Moskau

Mi. 20.08.2014
Ich musste beim Anflug an die Scorpions und an Dschinghis Khan denken: „I follow the Moskva down to Gorky Park listening to the wind of change. An August summer night…“ und „Moskau, Moskau, wirf die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land, ho ho ho ho ho, hey!“. Die Ankunft im Godzillas Hostel verlief problemlos, aber mir kamen in der U-Bahn-Station riesige Menschenmassen von der Arbeit im Stadtzentrum entgegen. Meine Suche nach einem Internetcafe, um die Visumsantrags-Unterlagen für China auszudrucken, schlug ordentlich fehl. Immerhin gab es Bliny (Gefüllte Pfannkuchen) und Kartoffelecken von einer süßen Bedienung, die mich freundlich anlächelte.

Do. 21.08.2014
Den ganzen nächsten Tag verbrachte ich damit, den Reiseverlauf für meine 25 Tage in China mit allen gebuchten Unterkünften, Nachtzügen und Flügen fertigzumachen und auszudrucken.

Reiseplan für alle China-Kenner oder Neugierige
Reiseplan für alle China-Kenner oder Neugierige

Dabei war ein Copy-Shop in der Nähe des Hostels sehr hilfreich. Zudem musste ich die Lieferadresse in Bischkek nochmal ändern, weil sich beim anfangs angedachte Hostel nie jemand zurückmeldete. Ich bin ja gespannt, wie das mit dem internationalen Kurierdienst funktioniert und ob mein wirklicher Reiseverlauf in China dem auf dem Papier entsprechen wird. Weil ich ins Bayanbulak-Grasland gehen und mehr Zeit auf dem Emei Shan verbringen möchte, werde ich drei Übernachtungen, die auf dem Zettel stehen, schon mal nicht antreten. Rechtzeitig eine halbe Stunde vor der Schließung kam ich beim Postamt mit all den Papieren an. Es „arbeiteten“ vier Damen dort, wobei sich drei nicht um die Kunden kümmerten. Die vierte arbeitete die komplizierten Belange meiner zwei Vorgänger ab und zwei Minuten vor der Schließung war ich dann dran. Sie gab mir einen Umschlag und half mir sehr freundlich und geduldig beim Ausfüllen der Absender-Adresse. Geschafft! Nun dürfen sich meine Eltern auf Post aus Moskau freuen und meinen Antrag für die VisumCentrale komplettieren und abschicken. Und dann wird mein Zweitpass mit den Visa für China und Myanmar im Oktober nach Bischkek geschickt, wo ich ihn im Nomad Hostel ein paar Tage vor meiner Einreise nach China freudig entgegennehmen werde. Reisen kann manchmal auch beschwerlich sein. Nun konnte ich meinen erfolgreichen Arbeitstag, womöglich den einzigen auf meiner Reise, bei russischem Bier im Hostel feiern.

Die ausgedruckten Papiere
Die ausgedruckte Sicherheitskopie der Papiere – man beachte den roten Stempel mit chinesischem Stern auf der Einladung nach Xinjiang in meiner Hand

Währenddessen kümmerten sich die Waschmaschine und nach langer Wartezeit auch der Trockner des Hostels um meine Wäsche. Dabei kam ich mit einer jungen internationalen Reisegruppe (transsibirische Eisenbahn Sankt Petersburg-Peking über Irkutsk und Ulan Bator in drei Wochen) und meinem Zimmerkollegen George aus Genf ins Gespräch. Ein australisches Paar nutzt die Reise, um von London wieder zurück nach Australien zu ziehen, wahrscheinlich nach Melbourne, da werde es dann schon einen Job für sie geben. Ein Paar aus der Schweiz wird insgesamt acht Monate reisen und ist so wie ich am Anfang. Es fühle sich bisher nur wie ein normaler Urlaub an. Das Gefühl kenne ich. Diese Bekanntschaften blieben an dem Tag aber eher oberflächlich.

Fr. 22.08.2014
Nun konnte das Touristenprogramm beginnen: Am Bolschoi-Theater vorbei ging ich zum Roten Platz. Dort war ich von der Mächtigkeit der Bauten rundum regelrecht erschlagen. Weil in der Woche darauf ein internationales Militärmusik-Festival stattfand, war der Rote Platz leider größtenteils von einer riesigen Bühne zugebaut. Eine Regenpause nutzte ich für einen Bummel im riesigen und teuren Einkaufszentrum GUM, in dem passend Schostakowitschs Walzer gespielt wurde. Auch ging ich nochmal am geschlossenen McDonals’s am Okhotny Ryad vorbei. Umbaumaßnahmen, dachte ich tags zuvor und las erst im Internet, dass wieder ein bisschen Kalter Krieg gespielt wird.

Geschlossener McDonald's
Geschlossener McDonald’s

Mit der U-Bahn ging’s zum Nowodewitschi-Kloster, wo am gleichnamigen Teich ein nettes Mädchen ein Foto von mir machte und meinen Dank mit einem Lächeln und Knicks entgegennahm. Abends im Hostel saß ich mit ein paar Leuten der Transsib-Reisegruppe und Hugh, der freundlich Wodka anbot, zusammen. Hugh (USA) ist über 60 und hat bis vor kurzen in Saudi-Arabien Business English unterrichtet. Er zeigte beeindruckende Fotos vom Tauchen und erzählte vom Leben in Saudi-Arabien, z.B. dass es schwierig sei, weil viele dort für ihren Reichtum nie etwas arbeiten mussten, während die Drecksarbeit unter widrigsten Bedingungen von Ausländern v.a. aus Ostafrika gemacht werde. Carola aus Dortmund erzählte mir, dass die organisierte Transsib-Reise 2000 Euro kostete und gemeinsam machten wir Sicherheitskopien unserer Fotos. Beim Versuch der Buchung des nächsten Nachtzugs und beim probehalben Geldabheben tags darauf stellte ich fest, dass meine Kreditkarte nicht mehr funktionierte. Lag es an den vielen China-Buchungen der letzten Tage?

Sa. 23.08.2014
Jedenfalls verlor ich einen halben Tag und ging dann zum Museon, dem Künstler-Gelände, wo der 15. Geburtstag der Live-Musik-Kneipe Chinesischer Pilot Jao Da mit einem Open-Air-Festival-Tag gefeiert wurde, Ksenias Tipp. Die Atmosphäre dort war sehr entspannt und die georgische Band Asea Sool hat mir gut gefallen.

Vor der Moskwa und dem Kreml
Vor der Moskwa und dem Kreml

Da nun das Wetter gut für Touri-Fotos war, ging ich in den Gorky Park und entlang der Moskwa Richtung Kreml, um abends mit Lucas aus Brasilien nochmal zum Open-Air bei schöner abendlicher Kulisse zu gehen.

Vor dem Denkmal für Peter I. den Großen und der Christ-Erlöser-Kathedrale
Vor dem Denkmal für Peter I. den Großen und der Christ-Erlöser-Kathedrale

Zur Musik der Band Markscheider Kunst tanzte das Publikum ausgelassen mit.

Mit Lucas bei der Live-Musik
Mit Lucas bei der Live-Musik

Lucas ging heim und ich suchte noch einen Ort zum Tanzen, wobei ich eine dem Classic Rock Cafe ähnliche Kneipe fand. Auf dem Heimweg ging ich am weihnachtlich beleuchteten GUM und am nahezu menschenleeren Roten Platz vorbei.

So. 24.08.2014
An meinem letzten Tag ging ich zunächst mit Lucas zur Basilius-Kathedrale für Beweis-Fotos.

Vor der Basilius-Kathedrale
Vor der Basilius-Kathedrale

Nun war der plichtgemäße Kreml-Besuch dran. Hier nervten mich die uniformierten Wichtigtuer besonders. Man durfte sich nicht überall aufhalten und wurde prompt zurückgepfiffen. Eine ältere Dame allerdings ließ sich dennoch nicht aufhalten und nahm eine Abkürzung. Das Innere des Kreml war dennoch beeindruckend: die vielen Kathedralen, der Große Kremlpalast und ein schöner Park.

Vor dem Großen Kremlpalast
Vor dem Großen Kremlpalast

Als letztes ging ich noch durch die belebte, angenehme Arbat-Straße (Fußgängerzone). Für die Nachtzugfahrt nach Kazan hatte ich ein Abteil für mich, somit aber niemanden zum Teilen meiner üppig eingekauften Lebensmittel.