Perth (1) / Fremantle

Di. 23.12.2014
Nach vier Stunden Flug waren erste rote Inseln am australischen Ufer zu sehen.

Erstes australisches Land
Erstes australisches Land

Und eine weitere Stunde später flogen wir Perth an.

Anflug auf Perth
Anflug auf Perth

Mit den nötigen ausgefüllten Papieren gab mir der lockere Beamte den Einreisestempel und wünschte mir einen schönen Urlaub. Eine letzte Sicherheitskontrolle durfte ich umgehen und mit ersten Informationen ausgestattet fand ich den städtischen Bus ins Zentrum. Von dort ging ich über eine Touristeninformation und KFC durch das weihnachtlich geschmückte Zentrum bei 30 Grad Hitze zum Planet Inn Backpackers. Dort waren viele Leute, aber keiner war dafür zuständig, mich in Empfang zu nehmen. Irgendwann war der Rezeptionist da und ich musste unterschreiben, dass ich keinen Alkohol ins Hostel bringen werde. Im Zentrum merkte ich, dass ich mich nach vier Monaten in Asien etwas an die westliche Kultur zurückgewöhnen musste. Ich ergab mich selbst dem Kommerz und kaufte mir einen Adapter und einen Reiseführer für Australien als Weihnachtsgeschenk. In der geschmückten Fußgängerzone vor einem (leider nur künstlichen) Weihnachtsbaum spielte einer namens Clem Lieder wie Scarborough Fair, Hallelujah oder Wish You Were Here.

In der Fußgängerzone am Abend
In der Fußgängerzone am Abend

Am Ende kam eine Gruppe aufgedrehter Kinder mit Mickey-Maus-Ohren vorbei. Ein Junge tanzte besonders wild und meinte, er hieße Rudolph (wie das „red-nosed reindeer“). Zurück im Hostel liefen sehr laut nonstop Musikvideos. Einer (Sam) tanzte alleine ganz wild dazu durch das halbe Hostel. Der Schwede Lucas gab mir ein paar Tipps zu Perth und Umgebung und hatte sogar Stadtpläne für mich. Er sagte auch, dass hier in der Stadt viele von der Gewinnung der reichhaltigen Bodenschätze leben und den „amerikanischen“ Traum verwirklichen wollen, was seinen Beobachtungen zufolge schlechte Auswirkungen auf das Miteinander habe. Später unterhielt ich mich noch mit der Niederländerin Rike, dem Pakistani Khan und dem Engländer George.

Mi. 24.12.2014
Für eine Mitternachtsmette hatte ich die bekannte anglikanische St George’s Cathedral im Zentrum im Visier, fand aber auch eine Kirche in der Nähe des Hostels und die katholische St Mary’s Cathedral mit großem Angebot.

St Mary's Cathedral
St Mary’s Cathedral
Zeitplan der Weihnachtsmessen
Zeitplan der Weihnachtsmessen

Im Zentrum gab es Plakate zu den vorweihnachtlichen Feierlichkeiten der Stadt mit dem Motto „Who needs a white Christmas?“. In den Queens Gardens bemerkte ich, wie außerordentlich klein mein Schatten zur Mittagszeit war; die Sonne stand fast im Zenit. An einem Cricket-Stadion vorbei ging ich zur Heirisson Island.

Auf der Brücke über den Swan River Richtung Heirisson Island (links)
Auf der Brücke über den Swan River Richtung Heirisson Island (links)

Dort gab es eine vielfältige und andersartige Tier- und Pflanzenwelt. Vor allem sah ich meine ersten Kängurus, die sich auch streicheln ließen.

Mit einem Känguru auf Heirisson Island
Mit einem Känguru auf Heirisson Island

Im Zentrum waren die St George’s Cathedral und der Bell Tower von Wolkenkratzern, Grünanlagen und einer großen Baustelle umgeben.

Bell Tower und Skyline
Bell Tower und Skyline

An der Anlegestelle gab es vereinzelte Schiffe. Ich fuhr aber mit dem Zug in die Hafenstadt Fremantle, nachdem mich ein freundlicher Bediensteter über das Zugsystem aufgeklärt hatte. Dort gibt es ein ehemaliges Gefängnis, das die ersten Strafgefangenen aus England (convicts) aufbauen mussten. Von 1855 bis 1991 saßen hier 350000 Gefangene ein.

Blick durch die Pforte des ehemaligen Gefängnisses von Fremantle
Blick durch die Pforte des ehemaligen Gefängnisses von Fremantle

Im Zentrum ist die Gegend um die South Terrace geprägt von Cafés und Restaurants und wird darum auch Cappuccino Strip genannt. Dort gibt es auch die Fremantle Markets.

South Terrace im Zentrum mit den Fremantle Markets
South Terrace im Zentrum mit den Fremantle Markets

Ich ging zum städtischen Bathers Beach und zum Bootshafen.

Bathers Beach in Fremantle
Bathers Beach in Fremantle

Dort gab es auch aus Holz gebaute Fischrestaurants. Ich setzte mich unter eine der vielen Norfolk-Island-Pinien im Park (Esplanade Reserve) um die Ecke. Zum Sonnenuntergang ging ich zurück zum Bathers Beach, an dem ein weihnachtlicher Schneemann stand.

Mit Schneemann am Bathers Beach in Fremantle
Mit Schneemann am Bathers Beach in Fremantle

Nach diesem Schnappschuss ging ich zurück in die South Tce und gönnte mir als Heiligabendessen ein Rindersteak mit Pommes und Salat sowie ein hausgebrautes Ale im The Monk, selbstverständlich draußen sitzend.

Hausbrauerei The Monk in Fremantle
Hausbrauerei The Monk in Fremantle

Mit dem Zug zurück in Perth schaute ich unter vielen den Film The Holiday mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jack Black und Jude Law auf der Großbildleinwand der Northbridge Piazza.

Cameron Diaz auf der Großbildleinwand der Northbridge Piazza
Cameron Diaz auf der Großbildleinwand der Northbridge Piazza

Kurz im Hostel machte ich mich auf den Weg zur Mitternachtsmette in der St Mary’s Cathedral. Die Kirche war übervoll und ich bekam nur noch einen Platz am Geländer außerhalb der geöffneten Glastüren. Es waren Menschen aller erdenklicher Herkunft und Gesichtsfarbe da.

Mitternachtsmette in der St Mary's Cathedral
Mitternachtsmette in der St Mary’s Cathedral

Zum Friedensgruß gaben sich die eng Vertrauten sogar einen Kuss auf die Wange. Ein Mann und eine schwangere Frau hatten vier brave, schick angezogene Kinder dabei. Selbstverständlich wurde auch Stille Nacht auf englisch gesungen und zum Auszug gab’s Händels Halleluja. Im Hostel trank ich ein Bier zum Abschluss dieses schönen Tages unter den anderen Feiernden.

Do. 25.12.2014
Ich schaffte es zur dritten Messe des Tages in die St Mary’s Cathedral. Erzbischof Timothy Costelloe predigte über das Wunder der Geburt Jesu. Am Ende des Gottesdienstes durften Eltern ihr frisch getauftes zweites Kind dem Volk zeigen und bekamen von einem der Pfarrer unter Applaus ein T-Shirt für den Kleinen. Ein kleiner indischer Junge neben mir fragte seine Eltern: „Is that baby Jesus?“ Nach einem erneuten Halleluja zum Auszug wünschte der Erzbischof den Menschen in aller Lockerheit frohe Weihnachten und ließ sich sogar mit manchen fotografieren.

Erzbischof Timothy Costelloe nach dem Gottesdienst
Erzbischof Timothy Costelloe nach dem Gottesdienst

Ich ging aus der Hitze nochmal in die Kirche und schaute mir die Krippe an.

Weihnachtskrippe in der St Mary's Cathedral
Weihnachtskrippe in der St Mary’s Cathedral

Neben dem Marienaltar war auch eine Gedenktafel für die Vermissten des Air-Malaysia-Fluges nach Melbourne. Mein Weihnachtsessen gab’s zugegebenermaßen bei McDonald’s. Gegen Abend ging ich zum Kings Park. Das letzte Stück bergauf ließ ich mich gekonnt von einem der wenigen Busse an diesem Feiertag fahren.

Im Kings Park mit Ausblick auf die Skyline und den Hafen
Im Kings Park mit Ausblick auf die Skyline und den Hafen

Im Park waren viele Familien, die picknickten oder Ball spielten.

Grüne Wiesen und Palmen im Kings Park
Grüne Wiesen und Palmen im Kings Park

Bis zum Sonnenuntergang legte ich mich ebenfalls in die Wiese.

Skyline nach dem Sonnenuntergang
Skyline nach dem Sonnenuntergang

Dann ging ich über die weihnachtlich geschmückten Straßen zurück zum Hostel.

Weihnachtlich geschmückte Innenstadt
Weihnachtlich geschmückte Innenstadt

Dort wichtelten die vielen Langzeitgäste untereinander. Längst war mir aufgefallen, dass diese billigste Unterkunft Perths hauptsächlich eine Anlaufstelle für junge Ausländer war, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielten. Hier war es eher wie in einer riesigen Wohngemeinschaft mit arg unaufgeräumten Schlafräumen und etwas rauhen Sitten. Die Probleme dieser Leute waren andere: Drei Deutsche unterhielten sich darüber, welche Jobs es gibt und dass ihnen wegen fehlender Arbeit über die Feiertage das Geld langsam ausginge. Ein Franzose erzählte, dass er seit zwei Wochen nicht bezahlt wurde. Auch Sam war wieder zugegen und ich bekam immer mehr den Eindruck, dass er autistisch veranlagt ist. Er begann aus dem Nichts Unverständliches zur Musik zu reimen oder zu rappen und hatte auch wenig bis keinen Kontakt zu den anderen. Aber eine gute Seele war er zweifelsohne, denn er hatte mich bei meiner Ankunft wahrgenommen und mir als einziger weitergeholfen. Hoffentlich geht er dort nicht zugrunde. Zuvor unterhielt ich mich draußen ein wenig mit Khan.

Fr. 26.12.2014
Ich hatte beschlossen, nach Ablauf meiner drei gebuchten Nächte für eine weitere Nacht in Perth die Unterkunft zu wechseln. Zunächst stand ich wie zwei deutsche Mädels vor einer verschlossenen Rezeptionstür, die sich dann doch um 10 Uhr öffnete. Die Französin, die in der Nacht zuvor Sam ins Bett schicken wollte, arbeitete zu meiner Verwunderung dort und gab mir das Pfand für den Schlüssel. Ich zog in die zentraler gelegene Aberdeen Lodge um und machte Vorbereitungen für die Weiterfahrt Richtung Norden am Folgetag mit dem Resultat, dass ich mangels anständiger Busverbindung trampen werde. Die Unterkunft im 200 km entfernten Cervantes war gebucht. Dann wagte ich mich in die Höhle des Löwen am verkaufsoffenen Feiertag namens Boxing Day (Geschenkschachtel-Tag). Es ist der Tag mit dem größten Umsatz im Jahr für die Geschäfte und so voll waren diese auch mit ihren vielen Rabatten. Ich schaute mir das Geschehen kurz an, ging in den Supermarkt, testete das städtische WLAN und fuhr wieder zurück. Nun machte ich mich mit Bahn und Bus auf den Weg zum Scarborough Beach. Im Zug saßen viele glückliche junge Frauen mit gefüllten Einkaufstaschen. Ich legte mich in eine Wiese oberhalb des unglaublich weißen Strandes.

Scarborough Beach
Scarborough Beach

Das Schwimmen war wegen des Windes und der Wellen verboten, dafür gab es einige Kiteboarder.

Kiteboarder am Scarborough Beach
Kiteboarder am Scarborough Beach

Zum Sonnenuntergang wurde Salsa-Musik aufgelegt und schick dazu getanzt.

Abendhimmel am Scarborough Beach
Abendhimmel am Scarborough Beach
Tanz am abendlichen Scarborough Beach
Tanz am abendlichen Scarborough Beach

Bei Mondschein verabschiedete ich mich vom Strand.

Mondschein am Scarborough Beach
Mondschein am Scarborough Beach

Perths WLAN nutzte ich für das Weihnachtstelefonat mit der Familie und Verwandten. Dann ging ich in die Bar Elephant, in der eine Coverband spielte. Beim Einlass musste jeder seinen Ausweis zeigen und sich von einer Kamera fotografieren lassen. Ich fragte mich, ob dies wirklich nötig ist. Die Band spielte mit kleinen Pausen, in denen Musikvideos auf zwei Bildschirmen und einer Leinwand liefen. Mit Under The Bridge verabschiedeten sie sich und ich mich am Folgetag von Perth.

Coverband in der Bar Elephant
Coverband in der Bar Elephant

10 Gedanken zu „Perth (1) / Fremantle“

  1. Hallo Berthold,
    wir wünschen dir Frohe Weihnachten in Perth und bei all deinen weiteren Stationen tolle Eindrücke, gutes Gelingen und vor allem ein gutes Neues Jahr 2015!
    Wir sind überaus beeindruckt von deinen vielen bisherigen Stationen und deinen sagenhaft verfassten Berichten mit Bildern.
    Wir verfolgen immer wieder gerne deinen Blog!

    Viele Grüße aus Kisslegg
    Gette mit Inge

  2. Hi Berthold,

    Dir schöne Weihnachten im australischen Sommer !
    Es ist immer wieder schön deine tollen Bilder anzusehen … also halt uns weiter auf dem Laufenden 🙂

    Viele Grüße von Dani und Bernar

  3. Hallo Berthold,

    auch von mir aus der schwäbischen Ferne einen etwas verspäteten Weihnachtsgruß und alles Gute für Dich für 2015 und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!
    Hier hat der Schnee jetzt auf Stuttgart erreicht. Gestern flogen die Flocken schon im Allgäu dicht und ausgiebig. Heute sind in Stuttgart ca. 15 cm vorausgesagt. Juhuu!!

    Sandra

  4. Hallo Berthold,
    wir hoffen du hattest schöne Weihnachtstage auf der anderen Seite der Erde! Wir wünschen dir einen guten Rutsch ins neue Jahr und noch viele schöne Erlebnisse auf deiner Reise, die wir gerne auf deinem Blog verfolgen!
    Liebe Grüße
    Sabine und Roland aus Kisslegg

  5. Lieber Berthold,
    wir wünschen Dir alles Gute und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir bewundern deine Erfolge, Abenteuer und hoffen, dass du uns persönlich erzählst, was du erlebt hast. Du bist für uns ein richtiger Held.
    Mit herzlichen Grüssen Malgorzata und Wojtek aus Okszow – Chelm

  6. Hi Berthold.
    Wie hoffen, Du hattest schöne und warme Weihnachtstage! Ich verfolge fleißig deinen Blog und wäre jetzt auch sehr gerne in Australien;-)
    Weiterhin alles Gute und lass es Dir gutgehn in DownUnder – No Worries! 🙂
    Caro

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