Buenos Aires (Teil 2)

Fr. 10.04.2015
Ein interessanter Abendhimmel und Regen erwarteten mich in Buenos Aires. Im Hostel lernte Grover mithilfe der Aufschriebe seiner italienischen Lehrerin und YouTube Englisch. Mir brachte er bei, wie man Frauen in Rio auf Portugiesisch anspricht: Beim abends Weggehen sei die Anrede Gatinha (Kätzchen) wohl ganz üblich und keinesfalls aufdringlich.

Sa. 11.04.2015
Pablo ließ mich von seinem Matetee probieren und erzählte von der Wissenschaft des Matetee-Trinkens. So kamen wir über den Spiegel in der Lobby zu einem gemeinsamen Foto.

Mit Matetee und Pablo im Spiegel
Mit Matetee und Pablo im Spiegel

Später erzählte er mir, dass er ein Theaterstück basierend auf Geschehnissen im Hostel geschrieben hat. In diesem Stück sind Miguel und er die Antihelden und konkurrieren, was die Frauen angeht, mit dem Mann, der aus dem in der Lobby hängenden Bild kommt. Personen tauchen plötzlich in der Abgaswolke des vorbeifahrenden Colectivos (Stadtbusses) im Hostel auf und auf der Bühne haben die Türen zu den Zimmern und Schlafräumen eine große Bedeutung. Die Rolle des Miguel müsste wegen der Mimik von Miguel selbst gespielt werden, sagte er noch. Ich fand die Idee großartig. Nun hat er das Script über eine ihm bekannte Schauspielerin zu einem Theaterregisseur gegeben und muss hoffen, dass dieser Pablos Ideen nicht für sich verwendet. Per Taxi fuhr ich ins Stadtviertel La Boca. Der freundliche Taxifahrer redete einfach drauf los und ich verstand auch immer wieder etwas, so dass ich sagen kann, dass wir eine angenehme Unterhaltung hatten. Zudem erklärte er ein paar Dinge zu La Boca. Von der Dachterrasse des Kunstmuseums Fundación Proa konnte ich auf das Becken des in den Rio de la Plata mündenden (Mündung = Boca) Río Riachuelo und die alte und neue Brücke sehen.

La Boca: Becken des Río Riachuelo
La Boca: Becken des Río Riachuelo

Hierher kamen die ersten Siedler aus Genua und bauten aus übrigen Schiffsteilen, mehr oder weniger Blech, diese einfachen Häuser. Da die Gegend früher als Schandfleck galt, kam man auf die Idee, die Häuser bunt anzumalen und auch heute noch sind insbesondere in der Fußgängerzone Caminito die Häuser bunt.

La Boca: Fußgängerzone Caminito
La Boca: Fußgängerzone Caminito
La Boca: Bunte Häuser in der Fußgängerzone Caminito
La Boca: Bunte Häuser in der Fußgängerzone Caminito

Ansonsten ist La Boca eine eher ärmere Gegend in Buenos Aires, drum auch die Taxifahrt. Ich traf ein schwedisches Paar, das zum Tango tanzen hierher kam, und fand die Figuren vom Fußballer Diego Maradona, der ehemaligen First Lady Evita Perón und dem Tango-Komponisten und -Sänger Carlos Gardel (Por una cabeza) auf einem Balkon.

La Boca: Vor den Figuren von Maradona, Evita und Carlos Gardel
La Boca: Vor den Figuren von Maradona, Evita und Carlos Gardel

Ein paar Kinder spielten Fußball.

La Boca: Fußball spielende Kinder
La Boca: Fußball spielende Kinder

Und zur Abenddämmerung wurden die Verkaufsstände mit den vielen Fußball-Trikots abgebaut.

La Boca: Verkaufsstand am Flussufer
La Boca: Verkaufsstand am Flussufer

Ein junger Taxifahrer, selbstverständlich Boca-Juniors-Fan, fuhr mich am Stadion vorbei zurück nach San Telmo. Im Hostel schaute Miguel mit Freuden den 1:0-Ligasieg seines Buenos-Aires-Vorstadtclubs San Lorenzo und später schauten wir mit Grover die Übertragung eines Tango-Duett-Musikabends aus dem hiesigen Teatro Colón, bei dem zum Schluss von allen Beteiligten auf der Bühne die Nationalhymne gesungen wurde.

So. 12.04.2015
Ich holte mir ein Busticket für die Fahrt zum Flughafen am Folgetag und ging dieses Mal bei Tageslicht zur Plaza de Mayo.

Vor der Plaza de Mayo
Vor der Plaza de Mayo

Dort wurde die Ankunft der Siedler aus dem süditalienischen Kalabrien gefeiert und auf einer Bühne traditioneller Tanz vorgeführt.

Traditioneller Tanz nahe der Plaza de Mayo
Traditioneller Tanz nahe der Plaza de Mayo

An dieser Ecke steht auch die Catredral Metropolitana, die Hauptkirche in Buenos Aires, die im Inneren das Mausoleum des San José de San Martín beherbergt.

Mausoleum des San José de San Martín in der Catedral Metropolitana
Mausoleum des San José de San Martín in der Catedral Metropolitana

Ich schlich noch um den Obelisken in der Avenida 9 de Julio herum und fand das Teatro Colón. Dort in der Nähe war eine weitere Bühne mit broadwayähnlichen Aufführungen. Auf dem Rückweg in der U-Bahn waren die gesellschaftlichen Kontraste sehr zu erkennen. Auf der einen Seite aufgetakelte Ladies mit teuren Frisuren und Klamotten, auf der anderen Seite ungesund ernährte Eltern, die ihre vielen Kinder nicht gerade sanft behandelten. Als ich aussteigen musste, begann gerade eine blinde Frau mit Spendendöschen zu singen an. Am Abend wurde ich zur Tango-Show von einem schick mit blauen LEDs beleuchteten Minibus mit anderen Touristen abgeholt und musste mich schon von Pablo verabschieden. Die Show fand in der Esquina (Ecke) Homero Manzi, benannt nach einem Tangodichter, im Stadtteil Boedo statt.

Esquina Homero Manzi
Esquina Homero Manzi

Direkt an meinem Platz hing ein Foto eines Treffens von Evita Perón mit Homero Manzi. Es gab zuerst ein Drei-Gänge-Menü selbstverständlich mit Steak und mein Kellner war frech genug sein Trinkgeld einzufordern. Dann begann auf der Bühne die Show mit Livemusik und leidenschaftlichem Tanz von schicken Herren und grazilen Damen.

Tango auf der Bühne
Tango auf der Bühne

Zwischendurch gab es Sologesänge und manchmal ganz amüsant gespielte Paartänze. Ein Solosänger ging zu Beginn durchs Publikum und stand zwischenzeitlich genau vor mir. Es gab viele Kleiderwechsel und verschiedene Paar-Zusammenstellungen.

Tango-Paar auf der Bühne
Tango-Paar auf der Bühne

Auch die Band war keineswegs nur im Hintergrund, sondern hatte auch ihre Einlagen.

Tango-Band auf der Bühne
Tango-Band auf der Bühne

Unter tosendem Applaus verabschiedeten sich alle Beteiligten auf der Bühne und ich wurde als Erster im Minibus wieder zurückgebracht.

Mo. 13.04.2015
Ich ging zum Cementario de la Recoleta. Auf diesem Friedhof sind viele Prominente begraben und deswegen sind dort nicht nur einzelne Grabsteine, sondern regelrechte beeindruckende Paläste, durch die ich mich wie durch ein Labyrinth bewegte.

Cementario de la Recoleta
Cementario de la Recoleta

Nur mithilfe der Karte am Eingang fand ich zum Schluss auch das Grab von Evita Perón.

Grab von María Eva Duarte de Perón und Familienangehörgen
Grab von María Eva Duarte de Perón und Familienangehörgen

Dann fuhr ich ins Stadtviertel Palermo, in dem ich bunte Klamottenläden und viele Bars antraf. Die Häuser waren relativ niedrig und mancherorts schön bunt.

Bunte Gasse im Stadtteil Palermo
Bunte Gasse im Stadtteil Palermo

Kurz vor der U-Bahn-Haltestelle war ein riesiges schickes aus Backsteinen gebautes Einkaufszentrum, wo ich in der Bude namens Hausbrot anständiges Brot bekam. In der U-Bahn auf dem Rückweg waren dieses Mal junge Männer, die laute Beats dabei hatten. Einer von ihnen rappte und sie bekamen am Ende Beifall und Geld. Als sie in meiner Nähe für die nächsten Leute Musik machten, kam von der anderen Seite eine blinde Frau, die singen wollte. Die Jungs nahmen Rücksicht, hörten mit ihrer Musik auf und gaben der Frau Geld für ihre Kasse. Gerade als ich diese Großstadt mit all den Kontrasten lieb gewonnen hatte, musste ich sie verlassen, denn noch in dieser Nacht ging mein Flug nach Rio. Ich traf letzte Vorbereitungen für meine Ankunft in Brasilien und verabschiedete mich von Grover, dem zweiten Pablo, dem Chef des Hostels, und der Hostelkatze. Im Treppenhaus kam mir Paz entgegen und es gab ein Küsschen zum Abschied. Mit dem Bus von Tienda León fuhr ich bequem zum Flughafen und reiste dort aus Argentinien aus.

Colonia del Sacramento

Fr. 10.04.2015
Mit dem Schiff von Colonia Express überquerte ich schlafend im Innenraum in einer guten Stunde den Rio de la Plata. Colonia del Sacramento wurde 1680 von den Portugiesen gegründet um Güter über den Rio de la Plata nach Buenos Aires zu schmuggeln. Das historische Stadtviertel, in dem ich mich befand, ist von drei Seiten von Wasser umgeben. So konnte ich von der Calle de la Playa nach links und rechts in zwei Alleen blicken, an deren Ende das Meer zu sehen war.

Blick von der Calle de la Playa Richtung Meer
Blick von der Calle de la Playa Richtung Meer

Beim Geldautomaten schlug ich bei Uruguayischen Pesos und den in Argentinien begehrten US-Dollars zu und konnte so im Restaurant essen. Im Stadtviertel gab es viel zu sehen: Die Iglesia Matriz, Uruguays älteste Kirche, und verschiedenfarbige Häuser an der Plaza de Armas mit Ausgrabungen von alten Fundamenten. Das restaurierte Stadttor Portón de Campo, an das sich ein Stück Stadtmauer anschließt, das auf den Rio de la Plata zuläuft.

Stadtmauer neben dem Portón de Campo
Stadtmauer neben dem Portón de Campo

Einen alten VW-Bus, den Leuchtturm Faro und den Rio de la Plata.

Ufer des Rio de la Plata
Ufer des Rio de la Plata

Ein ankommendes Schiff am Fährhafen, bunte Bäume, zwei im Schatten auf dem Kopfsteinpflaster liegende Hunde und viele schöne Gassen.

Die auf den Rio de la Plata zulaufende Calle de los Suspiros
Die auf den Rio de la Plata zulaufende Calle de los Suspiros

Einige Oldtimer, aus einem wuchsen Pflanzen.

Ausrangierte Oldtimer
Ausrangierte Oldtimer

Den Alten Hafen, von dem damals die Güter geschmuggelt wurden.

Vor dem Alten Hafen
Vor dem Alten Hafen

Dann kletterte ich die Wendeltreppe des Leuchtturms hoch und konnte das bereits Gesehene von oben betrachten.

Vor der Iglesia Matríz und der Stadt
Vor der Iglesia Matríz und der Stadt

Über die Plaza 25 de Agosto, an der einige politische Plakate hingen, und an einem schönen Wandgemälde vorbei ging ich zurück zum Fährhafen, wo ich aus Uruguay ausreiste und das Schiff bereitstand.

Schiff von Colonia Express am Hafen
Schiff von Colonia Express am Hafen