines Passagiers, die wir noch ansteuerten. Ich war etwas unruhig, weil ich nicht wusste, ob ich meinen Anschluss-Nachtzug in Hejing aufgrund der späten Abfahrt noch bekommen würde. Die Fahrt war wiederum sehenswert mit Sicht auf das Tianshan-Gebirge. Vor einem Flusstal machten wir Halt.

Tal auf dem Weg nach Hejing
Tal auf dem Weg nach Hejing

Im Flusstal gab es Lehmhaus-Siedlungen, Jurtendörfer und weidende Kühe. Letztlich hatten wir die Berge hinter uns und zur Dämmerung kamen wir in der beleuchteten Kleinstadt Hejing an. Dort half mir ein Sicherheitsbeamter ungefragt weiter: Mit dem Taxi kam ich zum Bahnhof.

4 Gedanken zu „Bayanbulak-Grasland“

  1. Hallo Berthold,
    es ist so schön von dir wieder zu lesen. Ehrlich gesagt haben wir mit Spannung schon darauf gewartet ;-).
    Sind einfach von deinem Mut, Erfahrungen sowie Erlebnissen sehr beeindruckt und wünschen dir auch weiterhin viel Gelassenheit und unvergessene Begegnungen!
    Viele Grüße aus Schorndorf
    Sarah & Daniel

  2. Hallo Berthold,

    Du erlebst Sachen und siehst Dinge, da kann ich nur staunen. Vielen Dank für Deinen tollen Blog, auch wenn Du ihn hoffentlich auch für Dich machst, um nach einem Jahr zu sehen, was Du alles erlebt hast. Na, hält Deine Energie und Lust auf Neues noch an?
    Wir machen hier ganz ordinäre Dinge. Wie z.B. Sonntag vor einer Woche von Mönchberg zum Cafe Fuchsbau nahe Hildrizhausen zu laufen. „Wir“ das waren im dem Falle Farina, Adel, Tina, Doro, Martin, Otmar und ich. Der Schönbuch präsentierte sich in seinen schönsten Herbstfarben.
    Jetzt gewöhnen sich hier alle erst mal wieder an die Winterzeit. Die Sonne steht inzwischen schon recht tief…
    Gute Reise weiterhin!
    Sandra

Schreibe einen Kommentar