Bago (2)

Mi. 03.12.2014
In Bago fuhr der Bus leider von mir zu spät bemerkt am Uhrenturm, Emperor Motel und Bahnhof vorbei, so dass ich mich beim Aussteigen vor gierigen Motorradtaxifahrern kaum retten konnte. Ich beschloss, den Weg zu Fuß zurück zum Emperor Motel zu machen. Ein Motorradfahrer blieb hartnäckig und wollte mich in ein Gespräch verwickeln, indem er fragte: „Where you go?“ Ich machte den Fehler und antwortete auf schwäbisch, dass ich nicht mit ihm reden möchte und war wegen seiner Aufdringlichkeit nicht mehr freundlich. Er bestand darauf, seine Frage beantwortet zu bekommen, ließ mich aber irgendwann in Ruhe. Schweißtriefend checkte ich im Hotel ein. Wenig später klopfte es an meiner Tür und der „Manager“ des Hotels wollte wissen, was ich so in Bago machen möchte. Ich sagte ihm, dass ich schon in der vorigen Woche da gewesen und müde von der Reise wäre, woraufhin er ging. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das nicht der Motorradfahrer von eben war. Ich hatte ihn in meinem Ärger kaum angeschaut. Jedenfalls war ich bei meinem ersten Aufenthalt im selben Hotel von keinem „Manager“ im Zimmer belästigt worden. Ich ging tatsächlich erst mal nicht aus dem Hotel, schaute mir dann den Sonnenuntergang von der Dachterrasse an und genoss das Mondlicht.

Blick über Bago am Abend
Blick über Bago am Abend

Da ich noch Hunger hatte, ging ich los und erinnerte mich auch an den Mann vom Language Charity Center. Als ich das zugehörige Schild fotografierte, stand der 80-Jährige plötzlich neben mir und ich freute mich ihn wieder zu sehen. Er lud mich ein, den Raum zu sehen. Er zeigte mir Kopien, die er für’s Unterrichten verwendete, und nahm mich auch in sein sehr aufgeräumtes Büro mit, in dem unter anderem ein Bild von ihm bei seinem Abschluss an der Universität hing. Er hatte unzählige Englischbücher für alle Lernstufen, auch dieses, mit dem er in Japan unterrichtete. Es hingen NLD-Plakate herum und er zeigte mir Fotos von früher. Er war auch schon beim Büro von Aung San Suu Kyi und traf sie dort. Bevor wir gingen, fotografierten wir uns gegenseitig und er gab mir einen Zettel mit seinem Namen (U Maung) und seiner Anschrift.

Der 80-jährige U Maung in seinem Language Charity Center
Der 80-jährige U Maung in seinem Language Charity Center

Da ich noch essen wollte, nahm er mich in ein Restaurant mit, dessen Besitzer er kannte. Ich begrüßte die Großmutter und traf einen ehemaligen Lehrer. Zudem bekam ich ein leckeres Essen mit Gemüse und zwei Suppen für 1600 Kyats (1,30 Euro). Dann ging ich mit U Maung zum Geschäft, in dem er seinen Massageausweis laminieren ließ. Auf dem Weg dorthin erzählte er, dass er mit 25 geheiratet hatte und seine Frau nach weniger als zwei Jahren starb. Daraufhin hat er nie mehr geheiratet und darum auch keine Kinder. So gingen wir noch zu seinem Bruder, der mit drei Generationen in einem schicken gemauerten und abgeriegelten Haus wohnte. Die zwei Enkeltöchter öffneten uns, aber der Bruder selbst war beim Gebet. So brachte U Maung mich zur Hauptstraße bei meinem Hotel und wir verabschiedeten uns herzlich.

Do. 04.12.2014
Immerhin nannte der „Manager“ die Abfahrtszeit des Zuges nach Rangun und so fand ich mich rechtzeitig am Bahnhof wieder. Dort traf ich ein bayerisch-australisches Trio sowie die Deutsche Sonja und den Österreicher Jean Pierre, der irgendwie Ähnlichkeit mit Campino hatte. Nach langem Warten wurde für uns drei ein Ticket ausgestellt und Sitzplätze versprochen. Als der Zug mit Verspätung ankam, wurden wir auf Plätze verwiesen. Es war eine zweistündige holprige Fahrt, vorbei an Feldern, auf denen das Heu und Stroh geschnitten und teilweise schon gestapelt war. Der Zug wackelte nicht nur von links nach rechts, sondern zwischenzeitlich stärker noch von oben nach unten, was zu witzigen Kurzfilmchen während der Fahrt führte.

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