Kirowsk

Do. 14.08.2014
Auf dem Festland angekommen, nahm mich ein inoffizieller Taxifahrer gemeinsam mit einer reisenden Russin zum Bahnhof. Dort übte ich mich gemeinsam mit vielen anderen in russischer Geduld, denn mein Nachtzug kam erst in zwei Stunden. Beim Einsteigen und Vorzeigen meines Passes kam ich mit Maksim ins Gespräch, der eine Raucherpause einlegte. Er nahm mich in ein freies Abteil und seine Freunde Marina und Sergej setzten sich dazu. Als die junge, streng wirkende Schaffnerin und die Polizei dastanden und mit den dreien redete, war mir doch etwas mulmig. Es war wohl so: Die Polizei schaute vorbei, weil Marina so laut redete und viele Reisende schon schlafen wollten. Es wäre wohl jetzt ein Problem gewesen, wenn hier Alkohol getrunken worden wäre. Ich blieb in dieser Situation außen vor. Nichtsdestotrotz waren die drei sehr herzlich und freundschaftlich und fanden es spannend, einen fremden Reisenden zu treffen. Sie übersetzten mir noch, dass ich für 1000 Rubel (21 Euro) dieses Abteil für mich alleine zum Schlafen bekommen würde. Wer das Geld dann bekommen hätte und wie offiziell das war, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir verabschiedeten uns und ich legte mich zum schnarchenden Paar in mein Abteil.

Fr. 15.08.2014
Am Bahnhof in Apatity angekommen, nahm mich ein freundlicher Taxifahrer mit goldenen Schneidezähnen nach Kirowsk. Auch bei ihm konnte ich punkten, weil ich Deutscher bin. Bei der Touristeninformation erklärte mir der dort Arbeitende, dass ich mich, wenn ich eine Wanderung machen möchte, bei der dortigen Bergrettung an- und abmelden solle, da in diesen harmlos wirkenden ca. 1200 Meter hohen Bergen schon viele Leute ums Leben kamen. Zudem schickte er mich ins neu eröffnete Hostel Snowpoint. Dort wurde ich freundlich aufgenommen und bekam Hilfe beim Ausfüllen des rein russischen Formulars. Bei der Bergrettung wurde mir zu dritt inklusive Google-Übersetzer geholfen, welchen Einstieg ich wählen kann und wo ich mich nach der Wanderung wieder rückmelden soll. Mit einem Minibus (Marschrutka) am See vorbeigefahren, kam ich am Fuße verschiedener Berge raus und suchte mir einen machbaren aus. Das Wetter war okay, aber es war noch leichter Regen wahrscheinlich. Wanderwege gibt es keine, den Weg sucht man sich selbst.

Auf dem Weg zum Gipfel
Auf dem Weg zum Gipfel

Es ist hier ein Wintersportort mit Schnee bis manchmal in den Juni, darum war jetzt erst die Erdbeerzeit, ich hatte selbst gepflückte leckere Erdbeeren vor dem Supermarkt erstanden. Oben auf dem Grat konnte ich die tolle Aussicht nicht lange genießen, denn der Himmel wurde im Westen immer dunkler.

Blick von oben
Blick von oben

Also fiel die Vesperpause aus und ich machte mich auf dem schnellsten Wege nach unten. Leider kam ich in den Regen, der kurz vor Ende des Abstiegs so stark war, dass ich durch und durch nass war. Zudem war mein gewählter Abstieg steiler als gedacht und die Steine waren jetzt glitschig, weswegen ich mich sehr konzentrieren musste. Unten angekommen hörte der Regen auf und ich rief die Dame von der Bergrettung an. Zum Glück erwischte ich schnell einen Bus in den Ort. In der Dusche konnte ich meine Unterhose auswringen wie eine nasse Badehose. Dennoch hatte sich meine Funktions-Kleidung bewährt, alles war am nächsten Tag wieder trocken. In der Nacht ging ich in die dortige Disco und tanzte unter Einheimischen meine Schuhe trocken. Als ich um halb 3 heim ging, war der Himmel im Norden hell, so ganz dunkel wurde es hier nicht. Herrlich.

Blick Richtung Norden um halb 3 nachts
Blick Richtung Norden um halb 3 nachts

Sa. 16.08.2014
Wegen Regens ging ich erst nachmittags an den nahe gelegenen, aber schwer zugänglichen See. Ich ging an sowjetischen Bausünden, Bahngleisen und offenen Wasserleitungen vorbei. Auch zwei Hunde sorgten dafür, dass ich einen größeren Bogen machen musste.

Am See bei Kirowsk
Am See bei Kirowsk

Hier in der Nähe wird apatithaltiges Gestein abgebaut, auf den Schienen hertransportiert und dort, wo die Hunde waren, weiterverarbeitet. Weil es wieder regnete und mir eine Nachtzugfahrt bevorstand, gönnte ich mir abschließend ein Essen in einem Hotel-Restaurant. Das wechselhafre Wetter hatte aber auch etwas Gutes: Ich konnte einen fast kompletten Regenbogen bewundern.

Regenbogen
Regenbogen

Mit einer Marschrutka und zu Fuß schlug ich mich zum 25 km entfernten Bahnhof durch und sparte Taxikosten, dafür musste ich nur viel Zeit mitbringen. Dieses Mal war die Zugfahrt unspektakulär: Ich hatte einen Liegewagen für mich alleine, aber leider war ich schon um 5 Uhr in Murmansk angekommen und die Nacht war beendet.

2 Gedanken zu „Kirowsk“

  1. Ja.. so schön und sehr interessant deine Blogs!!! Kannst du mal was drüber schreiben, was du/man so isst dort (z.B. hast du geschrieben, dass du in einem Restarant warst). Ich finde ineinem „fremden“ Land immer interessant, wie sich die Menschen (und wir als Besucher) sich dort ernähren… Liebe Grüße von Rolf

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