Minibusfahrt in den Süden

Do. 09.10.2014
Ich schälte mich um 7 aus dem Bett, da ich eine lange Fahrt nach Arslanbob vor mir hatte. Der sechste Geldautomat spuckte endlich Bargeld für mich aus und beim Busbahnhof fand ich schnell einen Minibus zu einem akzeptablen Preis. Dort saßen bereits drei ältere Damen mit Kopftuch auf der Mittelbank und es sollte losgehen, wenn noch ein Mitfahrer gefunden wäre. Darum wurde ich vom Fahrer zum Teetrinken in ein kleines Schnellimbiss-Kabuff gesetzt. Hierhin hatten sich bisher wohl noch selten Touristen hinverirrt, denn ich war die Sensation dort. Die Leute waren interessiert an mir und stellten viele Fragen. Einer meinte, die Frauen wären hier besser als in Europa und ich solle mal darüber nachdenken. Das habe ich und ich glaube, er bemängelte, dass die Frauen in Europa selbstbewusster sind und sich nicht einfach so den Männern unterordnen lassen. Als ich in den Minibus einstieg, erkannte eine der Damen sofort das Titelbild meines Lonely Planet (Char Minar in Buchara). Höchstwahrscheinlich gehörten die drei zur usbekischen Minderheit in Kirgisistan. Dann fuhren wir zu sechst los und luden am Ortsende nach etwas Wartezeit einen jungen Mann ein, der sich neben mich auf die Rückbank setzte. Mittlerweile war es in der Tat sonnig und ich war gespannt, wie wir nach dem Wetter der letzten Tage über die zwei vor uns liegenden hohen Pässe kommen würden. Im Wagen freute sich der junge Mitfahrer, dass ich aus der Gegend von Mercedes und Porsche komme. Am über 3000m hohen Töö-Aschuu-Pass kamen wir mehrmals wegen des Verkehrs und Schneematsches nicht weiter.

Schnee am Tör-Ashuu-Pass
Schnee am Tör-Ashuu-Pass

Nur wenige Lastwagen legten Schneeketten an, weswegen auf dem Weg nach oben der eine oder andere querstand. Unser Fahrer lenkte den Minibus zielsicher an ihnen vorbei, nur kurz vor der Passhöhe versperrten auch wir die Gegenfahrbahn und wurden wie die anderen Fahrzeuge von einem Mann wild gestikulierend zur Seite gebeten. Zum Glück sorgte die Sonne dafür, dass der Schnee schmolz und so schluckten wir den zweiten Pass mit Leichtigkeit. Man konnte schon wieder das schneelose Tal sehen.

Blick unterhalb der Schneefallgrenze
Blick ins schneelose Tal

Wenig später erreichten wir die Schneegrenze und machten eine größere Pause.

An der Schneefallgrenze
An der Schneefallgrenze

Der Beifahrer (Bolot) und ich nahmen Manti und mein Nebensitzer und der Fahrer aßen ein Stück Hammel in der Suppe.

Gemeinsame Pause
Gemeinsame Pause

Wo die Damen aßen, habe ich nicht mitbekommen. Zunächst fuhren wir noch im Tal.

Im Tal nahe Toktogul
Im Tal nahe Toktogul

Aber schon um den Toktogul-Stausee wurde die Strecke immer kurviger und der Fahrer, übrigens pensionierter ehemaliger Polizist, nutzte die trockene Straße um ordentlich zu rasen.

Am Toktogul-Stausee
Am Toktogul-Stausee

Meinem Magen war es nicht mehr so wohl und einer Mitfahrerin ging es noch schlechter: Wir mussten anhalten und sie sich erleichtern. Die frische Luft half mir ein wenig und ich sah auf meiner Karte, dass wir jetzt den Fluss Naryn entlangfahren werden. Leider informierte mich mein Nebensitzer, dass man den Naryn den Amazonas Kirgisistans nennt und genauso schlänglig ging auch die Straße weiter. Nun wurde es der zweiten Dame schlecht, doch der Fahrer wollte zunächst nicht so recht anhalten. Irgendwann hielt er doch an, Bolot stieg schnell aus, ging in die Knie und setzte prompt seine Portion Manti neben die Beton-Leitplanke. Auch die zweite Dame übergab sich. Es stellte sich heraus, dass alle die arg zwiebelreichen Manti gegessen hatten. Zum Übergeben reichte es mir aber nicht, obwohl mir das zwischendurch mal lieber gewesen wäre. Im Auto spendete ich Wasser und die Damen Tropfen gegen Übelkeit. So konnten wir einen weiteren unplanmäßigen Halt verhindern.

Der Fluss Naryn am Abend
Der Fluss Naryn am Abend

Nach dem Flussabschnitt wurde es flacher und die Straße gerade. Bolot machte noch einen sehr schönen Eintrag in mein Büchlein. Es ging direkt am Zaun zur usbekischen Grenze vorbei und bald wurde es dunkel. Nun zeigte sich noch der Mond, mein treuer Begleiter, in voller Pracht am Horizont. An der Abzweigung nach Arslanbob wollten die Taxifahrer einen unverschämten Geldbetrag für die 40 Minuten Fahrt und obwohl Bolot schon mit der Unterkunft in Arslanbob telefonierte, fuhr ich bis Dschalalabat im Minibus weiter. Dort an der Abzweigung in die Stadt verabschiedete ich mich von den Mitfahrern und der Fahrer half mir, eine günstige Mitfahrt ins Zentrum zu bekommen. Er war selber wütend, welch unverschämte Preise manche verlangten und schimpfte mit ihnen. Am Ende war ich mit zwei Jugendlichen in einem Kleinwagen, dessen Fahrer noch mehr Leute ein- und aussteigen ließ, auch eine unglaublich in Schale geworfene junge Kirgisin mit einem traditionellen roten Kleid. Ich wurde genau am richtigen Ort herausgelassen in der Dunkelheit Dschalalabats und fand mich am nicht gekennzeichneten Eingang des Hotels Mölmöl wieder.

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