Shymkent

So. 21.09.2014
Auf kasachischer Seite ging die Einreise ganz schnell und plötzlich stand ich inmitten einer Menschenmenge, wovon jeder etwas anderes von mir wollte. Ich wurde bequatscht und gegriffen, mir wurden kasachische Tenge zum Wechseln hingehalten und jedes erdenkliche Ziel zur Weiterfahrt genannt. Tatsächlich handelte ich mit einem privaten Minibusfahrer einen akzeptablen Preis für die Fahrt nach Shymkent aus und wechselte meine wenig übrigen Sum-Scheinchen zu kasachischen Tenge. Der Fahrer freute sich, dass er einen deutschen Mitfahrer hatte und redete etwas mit mir. In Shymkent durfte ich als armer Rucksackreisender etwas günstiger im Hotel Sapar übernachten. Nachdem ich beschlossen hatte, auch ohne Reiseführer-Informationen an den Balschachsee zu fahren, besorgte ich am Bahnhof die Tickets zum See und vom See nach Almaty. Zwei Männer waren mir beim Fahrkartenkauf „behilflich“, kassierten dafür eine ordentliche Provision auf meine Kosten. Als ich das merkte, war es zu spät und ich musste lächelnd diese Niederlage anerkennen, denn es wäre für mich kein Problem gewesen, diese Tickets eigenständig auf russisch zu kaufen. Nach 17 Tagen in Usbekistan merkte ich den deutlichen Unterschied zwischen den zwei Ländern: Hier sah ich nach langem wieder ein Paar, das sich in der Öffentlichkeit küsste, die Frauen waren westlich angezogen und es gab mehr Kneipen und Cafes, in denen sich auch Einheimische aufhielten.

Gelände Ken Baba
Gelände Ken Baba Ortalygy

Im Gelände Ken Baba Ortalygy gönnte ich mir draußen Plow (usbekisches Nationalgericht: Reis mit Gemüse gemischt und Fleisch obendrauf) und Bier, während ein Sänger zu Hintergrundmusik russischsprachige Schnulzen sang. Hier tanzte ein Paar mittleren Alters dazu. Die Bedienung arbeitete sehr gemächlich, sie konnte es gut aushalten, dass kein Tisch abgeräumt war. Auch mein Wechselgeld bekam ich erst auf Nachfrage. Dennoch war der Service nicht viel schlechter als in Deutschland, weil dort eine Bedienung das Vierfache an Personen bedienen muss.

Im Hotel bemerkte ich, dass die Dame im Taschkenter Gästehaus mir zusätzlich ein paar falsche T-Shirts gewaschen und eingepackt hatte, zu spät. Nun war ich unter Anderem im Besitz eines Usbekistan/Seidenstraßen-Souvenir-T-Shirts. Beim von Nico mir genau gezeigten Amt holte ich die Registrierung für meinen zweiten Kasachstan-Aufenthalt: Ich gab meinen Pass und die Hotelbestätigung ab und drei Stunden später konnte ich die paar geschriebenen Zeilen und den Stempel abholen. Die Zeit vertrieb ich mir im Stadtpark und bei den wenigen Sehenswürdigkeiten.

Blick über Shymkent
Blick auf das Unabhängigkeitsdenkmal

Mo. 22.09.2014
Vor der Weiterreise ging ich noch in den Vergnügungspark Kiyal Alemi mit einer Kartbahn, Snack- und Süßigkeitenbuden, Fahrgeschäften für Jung und Alt und einer bei der Shymkenter Jugend besonders beliebten überdachten Disco-Rollschuhfläche. Dann ging es in den Nachtzug nach Saryshagan am Balchaschsee, dessen Schaffner sich besonders für mich interessierte und sich kurz mit mir unterhielt. Um mich auf die kasachische Steppe und die kirgisischen Berge vorzubereiten, las ich aus meinem Tschingis-Aitmatow-Buch Dschamilja zu Ende, eine sehr schöne Geschichte. In Taraz stieg eine 43-Jährige, bereits Großmutter, in mein Abteil zu. Auch ihr beantwortete ich die üblichen Fragen und sie zeigte mir Fotos von ihrer Familie auf dem Handy. Selbstverständlich tranken wir einen Tee dazu und ich vermachte ihr am nächsten Morgen, als sie noch schlief, zwei meiner Teebeutel.

Ein Gedanke zu „Shymkent“

  1. Hallo Berthold,

    bevor wir in die „Einöde“* nach Duznau zum scheinbar endlosen Äpfel auflesen verschwinden, noch einen kurzen Gruß aus der Schwabenmetropole (auch wenn der VfB gerade nichs zu deren guten Ruf beiträgt und der nächste Trainer gefeuert ist). Hier hat sich das Herbschtwedder wieder etwas erwärmt und die Sonne soll uns die nächsten Tage hold sein. Da werde ich am Sonntag (nach einem fleisig gearbeiteten Samstag) noch eine Freundin schnappen und für zwei Tage etwas Wandern gehen.
    *nur Spaß. Soo einsam und öd ist es da ja gar nicht 😉

    Viele Grüße,
    Sandra

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