Sankt Petersburg

Di. 05.08.2014
In Sankt Petersburg hat die Ankunft im Mir Hostel tadellos geklappt, so konnte ich noch den Abend genießen. Auf dem Weg zur Ermitage und dem Fluss Newa hörte ich jemanden auf dem Palastplatz das Lied „Zombie“ singen. Das Publikum saß im weiten Rund um den Sänger und sang insbesondere bei den russischen Liedern mit. Neben der Ermitage spielte eine Band russische Rock-Lieder. Hier wurde erst recht mitgesungen und getanzt – bis halb 3, und das an einem Dienstag! Auf diese Art und Weise sollte es in den nächsten Tagen weitergehen.

Neva und Ermitage
Der Fluss Newa und die Ermitage

Mi. 06.08.2014
Dank Agathes Kontakten zu den MUNOG-Gastlehrerinnen Svetlana und Galina, habe ich die beiden und ihre ehemalige Schülerin Julia getroffen. Trotz vieler eigener Verpflichtungen verbrachten sie den ganzen Tag mit mir. So bekam ich, ohne mich selbst darum kümmern zu müssen, die schönsten Ecken der Altstadt zu sehen.

Kanalrundfahrt mit Svetlana, Julia und Galina
Kanalrundfahrt mit Svetlana, Julia und Galina

Zudem durfte ich im russischen Schnellrestaurant und Café die wichtigsten russischen Gerichte und Süßspeisen kennen lernen und probieren. Außerdem besorgte Svetlana mir ein Ballett-Ticket für Schwanensee am Tag darauf. Dann nahmen sie mich auf die Kuppel der Isaaks-Kathedrale, von der aus wir einen atemberaubenden Blick über die Stadt hatten.

Blick von der Isaaks-Kathedrale
Blick von der Isaaks-Kathedrale

Als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, fuhr uns Galinas Freundin Jana mit ihrem Auto durch die Stadt, damit ich so viel wie möglich schöne Dinge noch zu sehen bekam: die Palast-Brücke, die Rostra-Säulen, die Börse, die Peter-und-Paul-Festung, ein Miniatur-Park (zum Wiederholen der gerade kennen gelernten Sehenswürdigkeiten), den Kreuzer Aurora (das Kriegsschiff der ehemaligen Kaiserlichen Russischen Marine Anfang des 20. Jahrhunderts), den Sommergarten und das Marsfeld.

Ehemaliges Kriegsschiff Aurora
Der Kreuzer Aurora

Nach einem längeren Schläfchen ging ich abends wie tags zuvor zur Live-Musik an die bekannten Orte. Dieses Mal war auf dem Palastplatz eine ganze Combo, wobei einer ab und zu tanzte und immer wieder Mädchen zum Mittanzen aufforderte. Dadurch war die Stimmung beonders gut. Ein Mädchen der Combo sang „Bring Me To Life“ von Evanescence, da hat nicht mehr viel zu „My Immortal“ gefehlt.

Musik auf dem Schlossplatz
Live-Musik auf dem Palastplatz

Neben der Ermitage war wieder die gleiche Band wie am vorigen Tag, nur ging’s dieses Mal sogar bis halb 4!

Musik neben der Ermitage bei geöffneter Brücke
Live-Musik neben der Ermitage bei geöffneter Schlossbrücke

Do. 07.08.2014
Nach Ausschlafen und Organisatorischem, u.a. habe ich auf der russischen Bahn-Seite erfolgreich ein Zugticket gebucht und endlich die offizielle Einladung nach Xinjiang bekommen, ging’s abends im möglichst schicken Outfit zu Tschaikowskis Schwanensee: ein sehr schönes Theater und eine herrliche Aufführung!

Michajlowskij-Theater
Michailowski-Theater

Es fühlte sich an wie eine Nachmittagsaufführung, weil es um halb 11 noch hell war und die Nacht noch bevorstand.

Schwanensee-Plakat
Schwanensee-Plakat

Also noch schnell ein schönes Bild gemacht und später ab zur Live-Musik.

ffffff
Gribojedow-Kanal und Auferstehungskirche

Fr. 08.08.2014
Am nächsten Tag hatte Svetlana mir einen Tag mit ihrer ehemaligen Schülerin Ksenia und deren Mutter Natalia organisiert. Die beiden fuhren mich nach Peterhof und haben sich dort als glänzende Touristenführerinnen gezeigt: Sie haben mir sehr viel dazu erzählt und immer gewusst, wie man wo schneller und billiger hinkommen kann.

Mit Natalia und Ksenia beim Peterhof
Mit Natalia und Ksenia vor dem Schloss Peterhof

An Oranienbaum vorbei fuhren wir zur Insel Kotlin mit der Stadt Kronstadt. Herrlich war schon der Weg dorthin und das Ufer mit Blick auf Sankt Petersburg sowie der seit 2013 vollständig wiederhergestellte Marine-Dom erst recht.

Marine-Dom in Kronstadt
Marine-Dom in Kronstadt

Auf der Rückfahrt haben wir uns gefragt, ob ich mich nach der einjährigen Reise noch an diesen Tag erinnern kann. Ich hoffe doch und denke, ja.

Sa. 09.08.2014
Ich war doch sehr erschöpft von den letzten Wochen und gönnte mir einen ruhigeren Tag: Ausschlafen, schneller knapp zweistündiger Ermitage-Besuch und Peter-und-Paul-Festung. Dort legte ich mich zu anderen in die Sonne, weil es immer noch sehr heiß war. Im Central Street Hostel (Wechsel, da ein Tag verlängert) traf ich Ksenia und Lena aus Moskau, die für zwei Tage nach Sankt Petersburg gekommen waren. Wir trafen uns später auf ein Bier wieder. Da sie vorher sagten, dass sie noch zwei Freunde dabei hätten, nahm ich vorsichtshalber etwas Bargeld aus meinem Geldbeutel heraus. Dies stellte sich später als lächerlich heraus, da auch Angelika und Denis sehr freundlich und interessiert waren. Sie sagten, dass Deutschland verdient Weltmeister geworden ist. Angelina schüttelte aufgrund des 7:1 gegen Brasilien ungläubig den Kopf wie wir damals beim Fußball schauen. Außerdem wurde ich vor allem von Lena sehr um meine Weltreise beneidet und ich hätte die Deutschland-Karte zur Hand haben sollen, denn sie interessierten sich für deutsche Städte. Denis erzählte, dass ich mir in Russland keine Sorgen machen müsse, alleine schwimmen zu gehen und die Wertsachen liegen zu lassen, da müsse man in Spanien oder Italien aufpassen. Und in Zentralasien beginne für mich eine neue Welt: da werde gehandelt und gefeilscht und ich solle da mitmachen, weil die Leute das so gerne mögen. Erst werde über den Preis geredet, dann über das Wetter, die Familie und Politik, und irgendwann komme man wieder zum Verhandeln auf niedrigerem Preisniveau. Gemeinsam sahen wir uns noch die Öffnung der Palast-Brücke an und gingen in eine Disco.

Mit Ksenia (oben), Denis, Angelika und Lena beim Bier trinken
Mit Ksenia (oben), Denis, Angelika und Lena beim Bier trinken

So. 10.08.2014
Tags darauf frühstückten wir abschließend gemeinsam. Ich traf mich nochmal mit Ksenia und Natalia. Ihr Angebot, mir den Katharinen-Palast mit dem Bernsteinzimmer zu zeigen, konnte ich nicht ablehnen. Natalia stellte sich für uns in die Warteschlange und Ksenia ging mit mir durch den Park. Solch ein Service wurde mir geboten! Der Palast ist herrlich und das Bernsteinzimmer beeindruckend. Schön, dass ich das noch sehen durfte.

Mit Ksenia und Natalia vor dem Katharinen-Palast
Mit Ksenia und Natalia vor dem Katharinen-Palast
Erster Eintrag ins Notizbuch
Erster Eintrag ins Notizbuch

Zum Abschied sagte Natalia, dass ich jetzt, wo ich raus aus der Stadt fahre, das wahre Russland kennen lernen werde. Genau darauf bin ich gespannt.

Abschiedstour Teil 3: München

Geschickt habe ich München als meinen Abflughafen gewählt. So konnte ich ich mich von den nach Bayern abgewanderten Studienfreunden dort noch verabschieden.

Erste Biergarten-Schicht
Erste Biergarten-Schicht

Im Augustiner-Biergarten tranken wir in mehreren Schichten und ich aufgrund der langen Aufenthaltsdauer nicht mehr so ganz in Maßen. Vor meiner Zugfahrt nach München machte ich mir Gedanken, wie es sein wird, wenn ich ein Jahr lang keine wirkliche Aufgabe haben werde. Dieses Problem wurde direkt gelöst, denn die Horns schenkten mir ein analoges Reise-Tagebuch „mit vielen schönen Aufgaben“, wie zum Beispiel „Zeichne dich VOR der Reise und zeichne dich NACH der Reise“. Damit daraus ein Geschenk von allen nach München abgewanderten Ulmern wurde, konnte jeder auf Klebezetteln noch weitere Aufgaben für mein Reisejahr dazu geben. Nun darf ich unter anderem zu einem Hochzeitstag gratulieren, an einem Tag den Sonnenuntergang beobachten und an meine Ulmer Freunde denken und – wohl unserem Biergenuss geschuldet – eine Russin mit Wodka unter den Tisch saufen. Die erste Aufgabe, am Tag darauf pünktlich zum Flughafen zu kommen, sollte ich schon bald mit Bravour meistern.

Zweite Biergarten-Schicht
Zweite Biergarten-Schicht

Im Biergarten wurden wir am Ende von einem ordentlichen Platzregen überrascht. Es schüttete wie aus Kübeln. Das hielt uns aber nicht davon ab, nach dem Regen weiterzuziehen und den Abend in der Milchbar noch ausklingen zu lassen.

Nach einer kurzen Nacht verabschiedete ich mich zuletzt von Schubi. Nun war ich endgültig allein unterwegs. Etwas wehmütig fuhr ich zum Flughafen. Aber ich habe ja viele Erinnerungen von euch allen dabei.

Auf nach Sankt Petersburg!
Auf nach Sankt Petersburg!

Abschiedstour Teil 2: Kißlegg

Nachdem die Zelte in Sindelfingen abgebrochen waren, ging’s ab in die Heimat. Zuerst zum Bergmannhof im Adelegg, wo ich meinen Bruder mit ein paar Freunden noch einmal sehen konnte.

Ein leckeres Meckatzer mit dem Bruder

Ein sternenklarer Himmel war dort in der Einöde zu bewundern, kaum Licht, tausend Millionen von Sterne und das Geräusch von Kuhglocken. Die Weltreise hatte irgendwie schon begonnen. Mein Auto ließ ich anschließend bei meinem Bruder und mein Besitz verringerte sich lediglich noch auf meinen Rucksack und dessen Inhalte. Irgendwie ist es ein befreiendes Gefühl.

Als nächstes war der Abschied von den Kißlegger Freunden dran. Da gerade das Zeltlager lief, konnte ich viele dort antreffen. Wegen der vielen letzten Vorbereitungen war ich nur abends zum Lagerfeuer und über Nacht dort. Wir hatten zwei herrliche trockene gemeinsame Abende mit Lagerfeuer, Musik und Allgäuer Bier.

Mit den Teilnehmern am Lagerfeuer
Mit den Teilnehmern am Lagerfeuer

Am ersten Abend spielte Lisa nach der Kinder-Bettruhe schöne Lieder auf der Gitarre und wir schmolzen dahin. Unter anderem auch deswegen war die Stimmung unter den Leitern großartig.

Lisas Gitarrenspiel
Lisas Gitarrenspiel

Am zweiten Abend war mit den Kindern am Lagerfeuer eine saugute Stimmung. Es haben alle begeistert mitgesungen. Dies motivierte mich zu meiner mittlerweile im Zeltlager legendär gewordenen Holzmichl-Show um so mehr. Der ca. 5-minütige Beitrag kam bei einem Kind so an: Es sagte am nächsten Morgen zur Zeltleiterin, die meinen Beitrag verpasst hatte: „Da war gestern einer da, der hat den ganzen Abend mit uns Party gemacht!“ Das gefällt mir, dass man mit einem kleinen bisschen Unfug manche Menschen richtig glücklich machen kann. Als die Kinder in den Zelten waren, wurde noch ein letztes Mal gemeinsam gefeiert. Brose ernannte mich zum Festführer und Ralf organisierte ein Blöckchen mit Bildern von ihm und mir, in das alle Leiter Grüße an mich für meine Reise reinschreiben konnten. Darüber freute ich mich sehr und das Blöckchen wird mich natürlich auf der Reise begleiten.

Mein letzter Abend mit den Freunden am Lagerfeuer
Mein letzter Abend mit den Freunden am Lagerfeuer

Tja, am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen von der Kißlegger Zeltlager-Truppe. Abschließend sangen alle „Schönen Gruß, auf Wiedersehen“ für mich. Das war schön, aber fast schon zu viel des Guten. Da wurde mir mehr und mehr bewusst, dass es immer mehr Freunde sind, die ich ein Jahr lang nicht sehen werde.

Gruppenbild der Leiter
Gruppenbild der Leiter

Nun war der Familiensonntag dran. Wir gingen zum Pizzaessen und es gab auch noch Überraschungsgäste: Nicole und Markus. Sie beschenkten mich noch reich, unter anderem mit einer kleinen Relief-Deutschlandkarte, damit ich allen Fremden zeigen kann, wo ich herkomme.

Abschied vom Kißlegger Zellersee
Abschied vom Kißlegger Zellersee

Mit Kaffee und Kuchen ließen wir den gemeinsamen Nachmittag ausklingen. Am Abend hatte ich leider nicht viel Zeit mit meinen Eltern, weil ich zum einen hundemüde war und weil zum anderen immer noch so viel vorzubereiten war.

Familienfoto
Familienfoto

Am nächsten Tag verabschiedete ich mich zunächst von meinenm Vater vor der Arbeit und als letzter Gast schaute Sarah noch vorbei. Meine Mutter brachte mich abschließend zum Kißlegger Bahnhof, wo wir uns verabschiedeten.

Abschied aus Kilegg
Abschied aus Kißlegg