Bischkek (1)

Di. 30.09.2014
Schneller als ich schauen konnte, war der kirgisische Uniformierte mit meinem Pass im Nebenraum verschwunden, kam aber wieder zurück, bevor ich mir Sorgen machen musste. Auf der letzten Seite hatte ich den kirgisischen Einreisestempel und nach einer weiteren Passkontrolle war ich in Kirgisistan eingereist, so einfach war das. Am Minibus trafen wir alle wieder zusammen und wurden nach Bischkek gefahren. Ab der Grenze war der Fahrer etwas angespannt. Er setzte eine kirgisische SIM-Karte in eines seiner drei Handys ein und organisierte fahrenderweise die Übergabe seiner zwei Lieferungen in Bischkek. Dann stieg ich bei schönstem Wetter am großen, unübersichtlichen Busbahnhof aus, wo ich meine kasachischen Tenge wechselte. Zu Fuß und mit dem Trolleybus erreichte ich das Nomad Hostel und nahm meinen mit den Visa versehenen Zweitpass entgegen, der tags zuvor von einem deutschen Kurier namens Mario gebracht wurde.

Umschlag und chinesisches Visum im Zweitpass
Umschlag und chinesisches Visum im Zweitpass

Leider war für die nächste Zeit unbeständiges Wetter in Kirgisistan angesagt und ich zerbrach mir mit Onlinewetter-Internetseiten und meinem Lonely Planet in der Hostelküche bis in die Nacht den Kopf, wie meine Reiseroute in Kirgisistan aussehen könnte.

Mi. 01.10.2014
Die regenfreie Phase nutzte ich, um die Stadt ein wenig anzuschauen. Ich machte mich auf den Weg zum riesigen Ala-Too-Platz.

Die kirgisische Flagge und der Sagenheld Manas am Ala-Too-Platz
Die kirgisische Flagge und der Sagenheld Manas am Ala-Too-Platz

Dort war eine Hochzeitsgesellschaft mit kirgisischen Flaggen, Limousine und Kutsche. Auf der gegenüberliegenden Seite fand ich ein würdiges Denkmal für Tschingis Aitmatow. Im Sultan Kebab Restaurant hatte ich eine junge, zierliche und freundliche Bedienung. Nach dem Regen ließ ich mich doch noch mit der Tschingis-Aitmatow-Statue fotografieren.

Neben der Statue des kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow
Neben der Statue des kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow

Weiter ging’s an einer Lenin-Statue vorbei zum Panfilow-Park, wie in Almaty ein Park mit Rummel und Riesenrad, das nicht in Betrieb war. Auf dem Rückweg kam ich an einem Kino vorbei und erinnerte mich an Annas und Lukas‘ Erzählungen von einem kirgisischen Film. Ich besorgte mir eine Karte, auch wenn es nur russische Untertitel gab. Zwei Straßen weiter begegnete mir die Estin Kristiina, die ich vier Wochen zuvor in Taschkent getroffen hatte. Sie freute sich über meinen guten Wetterbericht für den Yssykköl (wörtlich „Heißer See“) östlich von Bischkek und wir beschlossen, tags darauf am Mittag zusammen dort hinzufahren. Im Hostel trank ich auf das Regenwetter ein Bier und ging anschließend ins Kino und schaute „Kurmandschan Datka“ an, ein sehr guter Film.

Tafel zum Film an der Kasse
Tafel zum Film an der Kasse

Ich konnte dem Inhalt zum Leben der kirgisischen Nationalheldin des 19. Jahrhunderts grob folgen und habe vor allem die schönen Landschaftsaufnahmen genossen. Am Ende des Films wurde mir erst so recht bewusst, dass ich hier unter ausschließlich Kirgisen saß. Im Hostel tippte ich an meinem Blog, etwas unbemerkt von den anderen Hostelgästen. Als ich auf dem Weg zum Schlafsaal war, sagte das Mädchen an der Rezeption auf deutsch „Gute Nacht“. Ich war überrascht und so unterhielten wir uns sehr angenehm über den kirgisischen Film, Tschingis Aitmatow und das Reisen in Kirgisistan.

Do. 02.10.2014
Ich schlief viel zu lange und musste inklusive Taxi zum Busbahnhof hetzen, um Kristiina nicht zu lange warten zu lassen. An diesem ordentlichen Regentag war die Fahrt nach Cholpon-Ata genau das Richtige.