Archiv der Kategorie: Kirgisistan

Bischkek (3)

Mi. 15.10.2014
Mit dem Flugzeug überflog ich in 50 Minuten all die Berge, die wir in der Woche zuvor in der langen Minibusfahrt bezwungen hatten.

Blick über die Berge
Blick über die Berge

Im Hostel wurde ich auf deutsch vom Mädchen an der Rezeption begrüßt. Nun konnte ich Bischkek doch noch bei Sonnenschein erleben und ging zum Ala-Too-Platz, wo am riesigen Fahnenmast gerade Wachablösung war und eine kirgisische Familie ein Foto machte.

Ala-Too-Platz
Ala-Too-Platz

Später gab es vor der Statue von Kurmandschan Datka im Rahmen des Internationalen Festivals zum 150. Jahrestag von Toktogul Aufführungen von traditionellen Musik- und Tanzgruppen aus der Gegend in und um Kirgisistan. Eine Dame machte mit einem Blättchen einen beatboxähnlichen Technosound, der immer wieder auch ländliche, traditionelle Töne beinhaltete.

Beeindruckende Vorstellung
Beeindruckende Vorstellung

Eine Mädchengruppe tanzte elegant in bunten traditionellen Kleidern.

Eleganter Tanz
Eleganter Tanz

Und selbstverständlich wurde auf dem Komus, einem dreisaitigen kirgisischen Zupfinstrument, gespielt.

Junge Komus-Spieler
Junge Komus-Spieler

Im Hostel kümmerte ich mich abends um meine Weiterreise nach China.

Do. 16.10.2014
Ich machte mich auf den Weg zum Siegesplatz, auf dem sich später eine Hochzeitsgesellschaft tummelte.

Siegesplatz
Siegesplatz

Im Hostel las ich die letzte Geschichte (Aug in Auge) von Tschingis Aitmatow und war etwas wehmütig, von Kirgisistan Abschied nehmen zu müssen. Über das Opernhaus ging ich nochmal zum Ala-Too-Platz und schrieb dort Postkarten, wo ein Jugendlicher passend zur Sonnenuntergangs- und Abschiedsstimmung auf der Gitarre spielte und leise sang.

Jugendlicher Gitarrenspieler und seine Freunde
Jugendlicher Gitarrenspieler und seine Freunde

Nach dem Sonnenuntergang kehrte ich dem großen Platz den Rücken.

Blick Richtung Ala-Too-Platz am Abend
Blick Richtung Ala-Too-Platz am Abend

In der Kneipe Edgar gönnte ich mir zum Abschied ein halbes Hähnchen und einige Steinbräu-Biere, die von einem deutschen Brauhaus in Bischkek kommen, während eine Jazzcombo Musik machte. Draußen in der Dunkelheit war laute Musik zu hören: Da war eine fahrbare Karaoke-Musikbox. Ich wurde eingeladen mich dazuzusetzen und hätte sogar englische Musik singen können. Ich lauschte dann doch lieber den kirgisischen Popsongs, die die jungen Leute sangen. Auch eine junge Frau sang und ihr Freund hielt sie und ihre Handtasche dabei.

Straßen-Karaoke
Straßen-Karaoke

Fr. 17.10.2014
Ganz früh vermachte ich mein Russisch-Wörterbuch und mein Tschingis-Aitmatow-Buch der deutsch sprechenden Rezeptionistin und meinen Lonely Planet Central Asia dem Hostel. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln schaffte ich es zum Flughafen, wo ich meinen Ausreisestempel bekam. Der Flug nach Ürümqi war sehr sehenswert: Wir flogen über fast das komplette Tianshan-Gebirge und ich nahm Abschied von Kirgisistan.

Osch

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Mit sechs der 13 tadschikischen Medizinstudenten im Hostel
Mit sechs der 13 tadschikischen Medizinstudenten im Hostel

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Stute mit Fohlen auf dem Viehmarkt
Stute mit Fohlen auf dem Viehmarkt

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Szene auf dem Viehmarkt
Szene auf dem Viehmarkt

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Mit einem Fohlenhändler
Mit einem Fohlenhändler

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Dreistöckige Jurte
Dreistöckige Jurte

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Büsten von Kurmandschan und Alimbek Datka
Büsten von Kurmandschan und Alimbek Datka

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Suleiman-Berg
Suleiman-Berg

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Mit Roland auf dem Suleiman-Berg
Mit Roland auf dem Suleiman-Berg

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Mit Denis und Sophia in der Hostelküche
Mit Denis und Sophia in der Hostelküche

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Abschiedsfoto von Osch zum Abend
Abschiedsfoto von Osch zum Abend

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Minibusfahrt in den Süden

Do. 09.10.2014
Ich schälte mich um 7 aus dem Bett, da ich eine lange Fahrt nach Arslanbob vor mir hatte. Der sechste Geldautomat spuckte endlich Bargeld für mich aus und beim Busbahnhof fand ich schnell einen Minibus zu einem akzeptablen Preis. Dort saßen bereits drei ältere Damen mit Kopftuch auf der Mittelbank und es sollte losgehen, wenn noch ein Mitfahrer gefunden wäre. Darum wurde ich vom Fahrer zum Teetrinken in ein kleines Schnellimbiss-Kabuff gesetzt. Hierhin hatten sich bisher wohl noch selten Touristen hinverirrt, denn ich war die Sensation dort. Die Leute waren interessiert an mir und stellten viele Fragen. Einer meinte, die Frauen wären hier besser als in Europa und ich solle mal darüber nachdenken. Das habe ich und ich glaube, er bemängelte, dass die Frauen in Europa selbstbewusster sind und sich nicht einfach so den Männern unterordnen lassen. Als ich in den Minibus einstieg, erkannte eine der Damen sofort das Titelbild meines Lonely Planet (Char Minar in Buchara). Höchstwahrscheinlich gehörten die drei zur usbekischen Minderheit in Kirgisistan. Dann fuhren wir zu sechst los und luden am Ortsende nach etwas Wartezeit einen jungen Mann ein, der sich neben mich auf die Rückbank setzte. Mittlerweile war es in der Tat sonnig und ich war gespannt, wie wir nach dem Wetter der letzten Tage über die zwei vor uns liegenden hohen Pässe kommen würden. Im Wagen freute sich der junge Mitfahrer, dass ich aus der Gegend von Mercedes und Porsche komme. Am über 3000m hohen Töö-Aschuu-Pass kamen wir mehrmals wegen des Verkehrs und Schneematsches nicht weiter.

Schnee am Tör-Ashuu-Pass
Schnee am Tör-Ashuu-Pass

Nur wenige Lastwagen legten Schneeketten an, weswegen auf dem Weg nach oben der eine oder andere querstand. Unser Fahrer lenkte den Minibus zielsicher an ihnen vorbei, nur kurz vor der Passhöhe versperrten auch wir die Gegenfahrbahn und wurden wie die anderen Fahrzeuge von einem Mann wild gestikulierend zur Seite gebeten. Zum Glück sorgte die Sonne dafür, dass der Schnee schmolz und so schluckten wir den zweiten Pass mit Leichtigkeit. Man konnte schon wieder das schneelose Tal sehen.

Blick unterhalb der Schneefallgrenze
Blick ins schneelose Tal

Wenig später erreichten wir die Schneegrenze und machten eine größere Pause.

An der Schneefallgrenze
An der Schneefallgrenze

Der Beifahrer (Bolot) und ich nahmen Manti und mein Nebensitzer und der Fahrer aßen ein Stück Hammel in der Suppe.

Gemeinsame Pause
Gemeinsame Pause

Wo die Damen aßen, habe ich nicht mitbekommen. Zunächst fuhren wir noch im Tal.

Im Tal nahe Toktogul
Im Tal nahe Toktogul

Aber schon um den Toktogul-Stausee wurde die Strecke immer kurviger und der Fahrer, übrigens pensionierter ehemaliger Polizist, nutzte die trockene Straße um ordentlich zu rasen.

Am Toktogul-Stausee
Am Toktogul-Stausee

Meinem Magen war es nicht mehr so wohl und einer Mitfahrerin ging es noch schlechter: Wir mussten anhalten und sie sich erleichtern. Die frische Luft half mir ein wenig und ich sah auf meiner Karte, dass wir jetzt den Fluss Naryn entlangfahren werden. Leider informierte mich mein Nebensitzer, dass man den Naryn den Amazonas Kirgisistans nennt und genauso schlänglig ging auch die Straße weiter. Nun wurde es der zweiten Dame schlecht, doch der Fahrer wollte zunächst nicht so recht anhalten. Irgendwann hielt er doch an, Bolot stieg schnell aus, ging in die Knie und setzte prompt seine Portion Manti neben die Beton-Leitplanke. Auch die zweite Dame übergab sich. Es stellte sich heraus, dass alle die arg zwiebelreichen Manti gegessen hatten. Zum Übergeben reichte es mir aber nicht, obwohl mir das zwischendurch mal lieber gewesen wäre. Im Auto spendete ich Wasser und die Damen Tropfen gegen Übelkeit. So konnten wir einen weiteren unplanmäßigen Halt verhindern.

Der Fluss Naryn am Abend
Der Fluss Naryn am Abend

Nach dem Flussabschnitt wurde es flacher und die Straße gerade. Bolot machte noch einen sehr schönen Eintrag in mein Büchlein. Es ging direkt am Zaun zur usbekischen Grenze vorbei und bald wurde es dunkel. Nun zeigte sich noch der Mond, mein treuer Begleiter, in voller Pracht am Horizont. An der Abzweigung nach Arslanbob wollten die Taxifahrer einen unverschämten Geldbetrag für die 40 Minuten Fahrt und obwohl Bolot schon mit der Unterkunft in Arslanbob telefonierte, fuhr ich bis Dschalalabat im Minibus weiter. Dort an der Abzweigung in die Stadt verabschiedete ich mich von den Mitfahrern und der Fahrer half mir, eine günstige Mitfahrt ins Zentrum zu bekommen. Er war selber wütend, welch unverschämte Preise manche verlangten und schimpfte mit ihnen. Am Ende war ich mit zwei Jugendlichen in einem Kleinwagen, dessen Fahrer noch mehr Leute ein- und aussteigen ließ, auch eine unglaublich in Schale geworfene junge Kirgisin mit einem traditionellen roten Kleid. Ich wurde genau am richtigen Ort herausgelassen in der Dunkelheit Dschalalabats und fand mich am nicht gekennzeichneten Eingang des Hotels Mölmöl wieder.

Bischkek (2)

Mi. 08.10.2014
Dort traf ich Murray aus Sydney, der für Warner Brothers in der Filmindustrie arbeitet und zuletzt bei Happy Feet 2 beteiligt war. Er sagte, dass es auch in Bischkek geschneit hatte und dieser – wenn auch kurze – Wintereinbruch auch für kirgisische Verhältnisse sehr früh und unerwartet kam, worauf die Leute noch gar nicht vorbereitet waren. Schon ab morgen sollte es bis zum Ende meines Kirgisistan-Aufenthalts sonnig sein, was ich mir noch kaum vorstellen konnte. In der Kälte gingen wir zu einem hervorragenden georgischen Restaurant, wo ich zum Abschluss dieses aufregenden Tages Chatschapuri (gebackenes Brot in Bootform gefüllt mit Käse und Spiegelei) als Vorspeise mit Murray teilte und Rind mit Tomaten, Käse und Pilzsoße aß.

Chatschapuri
Chatschapuri

Ein unverhofftes Abenteuer

Mi. 08.10.2014
Um den Basar standen viele Marshrutkas, Minibusse und Autos. Ich durfte schnell in einem leeren Siebensitzer Platz nehmen, während der Fahrer im stärker werdenden kalten Regen unter den vielen anderen Leuten draußen war. Plötzlich wurde ich in einen fast vollen Siebensitzer verfrachtet, der direkt losfuhr. Wenige Kilometer später ging es den einen kleinen Pass hoch. Schon beim ersten Anstieg ging der Regen in Schnee über und die Straße wurde matschig. Der Fahrer überlegte nicht lange und drehte um. Zurück in Kochkor wurden wir alle in ein für mich drittes Fahrzeug umgeladen, einen VW Sharan mit nicht mehr ganz funktionierendem Türschloss. Der Fahrer und andere Männer schauten sich die Reifen genauer an und redeten. Wenig später ging’s los. An ungefähr der gleichen Stelle am Berg war nun schon ordentlicher Schneematsch und der Fahrer fragte einige entgegenkommende Fahrer, wie’s weiter oben aussähe. Die meisten hatten wohl bereits umgedreht und so taten auch wir das. Der Fahrer wählte einen Umweg entlang des Tals über Balykchy. Nun schneite es auch im 1800m hoch gelegenen Tal, aber die Straße war eben und befahrbar.

Fahrt durch den Schnee
Fahrt durch den Schnee

Als ich Fotos vom Schnee draußen machte, sprach mich das Mädchen im Auto an und erzählte mir, dass sie davon träume in die USA zu gehen. Im Auto liefen immer wieder in Deutschland produzierte Dance-Hits der frühen 90er- und 80er-Jahre, die mich an meine Kindheit und Jugend erinnerten. Als es nicht mehr weit nach Bischkek war, hatte der Niederschlag aufgehört, aber plötzlich machte der Beifahrer einen skeptischen Blick zum Fahrer und wenig später blieb unser Sharan stehen. So standen wir in der verschneiten Einöde und Kälte und die meisten Insassen rauchten erst mal draußen eine Zigarette.

In der Einöde nahe Bischkek
In der Einöde nahe Bischkek

Einer junger Mann hielt an, begrüßte unseren Fahrer und stellte sein Auto vor unseres. Dennoch versuchte unser Fahrer rauchend und telefonierend, weitere Autos anzuhalten. Lange Zeit später kramte der junge Mann aus den Niederungen seines überbepackten Kofferraums eine Plastikflasche mit Benzin heraus. Es war also keine Panne, sondern uns war nur ein Kilometer vor einer Tankstelle das Benzin ausgegangen. Nach einem kleinen Snack von der Tankstelle fragte mich das Mädchen nach einem Kaugummi und ich konnte ihr und allen Mitfahrern TicTacs aus Deutschland anbieten. In Bischkek wurden wie so oft bei solchen Fahrten x Lieferungen hier und dort abgegeben. Am Ende stieg ich am Busbahnhof aus und nahm meinen vom vielmaligen Umladen verdreckten Rucksack aus dem Kofferraum. Mit der Marschrutka fuhr ich zum Hostel und war im sicheren, oder besser gesagt warmen Hafen gelandet.

Kochkor

Di. 07.10.2014
In Balykchy stieg ich in einen privaten Minibus nach Kochkor um, in dem passend zur Landschaft heimische Volksmusik mit Akkordeon lief. Von Kochkor wollte ich zunächst unbedingt über den Dolon-Pass nach Naryn fahren, so wie der Lastwagenfahrer Iljas in Tschingis Aitmatows Geschichte, und am nächsten Tag nach Möglichkeit über den Bergsee Song-Köl (3016m) zurück. Wegen des unbeständigen Wetters der letzten Tage lag am Song-Köl bereits Schnee und er war, wenn überhaupt, nur noch über einen Umweg über den Dolon-Pass zu erreichen, bekam ich beim CBT (Community-Based Tourism) zu hören. Ein Jeep war mit zwei Touristen heute bereits zu dieser Tour aufgebrochen. Wegen des bevorstehenden Kälteeinbruchs mit Niederschlägen am Nachmittag des nächsten Tages sah ich das als die einzige Möglichkeit, den Dolon-Pass mitsamt Song-Köl noch zu erreichen. Bei der Touristenagentur Jailoo kam nach über 90 statt der angekündigten fünf Minuten die englisch sprechende Dame und nach 10 Sekunden Gespräch war klar, dass sie mir nichts mehr anbieten konnte. Nun verließ mich der Mumm und ich fuhr nicht mal mehr die drei Stunden über den Dolon-Pass nach Naryn, das ich bei Dunkelheit ohne Unterkunft auf 2030m Höhe in der Kälte hätte erreichen können. So ging ich zum Tulekeev Guesthouse im Ort und all die angedachten Abenteuer waren somit gestorben, außer ich würde eine verwegene Aktion am nächsten Tag bei schlechtem Wetter starten. So war ich in Kochkor gestrandet und zudem ging es im weiteren Verlauf meiner Reise nur wieder über Bischkek in die etwas wärmere Gegend im Südwesten des Landes, nach der ich mich nun sehnte. Der abendliche Spaziergang durch den Ort war mit einem Frustkauf einer Ein-Liter-Plastikflasche Bier verbunden. Immerhin sah ich noch, wie eine Schafherde von zwei Reitern entlang der Dorfstraße nach Hause getrieben wurde.

Schafherde auf der Hauptstraße in Kochkor
Schafherde auf der Hauptstraße in Kochkor

Beim Abendessen in der günstigen Dorfkantine war ein freundlicher alter Mann, der mich zu seinem Tisch bat, Lagman empfahl und am Ende des Essens ein kurzes Gebet sprach. Im Ort sprach mich ein gleichaltriger Mann an, der auf das Stichwort Deutschland Hitler, die Stadt Freiburg, den Fußballverein Stuttgart und Arjen Robben nannte. Ich merkte, dass ich heute keinen Nerv für Konversationen dieser Art hatte und verzog mich um 6 bei langsam einsetzender Dunkelheit in mein einsames Zimmer, konnte aber immerhin den großen Vorraum nutzen und mich mit meinem Tablet und meinem Reiseführer beschäftigen.

Mi. 08.10.2014
Im Vorraum stand das Frühstück schon da und die Großmutter des Hauses brachte gerade heißes Wasser für den Tee. Den Regen wollte ich durch eine Fahrt nach Bischkek am Nachmittag umgehen, denn hier sollte der Vormittag und in Bischkek der Abend trocken sein. Die kalte Nacht bei 0 Grad wollte ich auch lieber in der Stadt als auf dem Dorf verbringen. So ließ ich mir am Vormittag Zeit und verabschiedete die Großmutter und ihre drei Enkel. Der Zweijährige hatte heute keinen guten Tag: Er heulte viel, auch wenn der Dreizehnjährige ihn streichelte. Die Fünfzehnjährige sang im Nebenzimmer. Ich hatte noch den Geistesblitz und schenkte den Kindern drei meiner mitgebrachten Goldberg-Bleistifte und ging fröhlich in den beginnenden Regen hinaus.

Tosor

So. 05.10.2014
Wir fanden gemeinsam das Gästehaus Ak Keme und gingen bei Sonnenschein zum Strand des Yssykköl. Man konnte die schneebedeckten Berge hinter dem über 50 km entfernten Nordufer sehen, der Strand sah ähnlich aus wie an der Ostsee und in unserem Rücken hatten wir ebenfalls verschneite Berge.

Am Südufer des Yssykköl
Blick vom Südufer des Yssykköl zu den Bergen im Norden
Berge auf der Südseite des Sees
Berge auf der Südseite des Sees

Simon badete sogar im kalten See auf 1606m Höhe. Im Dorf sahen wir, wie die Kühe von der Weide in den Stall getrieben wurden.

Tosor am Abend
Tosor am Abend

Ein Mädchen führte ganz verantwortungsvoll eine einzelne Kuh nach Hause.

Mädchen mit Kuh
Mädchen mit Kuh

Den Abend saßen wir in der Küche zusammen und aßen Käsebrot und Spaghetti.

Mo. 06.10.2014
Nach dem Frühstück verabschiedeten sich Anja und Simon nach Bischkek und ich ging los Richtung Skazka-Tal. Die Hündin der Unterkunft folgte mir mehrere Kilometer, drehte aber um, als sich Regen abzeichnete. Als meine Straße ganz nah am Ufer entlang ging, regnete es und ich rettete mich in ein unverhofft dastehendes Häuschen. Die bewirtende ältere Dame schaute fern und gab mir einen Tee. Als ich bei der Abzweigung ins Skazka-Tal war, regnete es wieder und ich konnte mich kaum dazu überwinden weiterzugehen. Das Tal war mit grünen und roten Hügelchen übersät und ich musste nur einmal ein natürliches Regendach suchen.

Hügel im Skazka-Tal
Hügel im Skazka-Tal

Danach wurde ich mit einem Regenbogen belohnt. Weiter im Tal gab es immer höhere Hügel und es gab auch eine langgezogene natürliche Mauer und eine Schlucht.

Vor den rot gefärbten Bergen
Vor den rot gefärbten Bergen

Besonders beeindruckend waren die rote Farbe und die Form der Hügel.

Rote Berge im Sonnenschein
Rote Berge im Sonnenschein

An der Schlucht traf ich drei Männer: einen Deutschen, einen Deutsch-Russen und einen Kirgisen, die zuvor mit ihrem Geländewagen an mir vorbeigefahren waren. Sie hatten Messungen zur radioaktiven Strahlung von sowjetischen stillgelegten Uranabbaugebieten gemacht und heute einen freien Tag. Gemeinsam konnten wir es gut erwarten bis die Sonne für schöne Fotos nochmal rauskam.

Blick bis über den Yssykköl
Blick bis über den Yssykköl

Zudem nahmen sie mich bis an die Hauptstraße mit. Auf dem Rückweg konnte ich neben Eseln, Kühen, Pferden und Schafen auch sehen, wie Heu, das heute etwas Regen abbekommen hatte, von ein paar Männern aufgeladen wurde.

Heuwagen
Heuwagen

Ein jüngerer stand mit einem zweiten Sowjet-Kleinlaster da und sprach mich an. So kam es, dass ich mit ihm ein wenig mitfahren durfte, bevor er und der Heuwagen in die Berge abbogen, wo sie im Sommer wohnen und ihre Tiere haben. In der Unterkunft zeigte mir der Großvater des Hauses die 13 Jungen der Hündin sowie die eigenen Schafe, ein Kalb und eine Kuh. Außerdem gab es Küken und eine anthrazit-graue kleine Katze. Zum Abendessen bekam ich Manti, Teigtaschen mit Fleisch- und Krautfüllung.

Di. 07.10.2014
Da bei meiner Abreise im Gästehaus keiner mehr anzutreffen war, hinterließ ich ein kleines Zettelchen. An der Hauptstraße fuhr nach kurzer Wartezeit eine Marschrutka nach Westen vorbei, in der ich für die erste Teilstrecke einen Stehplatz bekam.

Karakol

Fr. 03.10.2014
In Karakol gingen wir zum Yak Tours Hostel, wo ein älterer Mann mit seinem Hund Linda das Holztor öffnete und Zimmer für uns hatte. Dort trafen wir Wouter und Matthijs aus Holland an. Wir hatten noch genug Zeit, um die wenigen Sehenswürdigkeiten im Ort anzuschauen. Die Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale neben unserem Hostel war am bemerkenswertesten.

Vor der Christi-Himmelfahrts-Kathedrale
Vor der Heiligen-Dreifaltigkeits-Kathedrale

Immer wieder hatten wir einen Blick auf die Berge um Karakol.

Der Ort mit den Bergen im Hintergrund
Der Ort mit den Bergen im Hintergrund

Auf dem Makish Basar kauften wir leckere Schoko-Süßigkeiten.

Basar
Makish Basar

Leider wurden wir dort von einem betrunkenen Russen angepöbelt, der uns als Faschisten beschimpfte und mich ordentlich rumschubste. Wir kamen glücklicherweise schnell davon, hätten aber genug Leute auf dem Markt hinter uns gehabt. Auf dem Weg zur von Kristiina einen Tag lang herbeigesehnten Pizzeria gingen wir noch an der Universität, der Lenin-Statue und einem der paar Kolonialbauten vorbei. Mit der Pizza waren wir sehr zufrieden und unterhielten uns am Ende noch mit einem Gast, der mit seiner Freundin auch eine Wasserpfeife rauchte und Interesse an uns hatte. Er arbeitet im Tourismus und meinte, wir sollten im Winter nochmal nach Karakol kommen, da wäre es besonders schön. Im Hostel saßen wir noch mit Wouter und Matthijs zusammen, die uns von ihrem Wodka anboten. Matthijs hatte seinen letzten Abend und Wouter will seine letzte Woche unter anderem in den verschneiten Bergen verbringen. Es war ein lustiger Abend und das Klavier in deren epischem Zimmer diente immerhin noch als Stativ für ein Selbstauslöser-Foto.

Mit Wouter, Matthijs und Kristiina
Mit Wouter, Matthijs und Kristiina

Sa. 04.10.2014
Nach dem Abschied von Kristiina machte ich meine Tagestour ins Jeti-Öghüz-Tal. Das Taxi nahm mich für teures Geld zum Einstieg in die Flusstal-Wanderung mit. Dabei fuhren wir am Fels „Gebrochenes Herz“ vorbei und kamen beim roten Gestein der „Sieben Bullen“ heraus.

Dorf beim Jeti-Öghüz-Sanatorium und die Sieben Bullen
Dorf beim Jeti-Öghüz-Sanatorium und die Sieben Bullen

Im Tal traf ich ein englisch-kirgisisches Paar, das mich motivierte, bis zum so genannten Blumental weiterzugehen. Trotz der tief hängenden Wolken zeigte sich das Jeti-Öghüz-Tal als sehr vielfältig mit dem kleinen Fluss, unterschiedlichen Felsformationen und herbstlich gefärbten Bäumen.

Das Jeti-Öghüz-Tal
Das Jeti-Öghüz-Tal

Abseits des Flusses gelangte ich ins Blumental, in dem im Herbst grüne Wiesen und gelb gefärbte Laubbäume unter den verschneiten Bergen zu sehen waren.

Vor dem herbstlichen Blumental
Vor dem herbstlichen Blumental

Am Aussichtspunkt traf ich zwei ältere Damen aus Singapur, deren kirgisischer Fahrer (eingeenglischt Johnny) mich sofort einlud, mit ihnen eine Vesperpause zu machen. Sie teilten alles mit mir und boten mir zudem an, mich mit nach Karakol zu nehmen, was mir bei den immer tiefer hängenden Wolken und dem einsetzenden Nieselregen sehr recht war. Zwischendurch nahm Johnny seine Sitzmatte aus dem Auto und verzog sich als gläubiger Muslim kurz für eines der fünf täglichen Gebete. Beim Dorf um das Jeti-Öghüz-Sanatorium fotografierten die zwei Damen mit Freuden die gefärbten Laubbäume beim mittlerweile starken Regen und ich setzte mich schnell wieder in den Minibus und betrachtete eine Hochzeitsgesellschaft, die sich mit Limousine und kirgisischen Flaggen kurz zeigte. Auf dem Rückweg hielt Johnny kurz an, damit ich noch ein Foto vom Gebrochenen Herzen machen konnte, das sich beim Regen traurig gräulich zeigte.

Gebrochenes Herz
Gebrochenes Herz

Als wir uns in Karakol verabschiedeten, wollte Johnny keinesfalls Geld von mir annehmen. Da das Internetcafe geschlossen hatte, aß ich wie am Vortag bei Lovely Pizza, nutzte dort das W-Lan und ließ mir zwei Flaschen Bier mitgeben. Als ich im Vorraum meines Zimmers stand, kam doch tatsächlich Volker, den ich mit seiner urlaubenden Freundin Katja schon in Taschkent und Buchara getroffen hatte, die Treppe hochgestapft. Unglaublich! So teilten wir das Bier und später kam Wouter noch dazu, der den Tag seine leichte Grippe ausschlief.

So. 05.10.2014
Am frühen Morgen schloss ich mich Volker und dem Paar Raquel und Sascha an und wir gingen gemeinsam auf den Viehmarkt. Das war ein wirkliches Erlebnis, auch wenn mit den Tieren nicht zimperlich umgegangen wurde. Es gab Schafe, Kühe und Pferde. Nicht schön anzusehen war, dass gekaufte Schafe wie Rucksäcke in Kofferräume gestapelt wurden.

Schafe auf dem Viehmarkt
Schafe auf dem Viehmarkt

Der Hauptplatz, auf dem Pferde und Rinder gehandelt wurden, war sehr belebt und schlammig.

Hauptplatz des Viehmarktes
Hauptplatz des Viehmarktes

Dennoch waren wir nicht die einzigen, die keine Gummistiefel trugen. Pferde wurden auf engstem Raum kurz probegeritten und es wurde über Kühe und deren Preis diskutiert. Auch war es der Ort, an dem sich Bekannte begegneten und sich kurz unterhielten.

Szene auf dem Viehmarkt
Szene auf dem Viehmarkt

Ein gekauftes Tier wurde an der Pforte herausgeführt, ob es wollte oder nicht. Dort waren zwei Capos, die für den getätigten Handel auf dem Hauptplatz etwas Geld kassierten. Am Ende wurden die Pferde und Rinder in Laster verladen und weggefahren. Viele der Laster waren ursprünglich mal aus Deutschland, wie man an der Aufschrift von Dachdeckern, Bauunternehmen oder Speditionen erkennen konnte.

Viehlaster
Viehlaster

Zuletzt trafen wir noch eine Frau an, die vier junge Schweine in einem kleinen Holzwagen nach Hause fuhr. Nach dem Abschied befand ich mich im Minibus entlang der Südseite des Yssykköl, wo ein alter Mann und daneben ein junges Mädchen mit mir in der letzten Reihe saßen. Der Mann konnte sich noch an einige deutsche Wörter und Sätze aus seiner Schulzeit erinnern, z.B. „Wer ist heute Ordner?“ oder „Es sind alle da.“ Außerdem interessierte er sich für meine Reise und das Leben in Deutschland. Das Mädchen wollte die Fotos von meiner Reise auf meiner Digitalkamera sehen. Die beiden stiegen auf halber Strecke aus und dafür kamen unter anderem Anja und Simon aus Freiburg mit voller Ausrüstung von der letzten Bergtour in den Bus. Sie wollten einen Ort vor mir aussteigen, schlossen sich dann aber mir an und fuhren ebenfalls bis Tosor.

Cholpon-Ata

Do. 02.10.2014
Wir schossen übers Ziel hinaus und stiegen erst einen Ort später aus. So nahm uns ein Paar zurück nach Cholpon-Ata, wo uns direkt eine ältere Frau zuwinkte. Sie hatte ein günstiges Zimmer für uns am Rande eines großen Innenhofs mit Garten. Das Wetter wurde besser und wir suchten uns einen Weg zum Ufer des Yssykköl. Der Sommer-Urlaubsort war wie ausgestorben und als wir letztlich am Strand landeten, hatten wir diesen für uns allein.

Strand und Berge
Strand und Berge
Abendlicher Blick in die Ferne
Abendlicher Blick in die Ferne

Zudem zeigten sich die verschneiten Viertausender ein wenig hinter den Wolken. Bevor es wieder regnete, fanden wir eines der wenigen geöffneten Restaurants, aßen dort und tranken Tee.

Mit Kristiina beim Essen und Teetrinken
Mit Kristiina beim Essen und Teetrinken

In der Unterkunft war es nachts ordentlich frisch, aber zum Glück wachten wir bei Sonnenschein wieder auf.

Fr. 03.10.2014
Somit gingen wir nochmal an den Strand, dessen Umgebung ganz anders aussah als am Vortag.

Am Strand bei Tageslicht
Am Strand bei Tageslicht
Blick zu den Bergen am Südufer
Blick zu den Bergen am Südufer

Ein einziger Tourist saß dort und zeichnete. Etwas weiter machten wir neben einem kirgisischen Paar ein Keksfrühstück mit Blick auf den See und die Berge. Zum Abschied vom Hostel gab uns die Hausherrin vier von den zahlreichen eigenen Äpfeln. Nach einem Marsch Richtung Ortsende fanden wir den Minibus, der uns in einer rasanten Fahrt in zwei Stunden nach Karakol brachte.