Valdivia

Sa. 28.03.2015
Nach fünf anstrengenden Stunden im Bus steuerte ich das Airesbuenos Hostel an. Der Rezeptionist Jesús führte mich durchs ökofreundliche Hostel und gab mir Tipps zur Stadt. Ich informierte Francisco, den ich in Santiago kennen gelernt hatte, über meine Ankunft in dessen Heimatstadt. Gerade als ich mich mit einer fünfköpfigen deutsch-mexikanischen Studentengruppe aus Concepción im Schlafraum bekannt machte, kam zu meiner großen Freude Francisco vorbei und schlug vor, zu ihm zu gehen. Gemeinsam mit seinem rumänischen Freund Gabriel fuhren wir in Franciscos Auto mit lauter Musik durch die Stadt und kauften Bier und Rum für den Abend. In seinem Zuhause lernte ich seine Mutter Mirta, seine Schwester Vanessa mit Freund Christopher und die drei kleinen Hunde kennen. Mirta machte Pichanga für uns, eine chilenische Speise mit Pommes, Tomaten, Avocados und Oliven. Es kamen die Schwägerin mit zwei Kindern auf einen Kurzbesuch und später eine Freundin, die mit Franciscos Mutter ins Casino abdampfte. Auch der Vater Rogelio kam vom Zweitjob Taxifahren nach Hause und bot mir Pisco, einen grappaähnlichen Schnaps, an. Bier und Rum-Cola tranken wir ohnehin schon.

Mit Francisco in seinem Zuhause
Mit Francisco in seinem Zuhause

Um Mitternacht machten wir uns bei Regen mit dem Taxi auf ins Zentrum.

Mit Gabriel, Christopher, Francisco und Vanessa in der City Bar
Mit Gabriel, Christopher, Francisco und Vanessa in der City Bar

Es war eine wilde Nacht bis 6 Uhr und letztlich schlief ich gar nicht im Hostel, sondern bei Francisco im Gästezimmer.

So. 29.03.2015
Verkatert wachten wir auf, Mirta kochte für uns ein leckeres Mittagessen und Vanessa ließ erst mal das Lied Hangover laufen. Gabriel kam vorbei und wir gingen zu viert ins Zentrum an den Río Calle Calle und den Río Valdivia, wo es einen leckeren Erdbeersaft zu trinken und Seehunde zu bestaunen gab.

Mit Gabriel, Vanessa und Francisco am Río Valdivia
Mit Gabriel, Vanessa und Francisco am Río Valdivia

Im Hostel holte ich meinen Rucksack ab und verabschiedete mich herzlich von Jesús. Dann gingen wir zur von Deutschen gegründeten Brauerei Kunstmann, bestaunten das kleine Museum und aßen einen für Valdivia typischen Crudo, eine üppige Art Mettbrot, in der Brauereigaststätte.

Mit Francisco, Vanessa und Gabriel in der Brauereigaststätte Kunstmann
Mit Francisco, Vanessa und Gabriel in der Brauereigaststätte Kunstmann

Sogar das Bier schmeckte wieder und draußen machten wir unser Gag-Foto.

Wer ist wer?
Wer ist wer?

Zuhause hörten wir Live-Musik von James Blunt und Ed Sheeran und aßen selbstgebaute Hotdogs. Abschließend schaute ich mit Francisco den Film Seventh Son.

Mo. 30.03.2015
Zum Mittagessen gab es Cazuela und Franciscos Eltern Mirta und Rogelio interessierten sich auch für meine Familie.

Mit Rogelio und Mirta beim Mittagessen
Mit Rogelio und Mirta beim Mittagessen

Mirta wollte sich um meine Wäsche kümmern und so hauten wir diese in die Waschmaschine, obwohl sie zudem auf den kleinen Sohn Gael von Franciscos Cousine aufpassen musste. Francisco holte Leyla, eine Freundin, ab und wir fuhren zu dritt erst mal zur Deutschen Schule (Instituto Alemán Carlos Anwandter), wo ich immerhin in der Bibliothek etwas zur Schulgeschichte lesen konnte. Mir gefiel das Zitat an der Wand: „Nicht jeder Tag ist ein guter Tag, aber jeder Tag hat etwas Gutes.“ Auf der Fahrt zum 30 km nördlich gelegenen Parque Oncol begegneten wir einem Mann mit vier Pferden.

Pferde auf dem Weg zum Parque Oncol
Pferde auf dem Weg zum Parque Oncol

Mit dem Auto durften wir in den Nationalpark hineinfahren und beim ersten Aussichtspunkt konnten wir über die dichten Wälder des Regenwalds in dieser gemäßigten Klimazone sehen.

Mit Francisco und Leyla im Parque Oncol
Mit Francisco und Leyla im Parque Oncol

Später stellten wir uns waghalsig auf ein Holzwehr.

Mit Francisco auf einem Holzwehr
Mit Francisco auf einem Holzwehr

Dann begann die Wanderung auf den 715 m hohen Cerro Oncol durch den kühlen Wald.

Mit Francisco im Regenwald auf dem Weg zum Cerro Oncol
Mit Francisco im Regenwald auf dem Weg zum Cerro Oncol

Am Ende wurden wir mit einem wunderschönen Rundumblick belohnt.

Blick vom Cerro Oncol auf die Playa Pilolcura und den Pazifik
Blick vom Cerro Oncol auf die Playa Pilolcura und den Pazifik
Blick vom Mirador Chaihuín auf Valdivia
Blick vom Mirador Chaihuín auf Valdivia

Zum Sonnenuntergang steuerten wir den Playa Curiñanco an.

Playa Curiñanco
Playa Curiñanco
Abendsonne an der Playa Curiñanco
Abendsonne an der Playa Curiñanco
Mit Francisco und Leyla an der Playa Curiñanco
Mit Francisco und Leyla an der Playa Curiñanco

Bei Abenddämmerung fuhren wir in das Hafenstädtchen Los Molinos hinunter.

Bootshafen von Los Molinos
Bootshafen von Los Molinos

Dort gab es im Restaurant La Bahia leckere Empanadas gefüllt mit Shrimps und Käse. Zuhause fand ich im Gästezimmer meine fertig gewaschene und zusammengelegte Wäsche vor und bedankte mich bei Mirta mit einem Küsschen. Der Tag war noch lange nicht gelaufen, denn um halb 12 gingen Francisco, seine Eltern, Leyla und ich in die Sky Bar auf dem höchsten Gebäude der Stadt.

Blick von der Sky Bar aufs Rathaus und die Puente Pedro de Valdivia
Blick von der Sky Bar aufs Rathaus und die Puente Pedro de Valdivia

Bemerkenswert waren die Toiletten mit riesiger Fensterfront und direktem Blick auf Valdivia vom Toilettensitz aus. Um 1 Uhr ging’s hinunter ins Casino Dreams im Erdgeschoss. Es gab keinen Kleiderzwang und auch Alkohol und Zigaretten waren erlaubt. Besonders an den vielen glitzernden einarmigen Banditen war noch ordentlich ‚was los und man kam auch miteinander ins Gespräch. Da war der Zocker James, der von Las Vegas erzählte und von Kuba schwärmte und den Umstehenden, also auch mir, ein Getränk ausgab. Um 3 Uhr beendeten wir den langen Tag.

Di. 31.03.2015
Der Tag begann mit dem nächsten chilenischen Essen, Pastel de Papa.

Mit Francisco, Mirta, Gael und Vanessa beim Mittagessen
Mit Francisco, Mirta, Gael und Vanessa beim Mittagessen

Rogelio schenkte mir eine kleine chilenische Flagge mit Familiennamen und Datum meines Besuchs. Francisco zeigte mir sein Posaunen-Notenheft mit deutschen Armeemärschen, die er teils in der Zeit beim Militär spielte. Außerdem gestaltete er eine Collage mit Bildern von Valdivia und persönlichen Worten auf der Rückseite und brannte mir seine Fotos und Filme auf DVD. Gemeinsam fuhren wir zu seinem großen Bruder Rodrigo, der ein operiertes Knie hatte und mir ein Chile-Shirt schenkte. Weiter ging’s in den Botanischen Garten der Universidad Austral de Chile, in dem es viele Baumarten zu bewundern gab, auch fast im Río Cau Cau.

Im Botanischen Garten der Universidad Austral de Chile am Río Cau Cau
Im Botanischen Garten der Universidad Austral de Chile am Río Cau Cau

Mit dem Auto fuhren wir in den Parque Saval mit kleiner Lagune.

Mit Francisco im Parque Saval
Mit Francisco im Parque Saval

Am Ufer des Río Valdivia steht das U-Boot Submarino O’Brien.

Submarino O'Brien
Submarino O’Brien

Wir machten eine Führung ins Innere mit.

Mit Francisco im Submarino O'Brien
Mit Francisco im Submarino O’Brien
Das Innere des Submarino O'Brien
Das Innere des Submarino O’Brien

Im Café nebenan gab es einen Snack und ein letztes gemeinsames Bier.

Ein letztes Bier mit Francisco am Río Valdivia
Ein letztes Bier mit Francisco am Río Valdivia

Zuhause war Rodrigos vierjähriger Sohn Joaquín zu Gast, es gab Tee, ich erzählte Vanessa von meinen Reisen und präsentierte stolz meine Geschenke des Tages.

Mit den Geschenken der Familie
Mit den Geschenken der Familie

Ich musste mich von Vanessa und Christopher verabschieden und wenig später auch von Franciscos Eltern.

Abschied von Francisco, Mirta und Rogelio
Abschied von Francisco, Mirta und Rogelio

Dann brachte Francisco mich zum Busbahnhof, wo wir uns herzlich verabschiedeten.

Los Ángeles

Di. 24.03.2015
Kurz vor Los Ángeles wurde ich vom Busbegleiter geweckt und marschierte mit Gepäck Richtung Zentrum. An einer Kreuzung jonglierte ein Mann in beeindruckender Weise mit sechs Bällen mitten auf der Straße vor an der roten Ampel wartenden Autos und bekam von den Fahrern seinen gerechten Lohn in Form von Münzgeld. Im Zentrum bekam ich im Hostal Caupolican ein schönes Zimmerchen und sah auf dem Weg zum Abendessen die riesig wirkende Sonne untergehen.

Sonnenuntergang in den Straßen von Los Ángeles
Sonnenuntergang in den Straßen von Los Ángeles

Mi. 25.03.2015
Der Grund meines Besuchs im laut Reiseführer reizlosen Ort war die Suche nach Spuren der Vergangenheit meines Verwandten Helmut, der lange in Chile als Missionar und die letzten Jahre vor seinem Tod genau hier tätig gewesen war. Die zwei netten Damen in der Unterkunft kannten ihn nicht, machten mir aber Mut im Liceo Alemán del Verbo Divino nachzufragen. Hierhin hatten mich meine Recherchen geführt, aber ich hatte keine Antwort auf meine E-Mail bekommen. So ging ich zu dieser nahe gelegenen Schule.

Liceo Alemán del Verbo Divino
Liceo Alemán del Verbo Divino

Auf der einen Seite des umzäunten Blocks strömten gerade Schülerinnen und Schüler in gelben oder weißen T-Shirts mit Bundesadler-Schulwappen heraus. Die älteren unter ihnen trugen Hemden und manche sogar Krawatten. Es standen gelbe Schulminibusse bereit und manche Schüler wurden mit dem Auto abgeholt. Ich wollte mich nicht aufdrängen und ging zur anderen Seite, an der ich zuvor eine Klingel gesehen hatte. Nun war auch hier ein Schülerstrom und der Mann im weißen Arztkittel (vermutlich Lehrer) schickte mich zum Empfang wieder auf die andere Seite. Hier war ein Pförtner, der meinte, ich solle mal kurz warten. Daraufhin kam er mit der deutsch sprechenden Zoila wieder zurück. Diese nahm sich sofort Zeit für mich und führte mich in ein Besprechungszimmer, in dem sie mich zuerst interessiert fragte, wie wir Deutsche mit Angela Merkels Politik zufrieden sind. Dann erzählte ich von Helmut und zeigte ihr mein 20 Jahre altes Bild von ihm aus dem Internet. Sie kannte ihn und begann strahlend von seiner Intelligenz und Güte zu erzählen. Auf dem Weg zur leider abgeschlossenen zur Schule gehörenden Kirche Iglesia del Verbo Divino und zum Wohnhaus der Priester schüttelte ich dem jungen mexikanischen Pater Alejandro die Hand. Dann führte uns die Putzfrau Patricia ins Wohnhaus, wo ich den Koch René antraf. Wir gingen die Treppe hoch zu den Zimmern und klopften an einer Tür, aus der polnische Pater Andrzej herauskam und uns hereinbat. So stand ich also im Haus und im Zimmer, in dem „Padre Helmut“ seine letzten acht Jahre gewohnt hatte. Es sah wie ein schlichtes Hotelzimmer mit zusätzlichem Platz für den Schreibtisch aus. Dann kam der Koch René wieder hinzu und schenkte mir ein DIN-A5-Sterbebild mit aufgeklebtem Foto, einem der letzten, das es von Helmut gab, und mit einem Gebet und seinem Werdegang auf Spanisch. Außerdem wusste René, dass Helmut zudem für die kleine Gemeinde Chacayal eine knappe Stunde außerhalb zuständig war und wo ich sein Grab finden kann. Zoila versprach mir mich dort hinzuführen, aber zuerst durfte ich die hauseigene Kapelle betreten.

Kapelle im Priesterwohnhaus
Kapelle im Priesterwohnhaus

Mit Zoila verließ ich das Priesterwohnhaus.

Priesterwohnhaus des Liceo Alemán del Verbo Divino
Priesterwohnhaus des Liceo Alemán del Verbo Divino

An der Kirche vorbei gingen wir nochmal ins Schulgebäude.

Iglesia del Verbo Divino
Iglesia del Verbo Divino

Zoila zeigte mir noch mehr Räumlichkeiten der Schule. Im papiermäßig chaotisch aussehenden Kopierraum kramte sie in den Schränken, fand dort zwei Gebetsbücher und eine Postkarte, die Helmut gehörten, und schenkte mir diese. Vor dem Verlassen der Schule sagte sie einem Kollegen Bescheid, der auch Mathematiklehrer ist und mir einen herzlichen Händedruck gab. Und schon saßen wir im Taxi auf dem Weg zum Friedhof „Parque del Sur“. Dort gab es ein Bürohäuschen, in dem eine junge und schick angezogene Frau arbeitete und für uns in den Unterlagen nach dem genauen Ort des Grabes suchte. Mithilfe des Computers fand sie letztlich Helmuts Daten in einem riesigen von Hand geschriebenen Wälzer und führte uns über die grünen Wiesen zum Grabstein, auf dem die Namen drei weiterer Missionare standen. Die kleinen Grabsteine dieses Friedhofes waren horizontal in der Wiese verankert und bei manchen standen Blumentöpfe dabei. Außer grünen Wiesen gab es Bäume und ein paar kleine Denkmale. Zoila schlug vor, mit zudem das Schulgrundstück Fundo San José de Huaqui zu zeigen. Also fuhren wir zum anderen Ende aus der Stadt hinaus 10 km Richtung Norden. Auf der Fahrt erzählte mir Zoila, dass sie bis vor 15 Jahren Deutsch unterrichtete, dann aber zugunsten von mehr Englischstunden der Deutschunterricht komplett gestrichen wurde. Somit bekam sie andere Tätigkeiten an der Schule. Ich erfuhr auch, dass die Schüler von reicheren Familien aus der Umgebung kamen. An der Einfahrt zum Grundstück stand der freundliche Elías vor seinem Haus und ließ uns eintreten, während der Taxifahrer wartete. Auf dem Weg erklärte Zoila, dass die gesamte Schulgemeinschaft am Samstag vor der Karwoche hier zu einem gemeinsamen Kreuzweg herfährt. Es gab einen Hügel mit einem Kreuz drauf und eine Allee, die zu einer kirchlichen Grundschule (acht Jahre) mit Fußballplatz und Versammlungshaus führte.

Allee zur Escuela No. 58 San José de Huaqui
Allee zur Escuela No. 58 San José de Huaqui

Am Ende der Allee gab es auch ein Wohnhaus, aus dem sie den deutschen Padre Ernesto herausschrie, der Helmut ebenfalls kannte. Er erzählte, dass die Schule zwar in den letzten Jahren ein Defizit machte, aber Kindern aus ärmeren und schwierigeren Familienverhältnissen die Chance gab. Ich hätte auch noch einen Kaffee bekommen, aber Zoila musste zurück zur Schule und die liegen gebliebene Arbeit nachholen. Als wir mit dem Taxi wieder zur Schule zurückkamen, wurde mir bewusst, dass sie sich insgesamt drei Stunden für mich Zeit genommen hatte.

Mit Zoila vor dem Liceo Alemán del Verbo Divino
Mit Zoila vor dem Liceo Alemán del Verbo Divino

Hier standen ein Junge und ein Mädchen in den schönen Schul-T-Shirts.

Schulkinder des Liceo Alemán del Verbo Divino
Schulkinder des Liceo Alemán del Verbo Divino

Dann sagte uns der Pförtner, dass der Direktor, ohne dass ich wusste, wer das ist, mich für den nächsten Tag zum Mittagessen eingeladen hatte. Ich sollte also wieder kommen. Später wollte ich im Zentrum das Tucafe aufsuchen, das laut Padre Ernesto von einer Frau aus Helmuts und meiner Heimat betrieben wird. Dabei geriet ich in die kirchlich organisierte Demonstration gegen die Lockerung des in Chile sehr strengen Abtreibungsgesetzes. An einer Straßenecke sah ich einen jungen Mann und zwei Frauen mit einem kleinen Schild dafür. Die Demonstration lief friedlich ab: Die Polizei regelte den Verkehr und die Menschen liefen mit Plakaten und weißen und roten Luftballons koordiniert die Straßen entlang.

Anti-Abtreibungs-Demonstration
Anti-Abtreibungs-Demonstration

Es waren junge und alte Menschen, darunter ganze Familien und erstaunlich viele Frauen beteiligt. „Sí a la vida, no al aborto“ (Ja zum Leben, nein zur Abtreibung) wurde skandiert. Es gab ein Begleitfahrzeug mit Lautsprechern und eine Gruppe von Trommlern, die für eine Stimmung wie bei einem Samba-Festival sorgten. Am Ende strömten die Menschen in die Kathedrale, in der ein Gottesdienst stattfand.

Demonstranten vor der Kathedrale
Demonstranten vor der Kathedrale

Nun ging ich ins Tucafe und das Mädchen an der Kasse kümmerte sich um meine Belange. Die Besitzerin war nicht da, aber ich bekam ein Handy in die Hand, an dem sie sich meldete. Ich erzählte vom Grund meines Besuchs und sie sagte, dass sie aus Aitrach käme und für gewöhnlich in der zugehörigen Konditorei außerhalb der Stadt arbeitete. Auch ohne Begegnung blieb ich für einen Abendsnack und einen Cappuccino hier. Auf dem Rückweg hörte ich nochmal Trommeln, folgte ihnen und fand eine kleine Gruppe an einem städtischen See vor, auf der Straße gegenüber war ein Rummelplatz, sogar mit Riesenrad.

Rummelplatz
Rummelplatz

Nun war aber genug und ich zog mich in mein Zimmer zurück, um die vielen Eindrücke des Tages zu verarbeiten.

Do. 26.03.2015
Wie ausgemacht war ich um 12 am Schuleingang und durfte zum Priesterwohnhaus gehen, wo ich die Pater Ernesto, Andrzej und den jungen Conrad aus Indonesien traf. Koch René war schon vorbereitet, Andrzej über ließ mir den alten Platz von Helmut und dann lernte ich den gesprächigen Direktor, Pater Sergio kennen. Gemeinsam aßen wir Suppe, Huhn, Reis und Krautsalat. Mir wurde sogar Wein angeboten und als Nachtisch gab es typisch deutsch und zur Freude Ernestos Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Nach dem Essen unterhielt ich mich noch länger mit Sergio über das Schulleben und er bot mir an, mich am Folgetag zum Fundo San José de Huaqui mitzunehmen, um mir noch mehr vom Land zu zeigen. Dann zeigte er mir auch die zeltförmige Schulkirche von innen.

Iglesia del Verbo Divino
Iglesia del Verbo Divino

Im riesigen Supermarkt war die Besonderheit, dass man an der Wurst- und Käsetheke eine Nummer ziehen musste. Bei Dunkelheit ging ich nochmal am Rummelplatz vorbei und im Fernsehen sah ich Bilder vom Hochwasser in der Atacama-Wüste.

Fr. 27.03.2015
Um 9 klingelte ich am Priesterwohnhaus, wo Pater Sergio schon bereit war und ich René und die Pater Andrzej und Conrad antraf. Mit seinem Pickup fuhren wir nach Huaqui und machten dort einen Spaziergang an wertvollen chilenischen Seifenrindenbäumen, australischem Eukalyptus und neuseeländischen Kiefern vorbei zu einem trüben See und zu einem neuerdings mit Algen bewachsenen See.

Zwillingssee
Zwillingssee

Leider mussten viele Bäume nach einem großen Waldbrand im letzten Jahr abgeholzt werden. Auch dieser Sommer war wieder trocken, in diesem Kalenderjahr hatte es noch gar nicht geregnet. Auf halbem Weg kamen Elías und der Deutsche Andreas, der ebenfalls auf dem Fundo arbeitet, mit einem Pickup hergefahren, um Pater Sergio für seine Arbeit in der Schule abzuholen. Andreas, der viele Jahre auf der Walz war und nun in Chile sesshaft geworden ist, spazierte mit mir zu einem von Schülern einer Forstschule gebauten Jägerstand.

Vor den Ländereien des Fundo San José de Huaqui
Vor den Ländereien des Fundo San José de Huaqui

Es war auch noch Zeit für eine abenteuerliche Pickup-Fahrt zum Fluss Huaqui.

Der Fluss Huaqui
Der Fluss Huaqui

Dann nahm ich das Angebot an, noch länger bei Andreas zu bleiben, und verabschiedete mich von Pater Sergio.

Mit Pater Sergio
Mit Pater Sergio

Nach einer Snack-Pause in der Küche in einem Schuppen war ich bei manchen Arbeiten dabei und wurde gleichzeitig noch mehr durchs 700 Hektar große Grundstück gefahren.

Alte und neu gepflanzte Bäume
Alte und neu gepflanzte Bäume

Beim Einsetzen von Markierungen für eine bevorstehende Hochspannungsleitung sangen wir spontan ”Heute hier, morgen dort“ im Beisein von Elías. Durch den Wald ging’s an weitere Stellen des Huaqui und zum See, den ich vom Jägerstand aus schon gesehen hatte. Es wuchsen Quitten, Äpfel, Hagebutten und Brombeeren und es gab Kühe sowie die Pferde des Nachbargrundstücks zu sehen. Für den bevorstehenden Kreuzweg arbeitete Andreas noch mit zwei weiteren Arbeitern zusammen: Es mussten Halogenstrahler angebracht werden und echte Lanzen gebastelt werden. Hierbei arbeiteten die vier stressfrei und gemeinschaftlich zusammen. Dann brachte Andreas mich zum Busbahnhof, half mir beim Ticketkauf und zum Abschluss gingen wir ins Tucafe.

Mit Andreas im Tucafe
Mit Andreas im Tucafe

Ich schlenderte durch die Stadt, betrachtete von der geöffneten Stadiontribüne den Sonnenuntergang und ging in das Bar-Restaurant Bukatti. Anschließend ging ich ein drittes und letztes Mal in den Mini-Laden um die Ecke. Der Besitzer Francisco freute sich über seinen deutschen Kunden, schrieb mir seine Telefonnummer auf und umarmte mich zum Abschied.

Sa. 28.03.2015
Die Dame des Hostels, die von meiner erfolgreichen Suche nach Helmuts Spuren mitbekommen hatte, verabschiedete mich mit einem Küsschen und ich trat den langen Marsch in der Hitze zum Busbahnhof an, wo ich in meinen leicht verspäteten Bus nach Valdivia stieg.

Santiago

Fr. 20.03.2015
Draußen wurde es dunkel und wieder hell, also begann gefühlsmäßig ein neuer Tag. Weil wir aber über die Datumsgrenze geflogen waren, war immer noch der 20. März. Diese „Nacht“ war außerordentlich kurz und ich schlief kaum, sondern schaute die Filme The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy sowie The Theory of Everything und hörte länger nicht mehr gehörte Lieder z.B. von den Cranberries. Am Morgen hatten wir dann 8 Stunden verloren bzw. 16 Stunden gewonnen. Der Pazifik war fast überquert und Südamerika nicht mehr weit.

Flugroute über den Südpazifik
Flugroute über den Südpazifik

Über die Berge nordwestlich von Santiago näherten wir uns dem Ziel.

In der Luft vor Santiago
In der Luft vor Santiago

Vom Flughafen kam ich mit dem Shuttlebus ins Zentrum und kam zu Fuß zur Haltestelle La Moneda mit einer riesigen chilenischen Flagge an einem hohen Fahnenmasten, denn der gleichnamige Präsidentenpalast war nebenan. Mit meinem bisschen Spanisch erstand ich ein U-Bahn-Ticket und war schnell im von Eva in Auckland vorgeschlagenen Hostel Terra Extremus. Der Rezeptionist Gastón füllte die Papiere für mich aus und ich bekam ein Bett im 9er-Schlafraum mit je drei Betten übereinander. Nun versorgte ich mich mit einem Wörterbuch und einem Vorhängeschloss. Zum Adapter meinte der Verkäufer ganz ehrlich „no necesitas“. Auf der Plaza de Armas spielte eine riesige Combo und manche Leute tanzten.

Live-Musik auf der Plaza de Armas
Live-Musik auf der Plaza de Armas

Ein Mann tanzte vor der Bühne voller Freude und kassierte zwischenzeitlich mehr Trinkgeld als die Musiker. In einem kleinen, aber guten Internetcafé lud ich Bilder hoch. Auf dem Weg zum Hügel Cerro Santa Lucía sprachen mich ein Mann und eine Frau an und wollten Geld für ihren Kampf für eine bessere Bildungspolitik, so weit ich das verstand. In den grünen Wiesen lagen Liebespaare und genossen die Zeit zu zweit. Von der kleinen Burg auf dem Hügel konnte ich das Viertel Barrio Bellavista, den größeren Cerro San Cristóbal, die Hochhäuser des Zentrums und die angrenzenden Berge sehen.

Blick aufs Zentrum
Blick aufs Zentrum

Auf der Straße kaufte ich von einem jungen Mann eine Empanada, eine landestypische gefüllte Teigtasche. Im Hostel traf ich den Brasilianer André, der mir beim Kurzeinkauf Tipps zur Stadt gab. Den Abend zog ich nicht mit ihm los, denn ich war froh, dass ich an dem für mich 40 Stunden dauernden 20. März bis 23 Uhr wach blieb, um einen Jetlag zu verhindern.

Sa. 21.03.2015
Erst am Nachmittag stand ich auf, so wie diejenigen, die in der Nacht zuvor das Partyleben genossen. Putzfrau Lucy musste so einige um 12 Uhr zum Checkout aus den Betten holen. Hier gingen die Uhren definitiv anders als in Neuseeland. Ich lernte den Chilenen Francisco kennen, der mir sofort einen kurzen Film über seine Heimatstadt Valdivia zeigte. Im Hostel schrieb ich zu laufender Jazzmusik am Blog. Zum Abendessen ging ich über die Brücke des Río Mapocho ins Viertel Barrio Bellavista. Besonders die Straße Pío Nono war voller Menschen, die in den Restaurants am Straßenrand saßen oder dort musizierten.

Live-Musik an der Pío Nono
Live-Musik an der Pío Nono

Im Hostel schloss ich mich Francisco und André an. Wir trafen Yasna, eine Freundin von Francisco, und begrüßten sie auf chilenische Art mit einem Küsschen. Zuerst gingen wir in eine Kneipe in der Pío Nono, wo es die für Chile typischen 1-Liter-Bierflaschen mit Schraubverschluss gab. Später gingen wir in die Disco La Barra Club um die Ecke und ich lernte von den dreien, wie man sich zu lateinamerikanischen Rhythmen bewegt.

Mit André, Yasna und Francisco im La Barra Club
Mit André, Yasna und Francisco im La Barra Club

So. 22.03.2015
Nun wurden André und Francisco zum Checkout aus den Betten geholt und ich ging mit ihnen zum Abschied zum Riesen-Sandwich-Essen beim Restaurant um die Ecke. Während im Hostel wegen des im Fernsehen laufenden Fußballspiels zwischen Barcelona und Real die Hölle los war, skypte ich unter erschwerten Bedingungen mit meinen Eltern. Erst am Abend ging ich wieder raus zur nahe gelegenen Plaza Italia und ins Barrio Bellavista zu Füßen der Seilbahn auf den Cerro San Cristóbal.

Talstation der Seilbahn auf den Cerro San Cristóbal

Im Hostelfernseher lief „Der Hobbit I“ auf spanisch und bei der Szene, wie Bilbo durch Hobbiton hüpft, konnte ich viel Bekanntes vom am Mittwoch besuchten Filmset sehen.

Mo. 23.03.2015
Bei Bewölkung ließ ich die Fahrt auf den Cerro San Cristóbal sein. Dafür konnte ich am Busbahnhof leicht ein Ticket für die Weiterfahrt nach Los Ángeles kaufen und mich dann ins Stadtleben begeben. Es gab Schuhputzer mit Podest für die Kunden.

Straßen-Schuhputzer
Straßen-Schuhputzer

Der Präsidentenpalast La Moneda war von Militärs bewacht.

Präsidentenpalast La Moneda
Präsidentenpalast La Moneda

Ein junger Mann ließ eine Skelett-Marionette zu Michael Jacksons Black or White auf gute und lustige Weise tanzen, so dass die Umstehenden alle angetan schauten. Und auch der Tänzer vom Freitag war wieder da und brachte sich in Stimmung.

Skelett-Marionette und Tänzer mit Freiheitsstatuen-T-Shirt
Skelett-Marionette und Tänzer mit Freiheitsstatuen-T-Shirt

In einem anderen Internetcafé war ich beim Hochladen meiner Bilder nicht ganz so erfolgreich und ging bei Dämmerung über das Museo de Bellas Artes zum Hostel zurück.

Museo de Bellas Artes
Museo de Bellas Artes

Ich hatte mit dem Tag schon abgeschlossen, aber gegen Mitternacht ergab sich plötzlich noch eine nette Runde um die allseits beliebten Norwegerinnen Maja und Iselin mit den Rezeptionisten Bruno aus Rio und Rufo sowie Fernando und drei jungen Argentiniern, von denen einer Santiago hieß.

Große Runde mit Maja, Iselin, Fernando, Bruno und Rufo
Große Runde mit Maja, Iselin, Fernando, Bruno und Rufo

Rufo und Fernando waren ordentlich eingeschnappt, als sich Maja und Iselin trotz aller Überredungskünste gegen das Ausgehen mit ihnen entschieden.

Di. 24.03.2015
Bruno verabschiedete mich mit einem Zitat in meinem Büchlein. Am Busbahnhof stieg ich in einen bequemen Bus mit einem freundlichen Busbegleiter, von dem es sogar einen Snack gab. Auf der Fahrt regnete es zwischendurch in Chillán, unweit von Los Ángeles.

Auckland

Mi. 18.03.2015
Erst bei Dunkelheit kam ich im Zentrum dieser mit Wolkenkratzern übersäten Metropole an und ging zu Fuß die lange Strecke zur Verandahs Backpackers Lodge. Sofort machte ich mich auf den Weg in die nahe gelegene Ponsonby Road, um Kerstin und Aline noch ein zweites Mal zu treffen. Von ihrem Tisch vor der Cocktailbar Bonita winkten sie mir zu und wir hatten uns gegenseitig viel von unseren Reiseerfahrungen der vergangenen Wochen zu erzählen. Schnell waren wir die einzigen Gäste und der Engländer an der Theke hatte auch Zeit für ein Gespräch. Wir zogen weiter in die schicke Cocktailbar Shanghai Lil’s, in der der junge Barkeeper eine weiße Krawatte trug. Aline machte uns auf das Grand Central mit Live-Musik aufmerksam. Bis wir dort waren, spielte zwar keine Musik mehr, aber hier waren viele Leute und man durfte trotz später Stunde draußen sitzen. Die Männer scharten sich um uns oder, genauer gesagt, um Kerstin und Aline. Der Einheimische Wolf und Kerstin machten die traditionelle Hongi-Geste der Maori (Zusammenpressen der Nasen) und um hab 4 verabschiedeten wir uns.

Mit Kerstin, Aline und Wolf in der Ponsonby Road
Mit Kerstin, Aline und Wolf in der Ponsonby Road

Do. 19.03.2015
Kurz vor unserem Abschied aus Neuseeland traf ich Kerstin und Aline noch für ein letztes gemeinsames Getränk und konnte ihnen weitere Sicherheitskopien meiner Fotos in die Heimat mitgeben. Am Nachmittag ging ich durch die Stadt und sah am Hafen das riesige Kreuzfahrtschiff Queen Victoria.

Kreuzfahrtschiff Queen Victoria am Hafen
Kreuzfahrtschiff Queen Victoria am Hafen

An den schönen Universitätsgebäuden vorbei und durch den Albert Park kam ich zum Rathaus neben dem Aotea Square, aus dem anlässlich des gerade stattfindenden Auckland Arts Festival ein schöner Festival-Garten gemacht wurde.

Im Kunstfestival-Garten auf dem Aotea Square
Im Kunstfestival-Garten auf dem Aotea Square

Die schottischen Folk spielende Gruppe Breabach stellte sich mit ein paar Liedern vor und machte Werbung für ihr Konzert am Abend.

Live-Performance von Breabach am Aotea Square
Live-Performance von Breabach am Aotea Square

Im Rahmen des Festivals wurde im nahe gelegenen Q Theatre das Stück „The Book of Everything“ nach dem Kinderroman des Niederländers Guus Kuijer aufgeführt. Es war eine wunderschöne, ideenreich inszenierte und gut gespielte Geschichte aus der Sicht des neunjährigen Thomas im Amsterdam der Nachkriegszeit. Laut Reklame war die Vorführung für Zuschauer ab 9 Jahren und so saß ein kleines Mädchen neben mir, das am Ende das Theaterstück als „awesome“ bezeichnete. Recht hatte es. Im Schlafraum im Hostel traf ich die Deutsche Eva und den Franzosen Rémi, mit denen ich mich sofort und bis zum Schlafengehen gut unterhielt.

Fr. 20.03.2015
Beim Frühstücken traf ich Eva und ich ging mit ihr noch ein letztes Mal ins Zentrum.

Sky Tower und Rathaus
Sky Tower und Rathaus

Wir fuhren auf das 220 m hohe Sky Deck des Sky Tower, der mit 328 Metern das höchste Bauwerk Neuseelands ist. Von dort schauten wir auf die Stadt.

Blick über den Aotea Square bis zum One Tree Hill und Mount Eden
Blick über den Aotea Square bis zum One Tree Hill und Mount Eden
Mit Eva auf dem Sky Tower
Mit Eva auf dem Sky Tower

Außerdem schauten wir durch den Glasboden den Adrenalinsportlern beim Herunterspringen vom Turm zu. Nach unserem Abschied fuhr ich zum Flughafen, wo mein Flugzeug nach Santiago bereitstand.

Hiermit erfolgte der Flug über den Pazifik
Hiermit erfolgte der Flug über den Pazifik

Im Flugzeug saß zunächst ein Urlauber aus Neukaledonien neben mir, aber ich überließ seiner Frau den Platz und wurde mit einem Fensterplatz belohnt. Wir flogen über die Nordinsel und ich bekam Neuseeland noch ein letztes Mal zu sehen.

Abschied von Neuseeland
Abschied von Neuseeland

Rotorua / Hobbiton Movie Set

Mo. 16.03.2015
Im Rotorua Central Backpackers traf ich auf meinen Zimmekollegen Arthur, der als Rentner abends und nachts fürs Hostel zuständig ist. Schnell befanden wir uns in einem intensiven Gespräch über Geschichte, Nahrungsmittelproduktion und Krisenherde auf der Erde. Erst am Abend ging ich ins Polynesian Spa mit sieben von den heißen Schwefelquellen des Untergrunds gespeisten Wasserbecken.

Außenanlage des Poynesian Spa

Für die vielen Besucher wurde auf chinesisch, koreanisch und japanisch und zuletzt auf englisch auf das Spuckverbot hingewiesen und in den Außenbecken konnte ich das Kreuz des Südens am aufklarenden Himmel erblicken.

Di. 17.03.2015
Ich ging eine Rundtour in der Stadt und fand im Kuirau Park dampfendes Wasser von den heißen Quellen vor.

Vor einer heißen Quelle
Vor einer heißen Quelle
Heiße Quellen
Heiße Quellen

Am Ufer des Lake Rotorua kam ich an einem kleinen Maori-Dorf mit traditioneller Architektur vorbei.

Maori-Dorf nahe des Lake Rotorua
Maori-Dorf nahe des Lake Rotorua

Ich sah dort auch eine schicke anglikanische Kirche, das Ausflugsboot Lakeland Queen, weitere blubbernde und dampfende Schlammlöcher, Gänse und eine schwarze Schwanenfamilie. Am Rande der Government Gardens gab es einen Rosengarten, ein Kriegsdenkmal und das schöne Rotorua Museum umgeben von Palmen und Bowling-Grasflächen.

Rotorua Museum
Rotorua Museum

Auf den Straßen gab es weitere Maori-Kunst und ich konnte mich schon auf den Abend im Maori-Dorf einstimmen. Auf der Busfahrt ins Tamaki Maori Village brachte uns die Busfahrerin Aroha ein paar Maori-Vokabeln wie Kia Ora (Willkommen, Auf Wiedersehen, Gute Reise), Ai (Ja), Waka (Busfahrt) und Pakipaki (Klatschen) bei. Zudem bestimmte sie einen ehemaligen walisischen Polizisten als Häuptling unserer Busladung, der sich mit den Häuptlingen der anderen zwei Busse bei der formellen Begrüßung (Powhiri) der Herausforderung (Te Wero) stellen musste, die folgendermaßen aussah: Zuerst begrüßten uns die Maori mit bedrohenden Gesten und Bewegungen mit Speeren in der Hand.

Begrüßungsritual im Tamaki Maori Village
Begrüßungsritual im Tamaki Maori Village

Zum Schluss wurde das Friedensangebot in Form eines Silberfarn-Blattes platziert, das einer unserer drei Häuptlinge annahm. Es erschallte ein Begrüßungsruf aus dem Dorf, gefolgt von einem Tanz, nach dem wir eintreten durften. Hier wurden uns Spiele und Traditionen vorgeführt, bei denen wir teilweise mitmachen konnten. Für die Frauen gab es das Poi Spinning, das auf die Maori zurückgehende Jonglieren von Bällen an einer Schnur. Für die Männer gab es den Haka, den bekannten rituellen Tanz der Maori, den ich mittanzte. Zudem wurden uns die Ta Moko, die mit Kratz- und Schabwerkzeugen dauerhaft aufgetragenen Körperverzierungen, und den Gebrauch der Waffen für die Jagd erklärt.

Erklärung des Jagdwaffengebrauchs im Tamaki Maori Village
Erklärung des Jagdwaffengebrauchs im Tamaki Maori Village

Unser Festessen (Hangi) wurde über drei Stunden mittels der ursprünglichen Koch Methode der Maori in einem Erdofen gegart, der folgendermaßen funktioniert: Es werden Steine am Holzfeuer erhitzt und dann in ein großes gegrabenes Loch gelegt. Uns wurde vorgeführt, wie nach und nach das fertig gegarte Gemüse und Fleisch aus dem Erdofen geholt wurde. Im Versammlungshaus (Wharenui) erfolgte das Hongi, das Zusammenpressen der Nasen, das die Freundschaft zwischen den unterschiedlichen Kulturen besiegelt. Dann bekamen wir eine unter die Haut gehende Aufführung von Musik und Tanz geboten.

Musik und Tanz im Versammlungshaus
Musik und Tanz im Versammlungshaus

Abgeschlossen wurde die Aufführung mit einem Film über die Geschichte der Maori, insbesondere der letzten 200 Jahre. Hier wurde auch das Aufeinandertreffen der Maori-Kultur und der westlichen Kultur thematisiert. Beim Eintritt in den Speisesaal (Wharekai) freute sich ein Mann über meinen Maori-Anhänger, den ich zur gebuchten Tour in Taupo mitbekam und selbstverständlich trug. Dann saß ich am Tisch mit fünf jungen Japanern sowie Hannah und James aus England und wir schlugen beim Buffet mit Nachtisch ordentlich zu. Als Abschlusszeremonie (Poroporoaki) gab es ein langsames Lied, zu dem das mexikanische, sich in den Flitterwochen befindende Paar tanzen durfte, nochmal den Haka mit ein paar freiwilligen Männern und weitere Lieder.

Abschlusszeremonie im Speisesaal
Abschlusszeremonie im Speisesaal

Zuallerletzt sprach ein Mann und es war ihm ein Anliegen, dass wir etwas von dem, was wir hier gesehen und gelernt hatten, mit nach draußen nehmen sollten. Bei der Rückfahrt sorgte unsere Busfahrerin Aroha für eine großartige Stimmung. Zuerst brachte sie jede im Bus befindliche Nation dazu ein Lied zu singen. Ich war der einzige Deutsche, aber sie stimmte gleich „Muss i denn zum Städtele hinaus“ an und half mir somit. Dann sangen wir alle in unserer Heimatsprache „Von den blauen Bergen kommen wir“ und beim Refrain fuhr sie mehrfach im Kreisverker und hupte im Rhythmus. Die Polizei hätte gerade Schichtwechsel, meinte sie. So kam ich voller Eindrücke zurück und ging trotz St. Patrick’s Day nicht mehr aus.

Mi. 18.03.2015
Per Bustour fuhr ich zum Hobbiton Movie Set nahe Matamata. In der hügeligen Landschaft fuhren wir an einem nahe gelegenen Privathaus vorbei, in das sich der Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson während der dreimonatigen Dreharbeiten im Sommer 1999/2000 einmietete. Die Besitzer nutzten die Gunst der Stunde und ließen sich einen Wohnmobil-Urlaub durch Neuseeland bezahlen. Für den Rundgang durch das Filmset bekam meine Gruppe den jungen Sam als Guide. Wir nahmen denselben Eingang ins Dorf wie Gandalf in den Filmen. Und schon stand ich vor der ersten Hobbithöhle mit runder Eingangstür.

Hobbiton Movie Set: Vor dem Eingang einer Hobbithöhle
Hobbiton Movie Set: Vor dem Eingang einer Hobbithöhle

Über den Garten sahen wir schon zum aus dem Film bekannten Großen Hügel.

Hobbiton Movie Set: Garten und Großer Hügel
Hobbiton Movie Set: Garten und Großer Hügel

Hier war es auch in diesem trockenen Spätsommer außerordentlich grün, weil das ganze Filmset für touristische Zwecke so bewahrt wird, wie man es kennt. Die Hobbithöhlen gab es in unterschiedlichen Größen, die man je nach Kameraperspektive verwendete. Es gab das Häuschen des Bäckers, des Fischers usw. mit den entsprechenden Utensilien vor der Tür. Das Highlight war Bag End, das Zuhause von Frodo und Bilbo, mit dem bekannten Eingang.

Hobbiton Movie Set: Vor dem Eingang von Frodos und Bilbos Höhle
Hobbiton Movie Set: Vor dem Eingang von Frodos und Bilbos Höhle

Der Baum über dem Haus wurde in der nachfolgenden Trilogie „Der Hobbit“ sechs Sekunden lang gezeigt und so wurde für diesen Zweck im Vergleich zum damals vergleichsweise günstigen abgesägten und versetzten Baum mit künstlichen taiwanesischen Blättern ein 60 Jahre jünger aussehender künstlicher Baum mit Stahlgerüst für eine halbe Million errichtet.

Hobbiton Movie Set: Teurer künstlicher Baum über Frodos und Bilbos Höhle
Hobbiton Movie Set: Teurer künstlicher Baum über Frodos und Bilbos Höhle

Unten am Hügel gab’s Sams Hobbithöhle und den großen Party Tree, an dem Bilbos 111. Geburtstag gefeiert wurde mit dem entsprechenden Zelt, mit dem im dritten und letzten Versuch die Feuerwerk-Szene erfolgreich vonstatten ging. Dort konnten wir uns noch ein Weilchen tummeln, bevor es Richtung Kneipe Green Dragon ging.

Hobbiton Movie Set: Auf dem Weg zur Kneipe Green Dragon
Hobbiton Movie Set: Auf dem Weg zur Kneipe Green Dragon

Am Bierfass und am See mit der Mühle über die Brücke vorbei bekamen wir im Inneren ein speziell gebrautes vierprozentiges, nicht wie die Schauspieler am Set einprozentiges, Bier serviert, das wir im Green Dragon genießen konnten.

Hobbiton Movie Set: Bierchen am Kaminfeuer im Green Dragon
Hobbiton Movie Set: Bierchen am Kaminfeuer im Green Dragon

Es war eine mit jeglichen Details verzierte und mit Zauberstockhaltern ausgestattete Kneipe mit den bekannten runden Türen.

Hobbiton Movie Set: Kneipe Green Dragon
Hobbiton Movie Set: Kneipe Green Dragon

Beim letzten Blick zurück erspähte ich die zuvor beschriebene Landschaft noch ein letztes Mal.

Hobbiton Movie Set: Brücke und Mühle
Hobbiton Movie Set: Brücke und Mühle

Zurück in Rotorua ging ich an die tags zuvor noch nicht gesehene weiß-trübe Stelle am See mit blubbernden Quellen und wechselhaftem Hintergrund.

Heiße Quellen am Lake Rotorua
Heiße Quellen am Lake Rotorua

So stieg ich in den verspäteten Manabus nach Auckland.

Taupo / Tongariro-Nationalpark

Fr. 13.03.2015
Schon bei der Ankunft war die Bootsanlegestelle am Lake Taupo, dem größten See Neuseelands, zu sehen. Im Blackcurrant Backpackers traf ich gleich den kanadischen Motorradfahrer Lawrence. Später ging ich an den schönen See.

Ufer des Lake Taupo
Ufer des Lake Taupo

Über die Bootsanlegestelle ging ich zurück. Im Hostel saß ich zum und lange nach dem Sonnenuntergang mit Lawrence, der Dänin Ane, dem Schweden Jonathan und den Deutschen Jonas und Manuel auf dem Balkon zusammen.

Sa. 14.03.2014
Mein Vorhaben den Mount Ngauruhoe zu erklimmen, scheiterte am überpünktlichen Bus, den ich verpasste, sehr ärgerlich früh um halb 6. Glücklicherweise konnte ich die Tour auf den nächsten Tag verschieben, für den auch noch gutes Wetter angesagt war. Nach dem Aufstehen erfuhr ich von der 4:0-Niederlage des VfB und dem drohenden Abstieg. Dann war es aber ein entspannter sonniger Tag in Taupo.

Vor der Bootsanlegestelle am Lake Taupo
Vor der Bootsanlegestelle am Lake Taupo

Über den See konnte ich zu meinem ursprünglich angesteuerten Ziel sehen.

Lake Taupo mit den Bergen des Tongariro-Nationalparks im Hintergrund
Lake Taupo mit den Bergen des Tongariro-Nationalparks im Hintergrund

Ich nahm mir Zeit zum Weiterplanen meiner Reise, zum Ausruhen und für meinen Blog. Am Abend briet ich mir ein neuseeländisches Tarakihi-Filet und unterhielt mich mit Jonas und Manuel.

So. 15.03.2015
Dieses Mal war ich früh genug für den wieder überpünktlichen Bus da, wurde namentlich notiert und in der Dunkelheit zum gut 1,5 Busstunden entfernten und auf 1130 Meter hoch gelegenen Mangatepopo-Parkplatz gefahren. Das sogenannte Tongariro Alpine Crossing durch die Vulkanlandschaft am Mount Ngauruhoe vorbei, bekannt als Schicksalsberg aus den Herr-der-Ringe-Filmen, hatte den 760 m hohen Ketetahi-Parkplatz als Endpunkt und sollte ca. 6,5 Stunden für die 19,4 Kilometer dauern. Insgeheim hatte ich vor, auch den Nebenpfad zum Mount Ngauruhoe zu erklimmen, um in den Krater zu schauen. Als der Bus um 7 Uhr am Startpunkt ankam, war es windig und kalt, aber in der Morgendämmerung waren die nahen Berge schwarz umrandet unter nahezu wolkenlosem aufhellendem Himmel zu sehen. In einer Stunde waren bereits 250 gemütliche Höhenmeter zu den Soda Springs gemacht. Der Kegelstumpf des Ngauruhoe wurde immer mehr vom Sonnenlicht bestrahlt und nach dem Devil’s Staircase stand ich zu dessen Füßen auf 1600 Metern Höhe.

Tongariro-Nationalpark: Vor dem Anstieg zum Mount Ngauruhoe
Tongariro-Nationalpark: Vor dem Anstieg zum Mount Ngauruhoe

Über Vulkanbrocken und -asche ging es steil nach oben.

Tongariro-Nationalpark: Anstieg des Mount Ngauruhoe
Tongariro-Nationalpark: Anstieg des Mount Ngauruhoe

Die Asche war so rutschig, dass ich zwei Schritte nach oben ging und einen wieder nach unten rutschte. Zudem versetzte mir der starke Wind das ein oder andere Mal den Fuß. Aber 90 Minuten war ich fast oben und ließ mich vom stellenweise austretenden Wasserdampf anziehen. So war ich an einer Spitze, aber noch nicht am Krater, konnte aber auf die umliegende Vulkanlandschaft und den höchsten Berg der Nordinsel, den 2797 m hohen Mount Ruapehu, blicken.

Tongariro-Nationalpark: Auf dem Mount Ngauruhoe mit dem Mount Ruapehu im Hintergrund
Tongariro-Nationalpark: Auf dem Mount Ngauruhoe mit dem Mount Ruapehu im Hintergrund

Auf dem Berg unterhielt ich mich mit anderen Wanderern und fand dann auch den besten Weg zur Krateröffnung.

Tongariro-Nationalpark: Krateröffnung des Mount Ngauruhoe
Tongariro-Nationalpark: Krateröffnung des Mount Ngauruhoe

Dort wurde ich vom Wind beinahe weggeblasen, konnte aber zwei Meter innerhalb des Kraters windgeschützt gehen.

Tongariro-Nationalpark: Am Krater des Mount Ngauruhoe
Tongariro-Nationalpark: Am Krater des Mount Ngauruhoe

Vor dem Abstieg blickte ich auf die vor mir liegende Strecke mit dem Blue Lake und auf den Lake Taupo in weiter Entfernung.

Tongariro-Nationalpark: Auf dem Mount Ngauruhoe vor der bevorstehenden Wegstrecke, dem Blue Lake und dem Lake Taupo
Tongariro-Nationalpark: Auf dem Mount Ngauruhoe vor der bevorstehenden Wegstrecke, dem Blue Lake und dem Lake Taupo

Hinunter ging es auf der Vulkanasche rutschend, wobei ich mehrfach auf den Hosenboden fiel und einmal knöcheltief in der Asche steckte. Doch ich kam früh genug wieder auf den Hauptweg, auf dem es spektakulär weiterging. Über das brache Land entlang des South Crater kam der knackige Anstieg zum 1886 Meter hohen Red Crater, der noch schöner war als der große Krater zuvor. Dahinter waren die smaragdgrünen Emerald Lakes zu sehen.

Tongariro-Nationalpark: Emerald Lakes
Tongariro-Nationalpark: Emerald Lakes

Auf der Höhe des Blue Lake waren rückwärts blickend der Red Crater und der Mount Ngauruhoe auf einer Linie.

Tongariro-Nationalpark: Vor dem Red Crater und dem Mount Ngauruhoe mit dem Mount Ruapehu im Hintergrund
Tongariro-Nationalpark: Vor dem Red Crater und dem Mount Ngauruhoe mit dem Mount Ruapehu im Hintergrund

Nach meiner Pause am Blue Lake war die Sonne hinter den hohen, wegen des starken Windes zerrissenen Wolken verschwunden. Ich befand mich im entfernten Einflussgebiet des verheerenden Zyklons Pam, der in diesen Tagen auf dem Pazifik wütete. Nun betrat ich die Gefahrenzone des aktiven Vulkans Te Maari, von dem Dampf aufstieg. Zudem waren wieder Vegetation, der Lake Rotoaira und in der Ferne der Lake Taupo zu sehen.

Tongariro-Nationalpark: Dampf des Te Maari sowie Lake Rotoaira und Lake Taupo
Tongariro-Nationalpark: Dampf des Te Maari sowie Lake Rotoaira und Lake Taupo

Nun waren noch 1000 Höhenmeter bergab zu bezwingen. Im mühsamen Zickzack ging es zur Hütte Ketetahi hinunter. Dahinter floss ein kleines Flüsschen.

Tongariro-Nationalpark: Flüsschen beim Abstieg zum Ketetahi-Parkplatz
Tongariro-Nationalpark: Flüsschen beim Abstieg zum Ketetahi-Parkplatz

Ab dann schloss ich mich einem deutschen Paar an und wir gingen den zum Schluss durch einen Wald führenden, nicht enden wollenden Abstieg in schnellstem Tempo hinunter. Völlig unscheinbar war plötzlich der Parkplatz zu sehen und die lange Wanderung geschafft. Im Bus nach Taupo war ich nicht der einzige Abgekämpfte. Beim Essen im Hostel traf ich Lena aus Bayern und Katharina aus Wangen. Zum Sonnenuntergang sah ich vom Hostelbalkon einen bunt gefärbten Himmel mit beeindruckender Sicht auf den Ort meiner Wanderung.

Abendliche Sicht auf die Berge des Tongariro-Nationalparks hinter dem rot schimmernden Lake Taupo
Abendliche Sicht auf die Berge des Tongariro-Nationalparks hinter dem rot schimmernden Lake Taupo

Kurz danach kam der angekündigte Regen. Passend zum Erklimmen des Schicksalsbergs schaute ich im Fernsehzimmer den ersten Herr-der-Ringe-Film mit, den Katharina fast komplett verschlief, und redete danach noch mit meinem deutschen Zimmerkollegen Alex.

Mo. 16.03.2015
Mein BBH-Telefonguthaben verwendete ich zu einem kurzen Telefonat mit meiner Schwester und verabschiedete mich zuletzt von der Schweriner Rezeptionistin. Im Zentrum stand mein Bus schon bereit und ich fuhr in einer einstündigen verregneten Fahrt nach Rotorua.

Mount Taranaki / Te Kuiti / Waitomo-Glühwurmhöhlen

Mi. 11.03.2015
Dort ging es tatsächlich schneller und es nahm mich der aus Melbourne ausgewanderte Dave ein ordentliches Stück mit. Dabei zeigte er mir im Vorbeifahren die riesige Molkerei, in der er früher gearbeitet hatte. Kurz vor dem Städtchen Eltham ließ er mich raus. Von hier konnte ich über grüne Wiesen, Schaf- und Kuhherden zur wolkenbedeckten Spitze des Mount Taranaki sehen.

In der Nähe des Orts Eltham
In der Nähe des Orts Eltham

Nach einem längeren Marsch kam ich nahe des Ortseingangs von Eltham an eine Baustelle mit Platz zum Anhalten. Hier gabelte mich schnell ein indisches Touristenpaar mit Mietauto auf. Sie kommen aus Jaipur und betreiben dort ein Bed & Breakfast. Als wir immer näher an den Mount Taranaki kamen, verschwanden die Wolken mehr und mehr, bis der Vulkan ganz zu sehen war.

Blick auf den Mount Taranaki zwischen Stratford und Inglewood
Blick auf den Mount Taranaki zwischen Stratford und Inglewood

Da die beiden ihre Unterkunft östlich von New Plymouth hatten, kamen wir nicht in die Stadt rein und ich war schon auf der richtigen Seite des Stadtrandes um Richtung Waitomo weiterzutrampen. Mit der Option nach New Plymouth zurückzukehren, versuchte ich dies in der heißen Sonne stehend. Ich wollte fast schon aufgeben, doch dann wurde ich von einem Ruhe ausstrahlenden jungen Mann ein kleines Stück nach Waitara mitgenommen. Wieder musste ich lange warten und es waren 90 Minuten seit dem Abschied von dem indischen Paar vergangen. Lieber wäre ich am Meeresufer von New Plymouth gewesen anstatt erfolglos am Straßenrand zu stehen. Dann hielten Helen und ihr Sohn Shane. Shane begrüßte mich gleich freundlich und Helen schlug vor, mir noch das sehenswerte Ufer von Onaero zu zeigen. Also machten wir diesen gemeinsamen Abstecher.

Am schwarzen eisenhaltigen Strand von Onaero
Am schwarzen eisenhaltigen Strand von Onaero

Vor unserem Abschied gab Shane noch seine Telefonnummer, damit ich im Falle eines Misserfolgs bei Ihnen übernachten könnte. An einer guten Stelle dauerte es nicht lange und es hielt Gordon an. Er hatte einen festen Händedruck, erzählte von seinen Kindern, eine Tochter ist FIFA-Schiedsrichterin, fuhr mich eine halbe Stunde weiter und bot mir ebenfalls an, dass ich, wenn ich nicht weiterkommen würde, mich bei seinem Bauernhof melden könne. So stand ich in einer schönen Landschaft an einer wenig befahrenen Straße.

Auf dem einsamen Land an der Mokau Road
Auf dem einsamen Land an der Mokau Road

Doch glücklicherweise hielt bald ein junges Paar. Nun waren es zu viele Namen, ich konnte mir ihre nicht mehr merken. Aber ich war ihnen sehr dankbar, denn sie nahmen mich in einer fast 90-minütigen Fahrt nach Te Kuiti mit, bis 16 km an die Glühwurmhöhlen heran. Die Fahrt war wunderschön, erst am Meer entlang, in das sich die Sonne langsam senkte, und dann in einer kurvigen Fahrt durch hügeliges, abwechslungsreiches Land. Da machte es mir auch nichts aus, dass die beiden ab und zu rauchten. Nun war es kurz vor der Dämmerung und die direkt bei den Höhlen liegende Unterkunft war voll, wie ich mir am Telefon sagen lassen musste. Ich war weit genug gekommen und zum Glück gab es leicht außerhalb von Te Kuiti das Casara Mesa Backpackers mit Abholservice und einem Bett für mich. So konnte ich in der Dämmerung am nördlichen Ortsrand warten und war nicht mehr auf anhaltende Autos angewiesen.

Am Ortsrand von Te Kuiti
Am Ortsrand von Te Kuiti

Hier holte mich die Schweizerin Uschi ab, die mit ihrem Partner Don das Backpackers betreibt. Am Ende kam ich auf dem Hügel oberhalb von Te Kuiti wunderschön einsam auf dem Land gelegen heraus. Ich bekam mein Bett und Infos zu Höhlentouren, so dass ich mich noch für den nächsten Tag zu einer anmelden konnte. In der Küche traf ich die drei Arbeiter, die seit längerer Zeit in Te Kuiti arbeiten und lustigerweise aus Whanganui, meinem heutigen Startort, kommen. Es waren die gleichaltrigen Paul und Leon und der Fast-Rentner Lenny. Leon bot mir vom von seiner Frau gebackenen Gemüsekuchen an und gab mir einen gekochten Maiskolben, von Lenny bekam ich Whisky-Cola in der Dose. Mein letztes Essen im Rucksack waren Nudeln, Käse und Thunfisch, was ich nach dem langen Tag alles aufaß. Dann setzte ich mich zu den dreien auf die Veranda, bekam noch mehr zum Trinken angeboten und unterhielt mich mit ihnen bis Mitternacht.

Do. 12.03.2015
Don fuhr mich nach Waitomo zum Start meiner Höhlentour. Dort fuhr der Guide Pete unsere siebenköpfige Gruppe über grünes hügeliges Land zur 8 km südlich liegenden Spellbound Glowworm Cave. Im leichten Regen ging’s zum Flüsschen und Einstieg hinunter, wo Pete für uns einen großen Aal anlockte. Mit Helm und Stirnlampe ging’s in die Höhle.

Eingang der Spellbound Glowworm Cave
Eingang der Spellbound Glowworm Cave

Bei Dunkelheit und ausgeknipstem Licht gab’s dann kleine Lichter wie an einem Sternenhimmel zu sehen, nur näher.

Glühwurmlichter in der Spellbound Glowworm Cave
Glühwurmlichter in der Spellbound Glowworm Cave

Pete zeigte uns, dass wie hellbraune Regenwürmer aussehende Larven dahinter stecken. Sie hängen klebrige Fäden hinunter und ziehen mit ihrem leuchtenden Körper ihre Beute an. Im Dunkeln war das schöner anzusehen und so sahen wir auf einem Schlauchboot fahrend noch viel mehr Lichter direkt über dem unterirdischen Wasser. Draußen gab es neben Schafen und Kalksteinfelsen eine Kaffeepause.

Kalksteinfelsen im Äußeren
Kalksteinfelsen im Äußeren

Unsere zweite Höhle war The Cave of the Spirit, eine Tropfsteinhöhle mit weniger Glühwurmen, aber manchen Spinnen und großen Kammern.

In der Cave of the Spirit
In der Cave of the Spirit

Besonders bemerkenswert waren gut erhaltene Überreste von in die Höhle gestürzten Tieren, zum Beispiel eines Moas, eines im 14. Jahrhundert ausgestorbenen Laufvogels.

Überreste eines Moas in der Cave of the Spirit
Überreste eines Moas in der Cave of the Spirit

Am Ende der Tour nahmen Ulrike und Gerd aus Hannover mich mit ihrem Mietsauto nach Te Kuiti, wo ich nach dem Einkauf und Regen den langen und steilen Weg zur Unterkunft zurückging. Als Paul, Leon und Lenny von der Arbeit zurückkamen, spielten sie tatsächlich Golf, wie sie am Vorabend sagten. Sie hatten einen Golfschläger und machten Abschläge Richtung Tal, wobei sie nur die schlecht geschlagenen Bälle wieder holen konnten. Dann zeigte sich ein wunderschöner Abendhimmel in dieser ländlichen Idylle.

Abendhimmel über Te Kuiti
Abendhimmel über Te Kuiti

In der Küche saßen wir mit der nach Neuseeland ausgewanderten Schottin Lorna und dem französischen Paar Elodie und Tony zusammen, wobei Lorna über ihre Eindrücke und Erfahrungen, positiver und negativer Art, mit den Maori erzählte.

Mit Tony, Elodie, Leon, Paul und Lenny in der Hostelküche
Mit Tony, Elodie, Leon, Paul und Lenny in der Hostelküche

Fr. 13.03.2015
Uschi fuhr mich ins Zentrum, wo ich auf meinen Bus wartete. Zu meiner Freude kam Paul kurz vor der Abfahrt des Busses vorbei und wollte noch meine Blog-Adresse. Der Bus fuhr über Hamilton mit Umsteigen und ich schlief die vier Stunden Fahrt fast durch.

Whanganui

Di. 10.03.2015
Dort wurde ich von einem Auto in der zweiten Spur mitgenommen. Der Fahrer konnte nicht auf die erste Spur zu mir wechseln, also musste es schnell gehen und ich drückte mich mit großem und kleinem Rucksack auf den Beifahrersitz und bekam auch irgendwie die Tür noch zu. Der gleichaltrige Fahrer, Richard, fuhr sogar weiter als geplant und ließ mich an einer Tankstelle in Mana raus, an der er seine dort arbeitende Freundin spontan besuchte. Auf der Suche nach einem guten Ort zum Anhalten für Autos bekam ich das Meer und einen kleinen Strand zu sehen, aber mehr war dort nicht zu gewinnen. Als ich wieder zurück Richtung Ortsmitte ging, wurde ich angesprochen, ob ich mitfahren möchte. Der Fahrer, Peter, hatte ein Eis in der Hand und einen Wagen mit leerem Hänger. Gerne fuhr ich mit. Mit rollendem r klang er wie ein ausgewanderter Osteuropäer, war aber Schotte, der in der Ölindustrie arbeitend in Aserbaidschan eine neuseeländische Englischlehrerin kennen gelernt hatte und mit ihr über Perth wieder zurück nach Neuseeland kam. Da er den Hänger nach Paraparaumu fahren musste, fuhr er mich sogar weiter als nur bis zu seinem Wohnort. Dort ging ich um einiges aus dem Ort heraus, bis ich eine passende Stelle fand. Ich sah noch, wie Anhalter vor mir mitgenommen wurden. Nach 45 Minuten hielt ein neues Auto mit einer schicken dunkelhäutigen Frau am Steuer und einem gleichaltrigen Mann als Beifahrer an. Sie kamen ursprünglich aus Tonga, waren Klassenkameraden und er ist katholischer Priester zu Besuch in Neuseeland. Sie erzählte, dass sie Anhalter immer mitnehme, auch als eine mitfahrende Freundin sich an sie geklammert hatte mit der Bitte bloß nicht anzuhalten. Beide strahlten eine unglaubliche Lebensfreude aus und wir lachten mehrmals lauthals, besonders als er von einer Durchreise in Australien erzählte. In Sydney am Flughafen, der nachts schließt, ohne Visum angekommen, gab es zunächst nur den Vorschlag eines Beamten, auf der Toilette über Nacht zu verweilen. Er bekam aber noch eine 24-Stunden-Aufenthaltserlaubnis und der Beamte meinte den Stempel draufhauend: „Nun haben Sie’s doch für 24 Stunden nach Australien geschafft“, woraufhin er antwortete: „Australia is a toilet anyway.“ Mit genau solchen, schon fast unhöflich wirkenden Sprüchen kann man sich in Australien ungeheuren Respekt verschaffen, was ihm in der Situation sicher gelungen war. Nach nur kurzer Zeit war die Fahrt in Levin vorbei. Dort holte ich mir an der Tankstelle ein Eis und fand auf langem Weg nur gelbe Markierungen am Straßenrand vor, was bedeutet, dass Autos nicht anhalten dürfen. Schon am Ortsende angekommen stellte ich mich dennoch an eine solche Stelle. Schnell wurde ich auf gegabelt. Der Fahrer, Nevil, fuhr zwar nicht weit, wollte mich aber von dieser Stelle wegholen. Er ist Lastwagenfahrer und fuhr von der Arbeit nach Hause. Er nahm sich sogar noch die Zeit um mich durch seinen Heimatort Foxton zu fahren, in dem es eine schöne Windmühle und eine Pferderennbahn gibt. Am Ortsende dauerte es wieder nicht lange, bis ein Jeep mit beladenem Pferdehänger anhielt. Der Fahrer mit Cowboyhut, Andrew, fuhr tatsächlich bis zu meinem Zielort Whanganui. Er redete zwar nicht pausenlos, hatte aber viel zu erzählen und so erfuhr ich etwas über den Ort Bulls, von einem kürzlich auf die Straße gefallenen, von ihm weggeräumten Baumstamm, von der Arbeit seiner Frau mit den Pferden und von einer Begegnung mit einem deutschen Touristen, den er letztlich für zwei Tage bei sich aufgenommen hatte. In Whanganui fuhr er sogar extra für mich ins Zentrum, so dass ich es nicht mehr weit zum tags zuvor fix gemachten College House hatte. Auf dem Fußweg dorthin kam ich am hoch gelegenen Queen’s Park vorbei. Hier konnte ich auf den Whanganui River und die umliegenden Berge blicken.

Blick vom Queen’s Park auf den Whanganui River
Blick vom Queen’s Park auf den Whanganui River

Außerdem gab es ein Kriegsdenkmal und viele Palmen.

Kriegsdenkmal und Palmen im Queen’s Park
Kriegsdenkmal und Palmen im Queen’s Park

Im College House begrüßte mich der Besitzer Matt aus Neu-Ulm, der in Ulm Wirtschaftsmathematik studiert hatte. Später lernte ich noch seine Frau Verena aus Laichingen kennen, die mir vom Wegzug aus Deutschland mit fünf Kindern vor fünf Jahren erzählte. Außer fürs Gewinnen von Informationen für die Weiterreise war ich für nichts mehr zu gebrauchen, ließ sogar das Abendessen ausfallen und verzog mich in mein Einzelzimmer.

Mi. 11.03.2015
Nach dem Frühstücken entschied ich mich weiter zu reisen, mangels passender Busse wieder per Anhalter. Ich machte mir ein Schild mit der Aufschrift New Plymouth und Waitomo und verabschiedete mich von Verena und Matt. Über die zentrale Victoria Avenue ging ich zur Hauptstraße 3, die Richtung New Plymouth führt.

Victoria Avenue
Victoria Avenue

Der ehrgeizige Plan sah vor, am Vulkan Mount Taranaki vorbei nach New Plymouth zu fahren, dort eine Mittagspause zu machen und dann weiter zu den Waitomo-Glühwurmhöhlen zu fahren. Es war offen, wo die nächste Übernachtung sein würde. Über eine Stunde stand ich erfolglos an der Straße, bis eine Frau mit Hund ein Einsehen hatte und mich wenigstens an eine bessere Stelle weiter außerhalb fuhr.

Wellington

So. 08.03.2015
Delfine, Bus Bahnhof, Chinesin (Kunming) Singapurin, Andi und Jana 3er-Zimmer, Pizza, Slumdog Millionnaire, Andi/Jana Gespräch

Mo. 09.03.2015
Telefonat Mama/Papa, Internet im Fernsehzimmer, SD-Karte, Mittagstisch Thailänder, Te Papa bis 6, Weg zum Cable Car (Standseilbahn)

Cable Car vor dem Panorama der Stadt

Blick Abend und Nacht, Kurzwanderung, zufrieden im Bett

Di. 10.03.2015
Parliament Building neu und Holzhaus, Waterfront, alte Dame und Sohn Foto, Wasserkauf, Hostel, Bus außerhalb der Stadt

Beginn der Autobahn am Nordrand der Stadt

Nelson (2)

Do. 05.03.2015
Bierkauf, alleine Strand, Party Trommeln William Andrea Johanna Thea, (andere Party Penthouse) Hippie-Hose, Bilder, Jam am Tag drauf, Rentner Ross

Fr. 06.03.2015
Regen Einkauf i-Site Bus und Fähre fix, entspannen,

Biere aus aller Herren Länder im Supermarktregal

William Steve Jam Russell-Bag Dave/Polizei zu zweit René und Freundin Teresa alter Antialkoholiker Teufelin

Sa. 07.03.2015
Simon Internetcafé Klavier

Simon an einem öffentlichen Klavier

Internetcafe2 Bücherladen Südamerika-Reiseführer, Simon Bier Blog Transe Lehrer Persönlichkeit Blog

So. 08.03.2015
Bus Spanisch Fähre Gepäck knapp, Sunde,

Fahrt mit der Fähre Interislander durch die Sunde der Südinsel

deutsch-schweizer Grüppchen