Whanganui

Di. 10.03.2015
Dort wurde ich von einem Auto in der zweiten Spur mitgenommen. Der Fahrer konnte nicht auf die erste Spur zu mir wechseln, also musste es schnell gehen und ich drückte mich mit großem und kleinem Rucksack auf den Beifahrersitz und bekam auch irgendwie die Tür noch zu. Der gleichaltrige Fahrer, Richard, fuhr sogar weiter als geplant und ließ mich an einer Tankstelle in Mana raus, an der er seine dort arbeitende Freundin spontan besuchte. Auf der Suche nach einem guten Ort zum Anhalten für Autos bekam ich das Meer und einen kleinen Strand zu sehen, aber mehr war dort nicht zu gewinnen. Als ich wieder zurück Richtung Ortsmitte ging, wurde ich angesprochen, ob ich mitfahren möchte. Der Fahrer, Peter, hatte ein Eis in der Hand und einen Wagen mit leerem Hänger. Gerne fuhr ich mit. Mit rollendem r klang er wie ein ausgewanderter Osteuropäer, war aber Schotte, der in der Ölindustrie arbeitend in Aserbaidschan eine neuseeländische Englischlehrerin kennen gelernt hatte und mit ihr über Perth wieder zurück nach Neuseeland kam. Da er den Hänger nach Paraparaumu fahren musste, fuhr er mich sogar weiter als nur bis zu seinem Wohnort. Dort ging ich um einiges aus dem Ort heraus, bis ich eine passende Stelle fand. Ich sah noch, wie Anhalter vor mir mitgenommen wurden. Nach 45 Minuten hielt ein neues Auto mit einer schicken dunkelhäutigen Frau am Steuer und einem gleichaltrigen Mann als Beifahrer an. Sie kamen ursprünglich aus Tonga, waren Klassenkameraden und er ist katholischer Priester zu Besuch in Neuseeland. Sie erzählte, dass sie Anhalter immer mitnehme, auch als eine mitfahrende Freundin sich an sie geklammert hatte mit der Bitte bloß nicht anzuhalten. Beide strahlten eine unglaubliche Lebensfreude aus und wir lachten mehrmals lauthals, besonders als er von einer Durchreise in Australien erzählte. In Sydney am Flughafen, der nachts schließt, ohne Visum angekommen, gab es zunächst nur den Vorschlag eines Beamten, auf der Toilette über Nacht zu verweilen. Er bekam aber noch eine 24-Stunden-Aufenthaltserlaubnis und der Beamte meinte den Stempel draufhauend: „Nun haben Sie’s doch für 24 Stunden nach Australien geschafft“, woraufhin er antwortete: „Australia is a toilet anyway.“ Mit genau solchen, schon fast unhöflich wirkenden Sprüchen kann man sich in Australien ungeheuren Respekt verschaffen, was ihm in der Situation sicher gelungen war. Nach nur kurzer Zeit war die Fahrt in Levin vorbei. Dort holte ich mir an der Tankstelle ein Eis und fand auf langem Weg nur gelbe Markierungen am Straßenrand vor, was bedeutet, dass Autos nicht anhalten dürfen. Schon am Ortsende angekommen stellte ich mich dennoch an eine solche Stelle. Schnell wurde ich auf gegabelt. Der Fahrer, Nevil, fuhr zwar nicht weit, wollte mich aber von dieser Stelle wegholen. Er ist Lastwagenfahrer und fuhr von der Arbeit nach Hause. Er nahm sich sogar noch die Zeit um mich durch seinen Heimatort Foxton zu fahren, in dem es eine schöne Windmühle und eine Pferderennbahn gibt. Am Ortsende dauerte es wieder nicht lange, bis ein Jeep mit beladenem Pferdehänger anhielt. Der Fahrer mit Cowboyhut, Andrew, fuhr tatsächlich bis zu meinem Zielort Whanganui. Er redete zwar nicht pausenlos, hatte aber viel zu erzählen und so erfuhr ich etwas über den Ort Bulls, von einem kürzlich auf die Straße gefallenen, von ihm weggeräumten Baumstamm, von der Arbeit seiner Frau mit den Pferden und von einer Begegnung mit einem deutschen Touristen, den er letztlich für zwei Tage bei sich aufgenommen hatte. In Whanganui fuhr er sogar extra für mich ins Zentrum, so dass ich es nicht mehr weit zum tags zuvor fix gemachten College House hatte. Auf dem Fußweg dorthin kam ich am hoch gelegenen Queen’s Park vorbei. Hier konnte ich auf den Whanganui River und die umliegenden Berge blicken.

Blick vom Queen’s Park auf den Whanganui River
Blick vom Queen’s Park auf den Whanganui River

Außerdem gab es ein Kriegsdenkmal und viele Palmen.

Kriegsdenkmal und Palmen im Queen’s Park
Kriegsdenkmal und Palmen im Queen’s Park

Im College House begrüßte mich der Besitzer Matt aus Neu-Ulm, der in Ulm Wirtschaftsmathematik studiert hatte. Später lernte ich noch seine Frau Verena aus Laichingen kennen, die mir vom Wegzug aus Deutschland mit fünf Kindern vor fünf Jahren erzählte. Außer fürs Gewinnen von Informationen für die Weiterreise war ich für nichts mehr zu gebrauchen, ließ sogar das Abendessen ausfallen und verzog mich in mein Einzelzimmer.

Mi. 11.03.2015
Nach dem Frühstücken entschied ich mich weiter zu reisen, mangels passender Busse wieder per Anhalter. Ich machte mir ein Schild mit der Aufschrift New Plymouth und Waitomo und verabschiedete mich von Verena und Matt. Über die zentrale Victoria Avenue ging ich zur Hauptstraße 3, die Richtung New Plymouth führt.

Victoria Avenue
Victoria Avenue

Der ehrgeizige Plan sah vor, am Vulkan Mount Taranaki vorbei nach New Plymouth zu fahren, dort eine Mittagspause zu machen und dann weiter zu den Waitomo-Glühwurmhöhlen zu fahren. Es war offen, wo die nächste Übernachtung sein würde. Über eine Stunde stand ich erfolglos an der Straße, bis eine Frau mit Hund ein Einsehen hatte und mich wenigstens an eine bessere Stelle weiter außerhalb fuhr.

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